Thema des Tages

17-11-2017 14:40

So muss Technik

Die grammatikalisch durchaus gewöhnungsbedürftige Überschrift
entstammt dem Werbeslogan eines großen Elektronikmarktes. Es darf
wohl angenommen werden, dass damit auf die Qualität der Produkte
hingewiesen werden soll. Ob man am Ende tatsächlich mit den Produkten
zufrieden ist, hängt natürlich auch vom Einsatzgebiet ab. Und in der
Meteorologie, um hier den Bogen zu schlagen, sind die Einsatzgebiete
oftmals extrem, so dass keine "Ware von der Stange" zum Einsatz
kommen kann.

Ein Beispiel für solche extreme Einsatzgebiete ist die
Satellitenmeteorologie, und ein Beispiel für High-End-Technik ist der
Satellit SUOMI-NPP. Wer bei dem Namen an Finnland denkt, liegt leider
falsch. Der Satellit ist nach dem amerikanischen Meteorologen Werner
E. Suomi (6.12.1915 bis 30.07.1995) benannt, einem Pionier der
Satellitenmeteorologie.

Das Kürzel NPP steht dabei für "National Polar-Orbiting Partnership",
eine Kooperation der beiden US-amerikanischen Organisationen NOAA und
NASA. Polar-Orbiting bedeutet, dass es sich um einen Satelliten
handelt, der sich auf seiner Bahn um die Erde über die Polregionen
bewegt.

Auf seiner Bahn um die Erde scannt der Satellit, typisch für
polarumlaufende Satelliten, die gesamte Erdoberfläche bzw. die
Atmosphäre in einzelnen Streifen sukzessive ab. Das ist ein Vorteil
(oder Nachteil, je nach Blickwinkel) gegenüber geostationären
Satelliten, die immer nur die gleiche Region der Erde betrachten. Die
Bahnhöhe von SUOMI-NPP liegt bei 824 km. Das ist ein (weiterer?)
Vorteil, denn damit bewegt er sich für einen Satelliten sehr nah an
der Erdoberfläche und es gelingen teils spektakulär-scharfe Bilder.

Ein Beispiel dafür sehen Sie in der entsprechenden Grafik
(Echtfarben-Aufnahme von vorgestern, Mittwoch, 15.11.2017 um 13 Uhr
MEZ). Ins Auge stechen in der Bildmitte die schneebedeckten Alpen,
bei denen nicht nur größere, sondern auch kleinere Täler
beeindruckend deutlich zu erkennen sind. Sehr klar sieht man auch
streifenförmige Wolkenformationen, sogenannte Leewellen (grüne
Kreise) über Italien, die dem Namen entsprechend bevorzugt im Lee von
Gebirgen entstehen. Auch zeigt SUOMI-NPP die tiefe Bewölkung im
Oberrheingraben (blauer Kreis), die vom Schwarzwald auf der einen und
vom Elsass auf der anderen Seite begrenzt wird.

Dass SUOMI-NPP aber nicht nur zur Wetterbeobachtung eingesetzt werden
kann, sieht man im roten Kreis. Selbst die Trübung des Wassers im
Löwengolf zeigt der Satellit sehr deutlich.

An SUOMI-NPP, der schon seit Oktober 2011 die Erde umkreist und damit
nicht wirklich neu ist, lässt sich erkennen, wohin die Reise in der
Satellitentechnik gehen wird: Immer präzisere und vielfältigere
Messgeräte und Instrumente, die in vielen Wissenschaften ein
unverzichtbares Mittel der Forschungsarbeit sind.

Oder, um es mit den - leicht abgewandelten - Worten der
Marketingstrategen und der Werbung zu sagen:

SO(!!!) muss Technik!

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst