Thema des Tages

20-11-2017 14:40

Das Geschäft mit dem Schnee

Am gestrigen Sonntag wurde an dieser Stelle schon über die Umstellung
der Wetterlage und die milde Witterungsphase in den kommenden Tagen
geschrieben. "Frostbeulen" unter uns wird dies sicherlich freuen -
kein Bibbern mehr morgens an der Haltestelle beim Warten auf den Bus.
Die Wintersportler und Schneefans werden hingegen alles andere als
begeistert von den Vorhersagen sein, ahnen sie doch, dass es der
frischen weißen Pracht gehörig an den Kragen gehen wird.

Was für die einen "nur" schade oder ärgerlich ist, ist für andere mit
hohen Kosten und wirtschaftlichen Einbußen verbunden. Denn Skigebiete
sind regelrecht abhängig vom kostbaren Weiß bzw. vom Wetter im
Allgemeinen. Daher wenden sie vermehrt moderne
Schnee-Management-Techniken an und bauen zunehmend auf Beschneiung,
um die Erwartungen ihrer Gäste zu befriedigen und Schneemangel
infolge zwischenzeitlicher Schwankungen der Schneebedingungen (wie
bspw. durch die Erwärmung in den kommenden Tagen) zu vermeiden.

Die Optimierung des Schnee-Managements, und im Speziellen der
Beschneiung, stellt eine große Herausforderung für
Skigebietsbetreiber dar. Die Entscheidung über das Auf- oder Abdrehen
der Beschneiungsanlagen an einem bestimmten Tag hängt von den
vorherrschenden meteorologischen Bedingungen ab. Sind die
Wetterinformationen nicht frühzeitig bekannt, kann dies negative
Konsequenzen (verfrühtes Abschmelzen des produzierten Schnees,
Überproduktion, inadäquate Präparierungsfrequenz?) sowohl aus
wirtschaftlicher als auch ökologischer Sicht nach sich ziehen, ganz
zu schweigen von der Schneequalität auf den Pisten und der
Zufriedenheit der Wintersportler.

Kein Wunder also, dass sich immer mehr Wissenschaftler mit diesem
Thema auseinandersetzen. "PROSNOW" heißt ein neues EU-Projekt, das
vom staatlichen französischen Wetterdienst Meteo-France koordiniert
wird und 12 europäische Partner (darunter Forschungseinrichtungen wie
das Schnee- und Lawinenforschungszentrum SLF in Davos, Institutionen
aus der Industrie- und Tourismusbranche) zusammenbringt. Die
Wissenschaftler entwickeln im Rahmen dieser Forschungsinitiative ein
Planungswerkzeug für ein verbessertes Schneemanagement in den alpinen
Skigebieten. Dieser Service soll basierend auf kurzfristigen und
saisonalen Wetterprognosen den Skigebietsbetreibern Informationen
über die Entwicklung der Schneedecke oder auch der Wasserreserven
liefern und Entscheidungen über den Einsatz von Kunstschnee
erleichtern.

Für acht Pilot-Skigebiete im Alpenbogen (darunter auch
Garmisch/Zugspitze in Deutschland, das Zillertal in Österreich oder
Arosa/Lenzerheide in der Schweiz) wird das Prognosetool in diesem
Winter auf einer web-basierten Plattform erstmalig getestet. Nach der
Projektlaufzeit von drei Jahren sind die Forschungsergebnisse "Open
Source", d.h. sie stehen frei zur Verfügung und können z.B. von
Wetterdiensten und anderen Interessierten genutzt werden.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.11.2017

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