Thema des Tages

08-11-2017 14:40

Die Leoniden flitzen über den Novemberhimmel - doch können wir sie
auch sehen?

Auch im November können sich Sternschnuppenliebhaber freuen und dem
Himmelsspektakel der sogenannten Leoniden beiwohnen. Dies ist aber
nur möglich, wenn die astronomischen Rahmenbedingungen sowie auch das
Wetter mitspielen. Gerade im eher grauen und tristen, deutschen
November kann freie Sicht nicht gewährleistet werden. Bevor wir
jedoch einen kurzen Blick in die Wetterküche wagen, sollen vorab ein
paar interessante Informationen zu dem Phänomen der Sternschnuppe
aufgezeigt werden.

Neben der Erde und anderen Planeten des Sonnensystems kreisen auch
viele andere kleinere und größere Partikel wie Sand, Staub und
(Kiesel-) Steine um die Sonne. Auf ihren Bahnen dringen auch große
Mengen solcher Partikel, sogenannte Meteoroide, mit sehr hoher
Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein. Dabei glühen sie kurz als
Meteore auf und verdampfen schließlich. Das auf mehrere Tausend Grad
aufgeheizte Gas um einen verglühenden Partikel herum kann der
Beobachter dann als Sternschnuppen betrachten.

Wer geduldig den möglichst dunklen Nachthimmel beobachtet, kann
theoretisch in jeder Nacht des Jahres Sternschnuppen sehen. Die
meisten dieser sporadischen Meteore stammen aus dem Asteroidengürtel
zwischen den Planeten Mars und Jupiter, wo sich zahlreiche und
unterschiedlich mächtige Gesteinsbrocken tummeln. Der größte Anteil
besteht aus Partikeln in Staubkorngröße, die beim Eintritt in die
Atmosphäre vollständig verglühen. Größere Stücke überstehen jedoch
teilweise die heiße Reise durch die Erdatmosphäre und fallen dann als
Meteoriten zu Boden.

In bestimmten Zeiträumen des Jahres kommt es zu einer verstärkten
Sternschnuppenaktivität am Himmel. In solchen Nächten huschen
zahlreiche Sternschnuppen über den Nachthimmel, die anscheinend alle
einen einzigen Ausgangspunkt haben. Die Schweifsterne sind dabei
teils kilometergroße Brocken aus Staub und leichtflüchtigen
Materialien wie gefrorenes Methan, Trockeneis und Wassereis, die in
der Regel von einem Kometen abstammen. Im Laufe der Zeit sammeln sie
sich entlang der Kometenbahn an und bilden schließlich den
Meteorstrom. Kreuzt nun die Erde die Bahn eines Meteoritenstroms,
treten wiederholt Partikel in die Erdatmosphäre ein und verglühen.

Der vielleicht berühmteste Meteorstrom sind dabei die Leoniden, die
aus Auflösungsprodukten des Kometen 55P/Tempel-Tuttle bestehen. Jedes
Jahr um den 18. November kreuzt die Erde auf ihrem Weg um die Sonne
die Umlaufbahnen dieses Meteorstroms. Für Beobachter auf der
Erdoberfläche scheint der Ursprung aller auftretenden Sternschnuppen
im Sternbild Löwe (lat. Leo) zu liegen, der dem Strom schließlich dem
Namen gab. Da dieses Sternbild erst nach Mitternacht aufgeht und kurz
vor Beginn der Morgendämmerung im höchsten Punkt steht, sind die
Sternschnuppen überwiegend ausgangs der Nacht in Hülle und Fülle zu
beobachten. Ab dem 4. November sind jedes Jahr erste Sternschnuppen
der Leoniden am Himmel zu sehen. Der Aktivitätszeitraum der Leoniden
erstreckt sich jedoch überwiegend vom 13. bis zum 21. November, in
dem meist zwischen 10 und 25 Sternschnuppen pro Stunde über den
Nachthimmel flitzen. Aufgrund der Mondphase, die sich beim Höhepunkt
der Leoniden im Bereich des Neumondes befindet (18.11.2017), sollte
die Helligkeit des Mondes bei der Beobachtung also nicht weiter
stören.

Da das Sternzeichen des Löwen in diesem Jahr zu einem ungünstigen
Zeitpunkt und zudem auch nur wenig über dem Horizont steht, werden
wir in Mitteleuropa unabhängig vom Wetter, wohl nur wenig von den
Leoniden mitbekommen. Aber auch bei besserem Timing des Sternbildes
würden die Aussichten zumindest zu Beginn der Leoniden eher mau
aussehen. Denn zunächst verdecken vielerorts dichte Wolkenfelder den
Blick zu den Sternen. Erst ab Dienstag steigen die Chancen für
größere Auflockerungen etwas an.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.11.2017

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