Thema des Tages

20-12-2017 14:40

Schnee, Schnee und nochmals Schnee - Eine herrlich weiße Pracht

Beim Thema Schnee ist der Gedanke an Frau Holle sicherlich nicht
weit. Und die wohnt, wenn es nach den Märchen der Gebrüder Grimm
geht, auf dem Hohen Meißner, der im Nordhessischen Bergland zwischen
Kassel und Eschwege zu finden ist. Auch wenn es sich dabei um den
höchsten Gipfel des Hessischen Berglandes handelt, so ist dieser
sicher nicht der Ausgangspunkt aller Schneefälle, die aus den Betten
der Märchenfigur stammen.

Der schneereichste Ort Deutschlands ist im Stationsnetz des Deutschen
Wetterdienstes die Zugspitze, die mit ihren 2962 Metern zugleich auch
der höchste Berg in Deutschland ist. Allerdings kam selbst dieser
"fast 3000er" im vergangenen Dezember (2016) beinahe ins ?Schwitzen".
Während im November noch eine Schneehöhe von 91 cm registriert werden
konnte, so waren es im Dezember dann nur noch 76 cm. Dies entspricht
weniger als einem Zehntel der Rekordschneehöhe aus dem Jahr 1980 mit
sagenhaften 780 cm.

Die Schneehöhe wird nicht direkt auf dem stürmischen Gipfel der
Zugspitze gemessen, sondern auf dem Zugspitzplatt, das etwas darunter
auf 2950 Meter Höhe liegt. Aber auch dort können sich die gemessenen
jährlichen Neuschneemengen sehen lassen. Im Durchschnitt werden pro
Jahr insgesamt 1865 cm Neuschnee registriert. Am Fuße der Zugspitze,
in Garmisch-Patenkirchen auf einer Höhe von etwa 700 Metern, sieht es
hingegen schon wieder anders aus. Der Ort, der unter anderem durch
das Neujahrsskispringen, dem zweiten Event im Rahmen der
Vierschanzentournee bekannt ist, verzeichnet pro Jahr lediglich 200
cm Neuschnee.

Im Flachland bleibt der Schnee meist nicht lange liegen, in den
größeren Städten sowieso nicht. Den Dezember 2016 kann man wohl eher
als "grün-grau" bezeichnen. Lediglich im Stau des Erzgebirges und der
Alpen konnte man an einzelnen Tagen vorübergehend mal die weiße
Pracht bestaunen. Ansonsten ließ Frau Holle die Federbetten ruhen.

In diesem Jahr sah das Ganze anders aus. Bereits Anfang November
hatte die Zugspitze die Schneehöhe von 91 cm überschritten und wies
am 14. November eine Schneedecke von 230 cm auf. Aktuell (Stand:
20.12.17, 08:00 Uhr) bringt es die Zugspitze sogar auf 260 cm und
Garmisch-Patenkirchen auf 23 cm. Auch in tiefen Lagen durften wir uns
schon mehrere Male über Schnee freuen, wenngleich so mancher
Verkehrsteilnehmer diesen sicherlich auch verfluchte. Im bisherigen
Dezember sorgten unter anderem die Tiefs "VOLKER", "XANTHOS" und auch
"ANDREAS" für Niederschläge, die gebietsweise bis in tiefe Lagen als
Schnee fielen und ordentlich "Stoff" für den Bau von Schneefrauen und
-männer sowie für Schneeballschlachten lieferten.

In Japan lacht man nur über solche Zahlen. Das sogenannte "Yukiguni",
was übersetzt so viel wie "Schneeland" bedeutet, liegt auf der
größten japanischen Insel Honshu. Dort treffen kalte sibirische
Luftmassen, die über dem verhältnismäßig warmen Japanischen Meer viel
Feuchtigkeit aufnehmen können, auf eine über 3000 Meter hohe
Gebirgskette: die japanischen Alpen. In den Staulagen fallen dort
über 3700 cm Neuschnee pro Jahr. Allerdings kann dieser Wert dort
nicht gemessen werden. Denn wenngleich die schneereichste Region der
Erde nach Schneehaubenidylle und einem heftigen Muskelkater für Frau
Holle klingt, ist diese Gegend schlichtweg unbewohnbar. Die Station
mit den höchsten Schneefallmengen des japanischen Wetterdienstes
(JMA) steht auf nur 890 Meter im Erholungs- und Badeort Sukayu Onsen
im Norden von Honshu. Dort werden pro Jahr 1764 cm an Neuschnee
registriert, sodass der schneereichste bewohnte Ort der Erde in etwa
so viel Schnee bekommt, wie unsere höchste Station auf der Zugspitze.


Bei uns setzt jetzt pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen das
berühmte Weihnachtstauwetter ein. Entsprechend muss ein Großteil der
Bevölkerung auf weiße Weihnachten verzichten. Lediglich im höheren
Bergland wird man die Feiertage im "prächtigen Weiß" verbringen
können.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.12.2017

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