Thema des Tages

01-09-2017 14:40

Pünktlichkeit


Im Allgemeinen ist der Begriff Pünktlichkeit ja positiv besetzt.
Manchmal ist es aber so, dass ein wenig Verspätung durchaus als
angenehm empfunden werden kann. Und dies gilt sicher auch für den
Herbst, von dem sich viele - wenn auch nicht alle - wünschen, er möge
sich bis zu seinem Eintreffen doch bitte viel Zeit lassen.

Doch in diesem Jahr ist der Herbst pünktlich, was ja schon im Thema
des Tages am vergangenen Montag angedeutet wurde. Überpünktlich
sogar. Rechtzeitig zu seinem meteorologischen Beginn ist die
Kaltfront von Tief NEPOMUK vollständig über uns hinweg gezogen und
erstreckt sich am heutigen 1.9. von Polen über Tschechien bis nach
Österreich. Was nichts anderes bedeutet, als dass wir in Deutschland
komplett unter Kaltluft subpolaren Ursprungs liegen.

Wie überpünktlich der Herbst tatsächlich war, zeigt die beigefügte
Abbildung. Man sieht den Temperaturverlauf an der Station Trier-Zewen
vom vergangenen Dienstag bis in den heutigen Freitag hinein.
Einerseits können Sommerfans dabei in Erinnerungen schwelgen,
schließlich war der Dienstag noch ein Hitzetag mit Höchstwerten von
31 Grad. Andererseits ging es danach mit den Temperaturmaxima bergab,
erst zögerlich, dann kräftig, und in der vergangenen Nacht lagen die
Tiefstwerte dann schon bei durchaus herbstlichen 8 Grad.

Herbstlich muten aber nicht nur die Temperaturen an. Auch die dichten
Wolken und der Dauerregen im Süden und Südosten haben nichts, woran
man sich erwärmen kann. Vom gestrigen Donnerstagabend um 18 Uhr bis
heute Morgen um 6 Uhr fielen in Wangen im Allgäu 54 Liter Regen auf
den Quadratmeter. Über 40 Liter waren es beispielsweise in
Oberstdorf, Leutkirch-Herlazhofen, Immenstadt oder Oberstaufen. Und
es soll an den Alpen bis zum Sonntag weiterregen. Da hilft wohl nur
ein sommerlich-sonniges Gemüt. Wenngleich der Vollständigkeit halber
erwähnt werden muss, dass kräftige Niederschläge an sich nichts
typisch herbstliches sind. Denn auch an den Alpen fallen - im
klimatologischen Mittel und über das Jahr betrachtet - die höchsten
Niederschlagsmengen im Sommer.

Das dürfte in der aktuellen Situation für die Oberschwaben und
-bayern kein Trost sein. Eher schon, dass die Gewässer in der Region
kräftige Regenfälle gewohnt sind und daher nur lokal
Hochwassermeldeschwellen erreicht werden sollen
(www.hochwasserzentralen.de). Abflussmildernd wirkt sich dabei auch
aus, dass (Sommerfans bitte nicht weiterlesen!!!) in den Hochlagen
über 1800 Meter der Niederschlag teilweise sogar als Schnee fällt und
somit nicht zum Abfluss kommt.

Das ist sogar schon ein Hauch von Winter. Der wäre dann allerdings
wirklich überpünktlich!

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.09.2017

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