Thema des Tages

09-12-2017 14:40

Dezember

Im altrömischen Kalender war Dezember ursprünglich der zehnte Monat
(lat. decem = zehn) bevor 153 v. Chr. der Neujahrstag vom Senat des
Römischen Reiches um zwei Monate auf den 1. Januar vorverlegt und er
so zum zwölften Monat des Jahres wurde. Allerdings blieb auch nach
dieser Senatsreform die alte Namens- und Zählbeziehung für die
letzten vier Monate des Jahres erhalten. Ein altdeutscher Name des
Dezembers ist "Julmond" und leitet sich vom sog. Julfest, der
germanischen Feier zur Wintersonnenwende ab. Nach der
Christianisierung Europas entstanden die Bezeichnungen "Christ- oder
Heilmond".

Schaut man bei klarem Nachthimmel auf das Firmament, so stehen die
Gestirne des Herbstes tief über dem westlichen Horizont, während im
Südosten die Sternbilder des Winters (Orion, Stier, Fuhrmann,
Zwillinge, Großer und Kleiner Hund) aufgehen und im Verlaufe der
Nacht mit insgesamt sieben sehr hellen Fixsternen (Aldebaran,
Beteigeuze, Kapella, Pollux, Prokyon, Rigel und Sirius) ihre ganze
Pracht entfalten. Neben der Venus, die wieder als ?Abendstern?
leuchtet, bescheren uns die Meteorströme der Geminiden und der
Ursiden mit etwas Glück einige Sternschnuppen. Am Morgen des 23.
Dezember bilden die Mondsichel, der Planet Jupiter und der Fixstern
Spica ein gleichseitiges Dreieck über dem östlichen Horizont.

Am 21. Dezember 2017 um 17:28 Uhr MEZ ist Sonnenwende, denn unser
Zentralgestirn erreicht auf seiner scheinbaren Bahn durch den
Tierkreis (Ekliptik) im Verlaufe eines Jahres den südlichsten Punkt
gegenüber dem Himmelsäquator. Dann ist "astronomischer Winterbeginn"
mit dem kürzesten Tag auf der Nordhalbkugel der Erde. Die Sonne hat
mit ca. -23,5° ihre kleinste Deklination und erreicht in Deutschland
nur noch Mittagshöhen zwischen etwa 12° (Sylt) und 19° (Allgäu) über
dem Horizont. Die Tage werden bis zum 21. Noch deutlich kürzer,
beispielsweise verringert sich die "lichte Tageslänge" in 50° Nord,
das entspricht etwa der Breitenlage von Frankfurt am Main, von 08 h
24 min zu Monatsbeginn auf 08 h 04 min zur Wintersonnenwende, um dann
bis Silvester wieder auf 08 h 09 min zuzunehmen.

Einerseits ist Dezember der Monat des Jahres mit der geringsten
astronomisch möglichen Sonneneinstrahlung, aber nur wenn polare
Luftmassen das Wettergeschehen dominieren, wird es bereits im
Frühwinter knackig kalt. Denn andererseits sind die den europäischen
Kontinent umgebenden Meere gegenüber dem Festland noch relativ warm,
sie kühlen sich erst im Verlaufe des Winters deutlich ab. Aufgrund
dieses Temperaturgegensatzes gilt der Dezember als ein eher
unbeständiger Monat, der auch "Witterungsregelfälle" kennt. Neben
einem durchaus üblichen frühwinterlichen Kälteeinbruch ist das
berüchtigte "Weihnachtstauwetter" charakteristisch, welches in knapp
70% aller Fälle in Mitteleuropa zwischen dem 24. und 29. Dezember
eintritt.

Über das Wetter zum Fest lassen sich kurz vor dem zweiten Advent
freilich noch keine seriösen Aussagen treffen. Klimatologisch sollte
allerdings klar sein, dass ?Weiße Weihnachten? im Tiefland
Mitteleuropas eine Ausnahmeerscheinung sind! Unser diesjähriger
Dezember indes startete einmal mehr wenig standesgemäß: Das
winterliche Intermezzo vom vergangenen Sonntag war nur kurzlebig,
denn bereits am Montag war der frisch gefallene Schnee zumindest im
Tiefland vielerorts weggetaut. Auch der zweite Anlauf des Winters in
Form eines erneuten Kaltlufttroges in Verbindung mit der markanten
Frontpassage in der Nacht zum gestrigen Freitag brachte nur dem
Bergland die erhoffte weiße Pracht. Und bereits ab Sonntag strömt mit
westlichen Winden wieder milde Luft nach Mitteleuropa.

Die unten stehende, von der Badischen Zeitung publizierte Sternkarte
zeigt den gestirnten Himmel über Süddeutschland am 15. Dezember 2017
um 22:00 Uhr (MEZ). Der gleiche Anblick bot sich zu Monatsbeginn um
23:00 Uhr MEZ und wird sich am Monatsende um 21:00 Uhr MEZ bieten.
Wenn man im Freien senkrecht empor blickt, schaut man zum Zenit und
wenn man sich in Meridianrichtung nach Süden orientiert, hat man
linker Hand die östlichen und rechts von sich die westlichen
Himmelsrichtungen. (Daher die entgegen der üblichen Kompassrose an
der Nord-Süd-Achse "gespiegelten", vermeintlich seitenverkehrten
Himmelsrichtungen!) Weiterhin sehen Beobachter in Norddeutschland die
südlichen Sternbilder etwas tiefer, die nördlichen dafür entsprechend
höher über dem Horizont.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.12.2017

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