Thema des Tages

14-08-2017 14:40

Eine kleine Hommage auf den Regen

Zum Wochenstart werden Sonnenfans endlich belohnt, denn sie wurden in
der vergangenen Woche ganz schön auf die Geduldsprobe gestellt: Grau
in grau zeigte sich oft der Himmel, mancherorts regnete es sogar
tagelang. "Das ist gut für die Natur" sagen die einen - "und die
Schlangen vor den Eisdielen sind kürzer" trösten sich die anderen.
Aber so wirklich toll finden die meisten den Regen trotzdem nicht,
vor allem nicht im Urlaub. Aber warum eigentlich? Viele Kinder lieben
doch (noch) Regenwetter. Durch Pfützen zu springen und total
durchnässt im Regen zu tollen ist für sie meist mit mehr Spaß und
Glück verbunden als eitel "Sommer, Sonne, Sonnenschein". Aber wann
hat sich das geändert? Wer hat uns Erwachsenen beigebracht, Regen
wäre schlechtes Wetter?

Anstatt die Schultern hochzuziehen und missmutig zu werden, könnten
wir das "miese Wetter" auch mal mit anderen Augen sehen; denn Regen
ist ja nichts anderes als Leben spendendes Wasser, ohne das kein
Leben auf der Erde möglich wäre. Eigentlich wäre das schon Grund
genug, dem Regen etwas wohlgesonnener (warum eigentlich nicht
"wohlgeregneter"?) gegenüber zu stehen. Aber es gibt weitere positive
Aspekte, wie zum Beispiel, dass Regen verbindet. Etwa Wanderer, die
in einer Hütte Unterschlupf suchen und zusammenrücken, wenn es
draußen gießt. Regen erzeugt Nähe und nicht ohne Grund schüttet es in
romantischen Filmszenen oft wie aus Eimern. Niederschlag verleiht
Szenen etwas Besonderes, nicht nur etwas Düsteres, sondern auch etwas
Sinnliches. Woody Allen schrieb einmal: "Wer sich meine Filme
ansieht, wird feststellen, dass so gut wie nie die Sonne scheint,
sondern der Himmel immer grau ist. Ich liebe es einfach, wenn es
draußen regnerisch ist."

Und mal ehrlich: Würden wir uns noch über Sonnenschein freuen, wenn
es jeden Tag sonnig wäre? Oft ist es ja gerade die Abwechslung, die
reizvoll ist. Ohne Leid keine Freude. Ohne Arbeit kein Urlaub. Regen
ist also gut für den Kontrast.

Wem das zu abgestumpft klingt, dem sei hinzugefügt, dass Regen
außerdem schlau macht. Australische Forscher fanden heraus, dass
Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit bei Regenwetter dreimal
höher sind als bei Sonnenschein.

Und last but not least: Regen macht nicht nur schlau, sondern auch
schön. Schon seit längerem gibt es die Theorie, dass Sprühregen gut
für den Teint ist. Mittlerweile kann ?frau? in Drogeriemärkten
deshalb sogar kleine Sprühfläschchen mit Wasser kaufen, die dank
geschickter Vermarktung teuer unter Namen wie "Eau de Mineral
Rafraichissant" verkauft werden. Sparfüchse könnten da beim nächsten
Nieselregen auch einfach das Gesicht gen Himmel richten.

Regenwetter hat also einen ganz eigenen Reiz, man muss ihn nur
entdecken. Entdecken kann man bei Regen übrigens auch so einiges in
der Rheinland-Pfälzischen Landeshauptstadt. Denn
Kommunikationsdesignstudenten haben in Mainz flotte Vierzeiler,
Kalauer und Zitate aus Liedtexten mit einer unsichtbaren Farbe auf
die Gehwege gesprüht, die immer dann sichtbar werden, wenn es regnet.
Die Texte sollen diejenigen, die dem Regen so gar nichts abgewinnen
können, ein bisschen aufmuntern, überraschen und zum Nachdenken
anregen.

Und wer nun immer noch nicht so wirklich von den guten Seiten des
Regens überzeugt ist, dem sei mit auf den Weg gegeben, dass sich ja
schlussendlich immer die alte und etwas banale Redewendung
bewahrheitet: Auf Regen folgt Sonnenschein.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.08.2017

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