Thema des Tages

01-01-2018 14:40

Tiefs geben sich Stelldichein in Mitteleuropa

Mitteleuropa zeigt sich am heutigen Neujahrstag praktisch von Tiefs
umzingelt. Über Norwegen "kringelt" sich HORST, von Frankreich
rauscht Sturmtief INGMAR heran, über der Nordadria sorgt JOSEF für
kräftige Niederschläge und über dem Atlantik warten schon weitere
Tiefdruckgebiete darauf, nach Europa vorzustoßen und damit auch einen
Namen zu erhalten. Mit dem heutigen Tag sind dies für Tiefs im
Übrigen wieder weibliche Namen und für Hochdruckgebiete entsprechend
männliche, in genau einem Jahr ist es dann wieder umgekehrt.

Ein Grund für die rege Tiefdrucktätigkeit auf dem Atlantik und bei
uns findet man auf der anderen Seite des Ozeans, über Nordamerika.
Dort strömen polare Luftmassen über Kanada weit nach Süden und auch
auf den angrenzenden Nordatlantik und verschärfen dort den
Temperaturkontrast zu den deutlich wärmeren Luftmassen subtropischen
Ursprungs. Diese Temperaturunterschiede zwischen Nord und Süd sind
der Hauptantrieb für kräftige und zahlreiche Tiefdruckentwicklungen,
die dann entlang des Jetstreams ihren Weg bis zu uns finden. So auch
wieder in der kommenden Nacht, wenn INGMAR für Regen, im höheren
Bergland Schnee, und im Süden auch für Sturm sorgt. Schon am Mittwoch
folgt dann der nächste "Übeltäter", der in Sachen Sturm sehr
wahrscheinlich noch mal eine Schippe drauflegt, dann könnten in West-
und Süddeutschland sogar in tiefen Lagen schwere Sturmböen auftreten,
selbst orkanartige Böen sind aus heutiger Sicht vor allem in
Verbindung mit Gewittern nicht ausgeschlossen.

Eine Änderung der Großwetterlage, also der großräumigen Anordnung der
Druckgebilde, scheint sich dann für das kommende Wochenende
einzustellen. Eine nicht unerhebliche Rolle könnte dafür ein
Sturmtief vor der Ostküste der USA spielen, auch "Nor'easter" oder
"Northeaster" genannt, das an der dortigen Ostküste am Donnerstag für
Blizzardbedingungen sorgen könnte. Am Freitag zieht der Sturm weiter
nach Norden in Richtung Neufundland und schneidet der Kaltluft den
Weg auf den Atlantik ab. Eine ihrer Energiequellen beraubt, erlahmt
die Tiefdrucktätigkeit dort in weiterer Folge. Was das für unser
Wetter in Deutschland genau bedeutet, ist noch nicht ganz klar,
zumindest gibt es neue "Spielräume" in der zuletzt eingefahrenen
Situation.

Die ganz große Kälte steht aber nicht zur Diskussion, dafür hat die
stürmische Westlage bis weit nach Russland zu "gute" Arbeit geleistet
und die kontinentale Kaltluft weit nach Osten verdrängt. Zudem fehlen
über Osteuropa Schneedecken, die eine rasche Neubildung von zumindest
bodennaher Kaltluft erlauben würden. Bleibt noch der Weg aus
nördlicher Richtung, der aber in der Regel "nur" durch die Meere
erwärmte Polarluft zulässt, für Winterwetter reicht diese im Januar
aber allemal.

Alles in allem bleibt das Wetter auch im neuen Jahr zunächst
turbulent und vor allem die Wind- respektive Sturmentwicklung am
Mittwoch markant. Achten Sie diesbezüglich auf die Warnlageberichte
und Warnungen auf www.dwd.de und in der WarnWetterApp
www.dwd.de/warnwetter.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.01.2018

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