Thema des Tages

15-10-2017 14:40

OPHELIA - Ein Hurrikan für die Geschichtsbücher

Bereits am vergangenen Donnerstag wurde im Thema des Tages
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/10/12.html) auf
den ungewöhnlichen Entstehungsort, die sehr günstigen
Entwicklungsbedingungen und die Zugbahn von OPHELIA Richtung Europa
eingegangen. Am gestrigen Samstag nun erreichte OPHELIA mittlere
Windgeschwindigkeiten von 185 Kilometern pro Stunde und Böen von über
200 km/h. Damit wurde OPHELIA in die Kategorie 3 der fünfteiligen
Saffir-Simpson-Skala eingestuft und erlangte den Status eines "major
hurricane" (schweren Hurrikans). Die Satellitenbilder von OPHELIA
erinnerten an Wirbelstürme in der Karibik oder im Pazifik, für den
Ostatlantik gaben sie dagegen ein unwirkliches Bild ab. Noch nie hat
ein Hurrikan so weit östlich auf dem Atlantik die Kategorie 3
erreicht. Der bisherige Rekordhalter, Frances (1980), hat sich auf
29,8° West etwas mehr als drei Grad weiter westlich zum schweren
Hurrikan verstärkt.

Mit OPHELIA hat sich die Zahl der Hurrikane in dieser Saison, die
mindestens die Kategorie 3 erreicht haben, nun auf sechs erhöht. Nur
1961 und 2005 gab es mit sieben solcher Wirbelstürme mehr schwere
Hurrikane.

Auf ihrem weiteren Weg nach Nordosten interagiert OPHELIA mit einem
Höhentrog und einer Kaltfront knapp östlich von ihr und wandelt sich
im Laufe des heutigen Sonntags und in der Nacht zum Montag allmählich
in ein außertropisches Orkantief um. Den immensen
Windgeschwindigkeiten kann diese Entwicklung aber zunächst nichts
anhaben. Somit erwartet Irland und dort vor allem die Südküste am
Montagnachmittag, wenn OPHELIA auf Land trifft, ein außergewöhnlich
schwerer Sturm. Die mittleren Windgeschwindigkeiten können zeitweise
über 80 km/h und die Orkanböen über 130, direkt an der Küste auch
über 150 km/h liegen. Mit großen Schäden, unter anderem durch
umstürzende Bäume, ist deswegen zu rechnen. Durch die rasche
Verlagerung des Orkantiefs kommt es auf der Insel immerhin nicht zu
größeren Regenmengen, die ja häufig eine Begleiterscheinung von
Ex-Hurrikanen sind. Für aktuelle, lokale Informationen nutzen Sie die
Webseiten des irischen Wetterdienstes Met Eireann und des britischen
Wetterdienstes Met Office.

Auf ihrem weiteren Weg nach Südnorwegen findet OPHELIA dann
ungünstige atmosphärische Bedingungen vor, schwächt sich deutlich ab
und löst sich schließlich auf, bzw. bildet den Randtrog eines
Sturmtiefs über Nordwestrussland. Die direkten Auswirkungen auf das
Wetter in Deutschland sind durch die Abschwächung und die nördliche
Zugbahn nur gering. Am Dienstag frischt der Südwest- bis Westwind an
der Nordsee und im Norden Schleswig-Holsteins zwar auf, mehr als
Windböen oder einzelne stürmische Böen sind aber nicht zu erwarten.
Dies ist für Oktober nicht ungewöhnlich und letztlich kein Vergleich
zu den Werten, die für Irland zu erwarten sind.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.10.2017

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