Thema des Tages

21-09-2017 14:40

Der Nebel kriecht in die Wälder

Am heutigen Donnerstagmorgen lässt sich in vielen Teilen Deutschlands
ein Wetterphänomen beobachten, das im Herbst regelmäßig vorkommt und
auch ein Zeichen des endenden Sommers ist: Nebel. Vor allem über
Wiesen, Feldern und Flüssen bildet er sich, um dann auch in die
Wälder oder durch die Städte zu kriechen. Wie aber entsteht er und
warum trifft man ihn im Herbst so viel häufiger an als im Sommer?

Als Nebel wird die dichte Verteilung kleiner Wassertröpfchen in
Bodennähe bezeichnet, die aus kondensiertem Wasserdampf dort
entstanden sind. Im Prinzip ist der Nebel daher nichts anderes als
eine am Boden aufliegende Wolke. Diese ?Wolke? reduziert dann auch
die Sichtweite. Je mehr Wassertröpfchen nun vorhanden sind, desto
stärker ist die Sichteinschränkung. Ab einer Sichtweite unter 1 km
spricht der Meteorologe von Nebel. Bei Sichtweiten zwischen 1 und 8
km sowie einer relativen Luftfeuchte von 80 % wird die Bezeichnung
"feuchter Dunst" gewählt.

Bei der Entstehung des Nebels ist ein Vorgang wichtig: Die Luft wird
soweit mit Wasserdampf gesättigt, bis dem Wasserdampf nichts anderes
mehr überbleibt, als zu kondensieren bzw. auszufallen. Dann bilden
sich Wassertröpfchen und der Nebel entsteht.

Diese Sättigung der Luft mit Wasserdampf wiederum kann auf
verschiedene Arten hervorgerufen werden. Daher wird zwischen drei
Nebeltypen unterschieden: Abkühlungsnebel, Verdunstungsnebel und
Mischungsnebel.

Der Abkühlungsnebel wird durch eine Abkühlung bodennaher
Luftschichten ausgelöst. Da kalte Luft weniger Wasserdampf aufnehmen
kann als warme, wird die Luft relativ gesehen immer feuchter, bis sie
irgendwann gesättigt ist und der Kondensationsprozess in Gang kommt.
Die Abkühlung kann durch mehrere Vorgänge erfolgen: durch die
Abkühlung bodennaher Luft als Folge nächtlicher langwelliger
Ausstrahlung (Strahlungsnebel), durch Abkühlung herangeführter
feucht-warmer Luft über einen kalten Untergrund (Advektionsnebel) und
durch Abkühlung einer aufsteigenden Luftmasse bei Anströmung gegen
einen Berg (orografischer Nebel).

Verdunstungsnebel entsteht, wenn bodennahe Luftschichten mit
Wasserdampf durch einen warmen und sehr feuchten Untergrund
angereichert werden und so die Sättigung irgendwann erzielt wird.
Eine bekannte Form dieses Nebels ist der Seerauch (oder auch
Meerrauch bzw. Flussrauch).

Beim Mischungsnebel wird die Luft dadurch gesättigt, dass sich die
Luft zum einen durch Mischung abkühlt und sie zum anderen
gleichzeitig auch mit Wasserdampf angereichert wird. Mischungsnebel
gibt es beispielsweise bei Niederschlägen oder bei Fronten, wo
feuchte und warme Luft mit kalter und trockener durchmischt wird.

Im Herbst ist der Strahlungsnebel die häufigste Form. Im Vergleich zu
den Sommermonaten kühlt sich die Luft durch die länger werdenden
Nächte und die dadurch bedingte vermehrte langwellige Ausstrahlung
wieder stärker ab, sodass die Sättigung viel eher und leichter
erreicht wird als im Sommer. Im Winter und im Frühjahr sind die
Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht häufig nicht so groß
wie im Herbst, sodass der Herbst die bevorzugte Jahreszeit für den
Nebel ist. Zusätzlich sorgt die noch gut ausgeprägte Vegetation für
einen zusätzlichen Eintrag an Feuchtigkeit.

In den kommenden Tagen bleibt der Nebel das beherrschende
Wetterthema. Am Tage löst sich dieser im derzeitigen Frühherbst - am
morgigen Freitag (22.09.2017) beginnt übrigens um 22.02 MESZ auch der
kalendarische (astronomische) Herbst - meist wieder auf, auch wenn er
sich zum Teil länger in den Tag hinein halten kann. So lässt sich bei
Höchsttemperaturen von 22 oder vielleicht 23 Grad dann tagsüber ein
Hauch von "Altweibersommer" (siehe www.dwd.de/lexikon, Stichwort:
"Altweibersommer") genießen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.09.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst