Thema des Tages

07-11-2017 14:40

Der Martinssommer fällt aus.


Der Martinssommer ist ein Witterungsregelfall (Wettersingularität),
der häufig um den 11. November auftritt. Stabile Hochdruckgebiete
führen dabei mit einer südlichen Strömung nochmals warme Luft nach
Deutschland. Oft ist es nach dem Altweibersommer und dem "Goldenen
Oktober" der letzte markante Warmluftvorstoß vor der kalten
Jahreszeit. Der Legende nach geht der Martinssommer auf den Tod des
heiligen Bischofs Martin von Tours zurück, an dessen Todestag das
Phänomen erstmalig aufgetreten sein soll. Der Martinssommer ist kein
richtiger Sommer im klimatologischen Sinne, denn echte Sommertage mit
Temperaturen über 25 Grad werden in der Regel nicht mehr erreicht.
Aufgrund der Ende Oktober oft schon vorherrschenden kühlen
Temperaturen, kommt einem die milde Witterung dennoch wie ein kleiner
Sommer vor.

Dieses Jahr wird der Martinssommer allerdings ausfallen. Denn zum
Wochenende stellt sich eine Nordwestwetterlage ein. Dabei zieht ein
kräftiges Tief nach Skandinavien. Zwischen diesem Tief und einem Hoch
über dem Atlantik stellt sich eine nordwestliche Strömung ein, in der
kühle polare Meeresluft bis nach Mitteleuropa vordringen kann. Die
Kaltfront des Tiefs wird uns voraussichtlich am Samstag mit Regen
überqueren. Nachfolgend bilden sich in der eingeflossenen Kaltluft
bei wechselnder Bewölkung zahlreiche Regen- und Graupelschauer. In
den Mittelgebirgen kann es sogar schneien und auch die Alpen wintern
weiter ein. Da die Polarluft noch über die relativ warme Nordsee
einfließt und sich dort in den unteren Schichten erwärmen kann, wird
es in tiefen Lagen nicht ganz so kalt. Somit wird es dort bei
Höchstwerten von 6 bis 9 Grad nicht für den ersten Schnee reichen.

Ein Blick in die erweiterte Mittelfristvorhersage zeigt, dass sich in
der kommenden Woche nur sehr langsam wieder schwacher
Hochdruckeinfluss durchsetzt. Dabei bleibt es für die Jahreszeit
weiterhin etwa 1 bis 2 Grad zu kalt. Somit ist auch ein verspäteter
Martinssommer eher unwahrscheinlich.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.11.2017

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