Thema des Tages

01-11-2017 14:40

Ungeliebter November

Vor einigen Jahren wurde unter der deutschen Bevölkerung eine Umfrage
über die Beliebtheit der verschiedenen Monate durchgeführt. Es wird
wahrscheinlich die Wenigsten überraschen, dass die Wintermonate in
dieser Beliebtheitsrangliste eher am unteren Ende zu finden waren.
Den letzten Platz nahm allerdings mit Abstand der November ein, damit
ist er der unbeliebteste Monat im Jahreskreis. Eine exakt passende
meteorologische Erklärung dafür zu finden ist aber keine sonderlich
leichte Aufgabe.



Mit der mittleren Monatstemperatur kann die Unbeliebtheit jedenfalls
nicht eindeutig begründet werden. Im Normalfall sind die
nachfolgenden Monate Dezember, Januar und Februar im Mittel deutlich
kälter als der November. Das vieljährige deutschlandweite Mittel der
Temperatur liegt im November immerhin noch bei 4,3 °C, im Dezember
hingegen bei 1,1 °C. Der Januar weist einen Mittelwert von -0,2 °C,
der Februar einen Wert von 0,6 °C auf. Selbst der März (3,7 °C) ist
im Normalfall etwas kälter als der November. Die kälteempfindlichen
Bevölkerungsgruppen werden also eher die typischen Wintermonate als
unbeliebt benennen.



Beim Niederschlag ist die Argumentation nicht ganz so eindeutig.
Generell variieren die mittleren monatlichen Niederschlagssummen
zwischen November und März nur in geringem Maße. Allerdings ist doch
zu erkennen, dass der November im Normalfall nach dem Dezember einer
der feuchteren Monate der kalten Jahreszeit ist. Es muss aber
entgegnet werden, dass die Sonne im November (51,5 Stunden) für
gewöhnlich länger scheint als im Dezember (36,6 Stunden), als auch im
Januar (42,1 Stunden). Der Februar hat hingegen schon aus
astronomischen Gründen einen Startvorteil mit mittleren 70,1 Stunden
Sonne. Das Vorurteil des trübsten Monats kann daher für den November
nicht gehalten werden.



Nach den objektiven meteorologischen Kriterien ist es demnach schwer,
eine eindeutige Erklärung für die Unbeliebtheit und das schlechte
Image des Novembers zu finden. Wahrscheinlich spielt auch das
subjektive Empfinden bei der Beurteilung eines Monats eine
entscheidende Rolle. Während man im November noch den oft "goldenen"
und angenehm warmen Oktobertagen nachtrauert, überstrahlt der Gedanke
an Weihnachten manche trüben Dezembertage. Eventuell lässt auch der
zunehmende "Weihnachtsstress" die meteorologischen Gegebenheiten in
den Hintergrund rücken. Zu Jahresbeginn wird die Dauer des
Tageslichts nach der Wintersonnenwende dann schon wieder länger,
sodass die Vorfreude auf den nahenden Frühling deutlich steigt.



Erwähnenswert ist zudem, dass der November mit eher negativ wirkenden
Bildern und Begriffen verbunden ist. Die farbenfrohe Natur
verschwindet aus unserem Umfeld und lässt eine kahle Landschaft
zurück, die nicht unbedingt die Stimmung erhellt. Darüber hinaus
nehmen sicherlich die christlichen Wurzeln eine gewisse Rolle ein.
Sowohl in der katholischen, als auch in der evangelischen Kirche ist
der November ein Monat des Gedenkens an die Verstorbenen. Natürlich
spielt die Umstellung von der Sommerzeit auf die Normalzeit Ende
Oktober dem November übel mit. Die um eine Stunde früher einsetzende
Dunkelheit begrenzt die Aktivitäten im Freien deutlich. Nicht zuletzt
werden mit den von uns seit wenigen Tagen wieder benötigten Warnungen
vor Frost und Glätte auch die negativ besetzten Begriffe
"Winterreifen" und "Streupflicht" wieder ins Gedächtnis gerufen.



Wie schaut die aktuelle Wetterentwicklung nun aber aus? Das
Hochdruckgebiet VERA sorgt am heutigen Mittwoch vor allem im
Südwesten noch für ein paar Sonnenstunden. Sonst überwiegen die
Wolken deutlich, wobei im Norden und Osten gebietsweise leichter
Regen fällt. Ab der Nacht zum Donnerstag bildet sich über
Skandinavien ein Tief, das vor allem im Norden für Windböen, an der
See und in den höheren Lagen für Sturmböen sorgen wird. Zudem setzt
im Norden und Osten schauerartiger Regen ein.


Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.11.2017

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