Thema des Tages

10-05-2016 14:40

Hof oder Halo - unterschiedliche Lichterscheinungen am Himmel

Besonders während der kalten Jahreszeit kann man im Fernsehen oft
alte oder neu verfilmte Märchenfilme genießen. Als Kind freute man
sich über die spannenden Erzählungen und Erwachsene lassen sich dabei
gerne in ihre Kindheit zurückversetzen. Neben den abenteuerlichen
Erlebnissen kommen dabei immer wieder Szenen vor, in denen die Heldin
oder der Held durch die Nacht reiten, laufen oder irren. Häufig
erzeugt dabei die Kombination aus zahlreichen dünnen Wolken oder
etwas Nebel und einem hell durch die Wolken scheinenden Vollmond eine
mystische Stimmung, wenn der Mond, eingebettet in einer matten
Lichtscheibe, am Himmel steht. Aber es gibt auch tagsüber zeitweise
Lichterscheinungen, die die Sonne als ein Ring umgeben und mal mehr
mal weniger strahlend am Himmel stehen.

Beide Lichterscheinungen haben unterschiedliche Namen und sind als
"Hof" und "Halo" bekannt.
Es handelt sich dabei um optische Phänomene in der Atmosphäre,
hervorgerufen durch Licht, das von der Sonne und dem Mond aus durch
Wolken hindurch den Beobachter erreicht. Doch kritischen Beobachtern
fallen sicherlich Unterschiede auf, die auf eine jeweils andere
physikalische Entstehungsweise zurückzuführen sind. Wenden wir uns
zunächst dem Halo zu, der im Thema des Tages vom 04.09.2015 bereits
näher beschrieben wurde.

Ein Halo ist ein Lichtring, der durch sehr hohe Wolken hervorgerufen
wird, die sich zwischen Mond oder Sonne und dem Beobachter befinden.
Wir sprechen dabei von Cirruswolken (im Deutschen bekannt als
"Federwolken"), die in 6 bis 12 km Höhe über dem Beobachter
vorüberziehen. In dieser Höhe sind hauptsächlich Eiskristalle
vorhanden, deren Spektrum von Säulen- bis hin zu Plättchenkristallen
reicht. Einfallendes Licht wird in diesen Kristallen gebrochen und
reflektiert, wobei die Ausrichtung des Kristalls und der
Einfallswinkel des Lichts bestimmen, wie oft das Licht reflektiert
oder gebrochen wird und mit welchen Farben es wieder aus dem Kristall
austritt. Diese Lichtringe sind meist relativ scharf abgegrenzt und
bilden einen deutlich sichtbaren Ring um den Himmelskörper. Ein Halo
weist zum inneren Rand hin Farben auf, während er nach außen hin weiß
erscheint. Beim Blick in Richtung Sonne sollte natürlich auf einen
entsprechenden Augenschutz geachtet werden.

Die weiter oben angesprochene Lichterscheinung in den Märchen hat
jedoch einen anderen physikalischen Entstehungsgrund und ist als
"Korona" bekannt. Sie ist häufig um einen Mond zu beobachten. Zwar
erscheint eine Korona auch um die Sonne, doch strahlt die Sonne so
hell, dass die Korona nicht mehr zu erkennen ist.
Eine Korona entsteht, wenn dünne Wolken zum Beispiel vor den Mond
ziehen. Diese Wolken sind mit einer Höhe von 3 bis 6 km deutlich
tiefer gelegen als die zuvor angesprochenen Federwolken und bestehen
somit hauptsächlich aus unterkühlten Wassertröpfchen. Der
physikalische Unterschied ist der, dass in diesem Fall der
Lichtstrahl gebeugt und nicht gebrochen wird. Wenn die Tröpfchen
relativ gleich groß sind, erscheint die Korona entsprechend kreisrund
und wirkt bei einem unterschiedlichen Tröpfchenspektrum eher
"verwaschen". Die Korona ist unschärfer und deutlich ausgedehnter,
wobei das Weiß innen und zum Beispiel die rötliche Farbe außen zu
sehen sind.

Immer wieder ist auch die Bezeichnung "Hof" für Korona zu hören.
Dabei wird ihr nachgesagt, dass bei ihrem Auftreten zeitnah mit
schlechtem Wetter gerechnet werden muss. Das mag für einen
Wolkenaufzug einer nahenden Front stimmen, doch kann eine Korona auch
bei stabilen Lagen auftreten. Es muss nur gewährleistet sein, dass
der Mond oder die Sonne durch die Wolkendecke scheinen können. Von
daher bedeutet ein Mondhof nicht zwingend schlechtes Wetter.

Ob mystisch oder optisch schön, Halo und Hof erlauben doch einem
interessierten Beobachter Rückschlüsse auf die Art der Wolken zu
ziehen (ob eher aus Eiskristallen oder Wassertröpfchen bestehend und
somit in welchem Wolkenstockwerk diese zu finden sind) und das selbst
in der tiefsten Nacht.


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2016