Thema des Tages

08-10-2017 14:40

"Ein Kaffee am Morgen - vertreibt Kummer und Sorgen"

Die Straßencafes sind gut besucht, in den Fußgängerzonen reihen sich
die Geschäfte der großen "Ketten" unmittelbar aneinander und auch bei
jedem Bäcker kann man ihn bestellen. Wo man auch hinschaut, Leute mit
Kaffeebechern oder immer öfter auch eigenen Thermosgefäßen als
umweltfreundliche Variante erspäht man beim Stadtbummel eigentlich
immer. Da überrascht es nicht, dass der Deutsche laut des aktuellen
Kaffeereports 2017 im Schnitt 0,4 Liter (circa zwei kleine Tassen) am
Tag zu sich nimmt. Nach statistischen Umfragen trinken
durchschnittlich 66 Prozent und damit rund zwei Drittel der Deutschen
regelmäßig das beliebte Heißgetränk. Damit ist Kaffee noch vor Bier
weiterhin das beliebteste Getränk der Deutschen. Das Geschäft boomt,
da könnte man doch auf die Idee kommen, sich seinen eigenen Kaffee im
Garten oder auf dem Balkon anzubauen. Doch ist das bei den hiesigen
klimatischen Verhältnissen überhaupt möglich?

Kaffee, dessen Wortursprung sich aus dem arabischen "qahwa" ableitet
und übersetzt soviel wie "anregendes Getränk" bedeutet, gilt als
Genussmittel. Das aus gerösteten und gemahlenen Kaffeebohnen und mit
heißem Wasser aufgebrühte Getränk wird daher nicht in erster Linie
aus Gründen der Sättigung oder des besonderen Nährwertes konsumiert,
sondern Liebhaber erfreuen sich eher koffeinbedingt an der anregenden
Wirkung und des besonderen Geschmacks. A propos, hat man die Samen
aus den Früchten der Kaffeepflanze erst einmal extrahiert, so lassen
sich je nach Röststufe die unterschiedlichsten Aromen erzeugen. Die
bekanntesten Pflanzenarten sind "Arabica" und "Robusta", von denen
jeweils verschiedene Sorten existieren. Der weltweit größte Erzeuger
ist mit Abstand Brasilien mit einer Erntefläche von rund 2 Millionen
Hektar, was sich in circa 3 Millionen Tonnen Rohkaffee niederschlägt.
Dahinter folgen Vietnam, Indonesien und Kolumbien.

Alle Länder eint die Lage in den Tropen, weshalb sich an dieser
Stelle schon erahnen lässt, dass der Kaffeeanbau hierzulande in der
freien Natur wohl nicht sehr aussichtsreich sein dürfte. Tatsächlich
benötigen Kaffeepflanzen ein ausgeglichenes Klima ohne Extrema mit
Durchschnittstemperaturen zwischen 18 und 25 Grad Celsius. Dabei
sollte die 30 Grad-Marke nicht über- und die 10 Grad-Marke nicht
unterschritten werden. Frost ist erst recht "Gift" für die Pflanzen.
Darüber hinaus haben sie einen sehr großen Wasserbedarf, jährliche
Niederschlagsmengen zwischen 1500 und 2000 mm sind ein Muss.
Ebenfalls anfällig zeigen sich Kaffeesträucher und -bäume für viel
Wind und Sonnenschein, weshalb um große Plantagen häufig Hecken oder
Schattenbäume zu finden sind. Komplettiert werden die komplexen
Anforderungen durch tiefgründige, gut "durchlüftete" Böden, die
neutral bis leicht sauer sein sollten. Alles in allem sind das
deutlich zu hohe Ansprüche für unser Jahreszeitenklima der gemäßigten
Breiten. Im richtigen Temperaturfenster sind wir hierzulande
lediglich in den Sommermonaten und das auch eher im Süden, denn
Richtung Küste. Mit rund 800 mm müssten wir den durchschnittlichen
Jahresniederschlag durch künstliche Bewässerung mal eben verdoppeln
und einen Schutz vor Wind und Sonnenschein müsste man auch
installieren.

Stellt sich die Frage, ob es in einem Wintergarten, Gewächshaus oder
in der Wohnung mit der hauseigenen Kaffeeproduktion funktionieren
würde? In der Tat gibt es in Deutschland inzwischen zahlreiche
Kaffeeliebhaber, die selbst Kaffeepflanzen anbauen, pflegen und
züchten. Geheimtipps wie die regelmäßige Beimengung von Zitronensaft
für den Boden, mit der man leichte saure Werte erreicht oder die
Bestäubungshilfe mit einem Pinsel findet man zuhauf in einschlägigen
Internetforen. Bis man ausreichend Bohnen geerntet hat (erste Erträge
nach 3 bis 4 Jahren), muss man allerdings viel Geduld und Liebe
aufbringen und letztlich steht ja anschließend auch noch die
komplizierte Röstung aus, die nur mittels großer Gerätschaften
möglich ist.

Der Autor selbst galt auch jahrelang als bekennender Ablehner dieser
bitteren, schwarzen "Plörre". Mit Geburt seiner Tochter und
Anschaffung eines heimischen Kaffeevollautomaten änderte sich die
Sichtweise allerdings um 180 Grad und der tägliche "Latte Macchiato"
gehört seitdem zum Start in den Tag mit dazu.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.10.2017

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