Thema des Tages

19-12-2017 14:40

?Weihnachtsmarktendspurt?

Traditionell gehen die Weihnachtsmärkte auf Verkaufsmärkte im späten
Mittelalter zurück, die nur wenige Tage andauerten. Dort konnte man
sich hauptsächlich mit warmer Kleidung und Nahrung für die kalte
Jahreszeit eindecken. Aber auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt.
Neben gerösteten Kastanien oder Nüssen wurden warme Getränke
angeboten. Der Brauch geflochtene Körbe, Gewürze, Spielzeug oder
Süßigkeiten zu verkaufen, kam jedoch erst nach und nach auf.
Heutzutage lassen sich neben kunsthandwerklichen Weihnachtsartikeln
auch allerhand weihnachtliche Backwaren und regionale Spezialitäten
wie Lebkuchen, Christstollen, Zimtsterne, Glühwein oder andere
Heißgetränke erwerben und machen so nebst den unzähligen
Lichterketten die Vorweihnachtszeit für viele zur schönsten Zeit des
Jahres.

Allerdings gleicht nicht jeder Weihnachtsmarkt dem anderen. Je nach
lokaler Tradition besitzen die Weihnachtsmärkte ihre eigenen Namen.
In Nürnberg oder Augsburg isst man Lebkuchen auf dem
Christkindlesmarkt, in München wird diese Spezialität rund um den
Marienplatz auf dem Christkindlmarkt verkostet. Und während man in
Dresden den Glühwein auf dem Striezelmarkt trinkt, trifft man sich in
Aachen rund um den Dom auf dem Printenmarkt. In Frankfurt findet seit
2012 sogar ein schwul-lesbischer ?rosa Weihnachtsmarkt? statt. Für
alle Astro-Fans sollte der Wiesbadener Sternschnuppenmarkt nicht
unerwähnt bleiben. Wenngleich dort die Wahrscheinlichkeit reale
Sternschnuppen am Himmel zu erleben aufgrund einer meist dichten
nächtlichen Wolkendecke und der enormen ?Lichtverschmutzung?
verschwindend gering ist, so kann man dort neben den üblichen
weihnachtlichen Köstlichkeiten unter anderem auch in den Genuss von
Omas leckerer Erbsen- oder Linsensuppe kommen.

Der Bautzener Wenzelsmarkt zählt zu einem der ältesten
Weihnachtsmärkte im deutschen Sprachraum. Trotzdem kann er
alterstechnisch nicht ganz mit dem Wiener Gegenstück unserer Nachbarn
in Österreich mithalten. Dort erlaubte Albrecht I., Herzog von
Österreich, bereits 1296 den Wiener Händlern die Abhaltung eines
?Dezembermarktes?, um die Versorgung der Wiener Bürger
sicherzustellen. Aber auch international ist die Tradition des
Weihnachtsmarktes ein Exportschlager. So kann man mittlerweile von
England, Südafrika und den USA bis nach Japan, China oder Südkorea
weihnachtliche Stimmung auf dem "German Christmas Market" oder dem
?Holiday Market" erleben.

Am vergangenen Sonntag wurde an dieser Stelle bereits ein erster
Ausblick auf das Wetter für die Weihnachtsfeiertage gewagt. Nun
stellt sich natürlich die Frage, wie das Wetter in den kommenden
Tagen für Ihren Weihnachtsmarktbesuch aussieht.

Nachdem der Ausläufer von Tief ?ANDREAS? in den letzten beiden Tagen
für winterliche Bedingungen im Westen und Südwesten sorgte, verlagert
Hoch ?CARINA? seinen Schwerpunkt von Westen her nach Frankreich und
übernimmt somit das Zepter in unserer Wetterküche. Aber ganz so
ungestört bleibt der beruhigende Einfluss ?CARINAS? dann doch nicht.
Der schwache Ausläufer von Tief ?BOB? mit Kern über dem Europäischen
Nordmeer legt sich vorübergehend diagonal über Deutschland und
beschert uns viele Wolken und zeitweise leichte Niederschläge.

Die gute Nachricht: In der Nacht zum Mittwoch gibt es vor allem für
die Bewohner der südlichen Mittelgebirge und der Alpen bis in tiefe
Lagen nochmals etwas Neuschnee, der wenigstens dort für romantische
Weihnachtsstimmung sorgt. Nachfolgend halten allerdings bis zum
Weihnachtsfest mildere Luftmassen Einzug in Deutschland, wodurch die
Tageshöchstwerte bis zum Freitag besonders in der Nordwesthälfte auch
wieder bis zur 10-Grad-Marke ansteigen, was die ?Frostbeulen? unter
uns freuen sollte. Außerdem sinkt in den Nächten die Gefahr von Frost
und Glätte.

Die schlechte Nachricht: Durch die Milderung steigt die
Schneefallgrenze bis in die höchsten Lagen der Mittelgebirge auf etwa
800 bis 1200 Meter an, sodass die zeitweiligen Niederschläge in
mittleren und tiefen Lagen als Regen niedergehen. Folglich taut dort
der Schnee und zieht sich ins höhere Bergland zurück. Somit sollten
Sie Ihre Thermounterwäsche beim nächsten Weihnachtsmarktbesuch wohl
eher gegen einen Regenschirm eintauschen.

Für alle Weihnachtsmarktfans gibt es jedoch einen kleinen Trost:
Nicht überall endet mit dem Weihnachtsfest auch die Zeit für Glühwein
und leckeres Gebäck. In einigen deutschen Städten, unter anderem in
Mannheim, Magdeburg, Schwerin, Chemnitz oder Kaiserslautern, geht der
Weihnachtsmarkt in die Verlängerung. Dort wird dann teilweise noch
bis Silvester nach einer hektischen Vorweihnachtszeit und einem
überaus sättigenden Weihnachtsfest zu einem entspannten Glühwein
?zwischen den Jahren? eingeladen.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.12.2017

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