Thema des Tages

06-01-2018 14:40

Winter gegen Frühling ? Nach dem Dauerregen steht Deutschland beim
Wetter sprichwörtlich zwischen den Stühlen!

Wie schon in den Themen des Tages vom 27. Dezember 2017 und 01.
Januar 2018 beschrieben (siehe Archiv), dominieren etwa seit
Weihnachten wiederholt atlantische Tiefdruckgebiete das
Wettergeschehen in Mitteleuropa und somit auch in Deutschland. Wie
Perlen an der Schnur zogen sie immer wieder mit einer kräftigen
westlichen Strömung von Neufundland bis nach Skandinavien. Dabei
brachten sie auf der Südseite überwiegend milde Atlantikluft bis weit
auf den europäischen Kontinent, sodass auch in Deutschland meist eher
wenig winterliche Temperaturen vorherrschten. Von größerer Bedeutung
waren aber die Regenmassen, die die Tiefs mit im Gepäck hatten. So
fielen seit Silvester verbreitet zwischen 20 und 50 Liter pro
Quadratmeter (l/qm) und im Bergland West- und Süddeutschlands sowie
im Küstenumfeld bis 100 l/qm. Im Schwarzwald und im Allgäu wurde
sogar Regenmengen über 150 l/qm im genannten Zeitraum verzeichnet
(vgl. Graphik 1). Die Folge war bzw. ist teils großes oder sehr große
Hochwasser an kleineren Flüssen und Bächen, sowie überwiegend
mittleres Hochwasser an den großen Flüssen wie Rhein, Main, Mosel,
Weser und Donau (vgl. Graphik 2). In Köln beispielsweise lag der
Pegel am Samstagmorgen bei knapp 8 Metern, doch der Wellenscheitel
ist noch lange nicht erreicht. Sowohl der Neckar als auch die Mosel
pumpen weiter viel Wasser in den Rhein, der vom Oberrhein her eh
schon gut gefüllt ist. Entsprechend wird derzeit in Köln mit einem
Pegel gerechnet, der auf etwa 9 Meter steigen könnte (vgl. Graphik
3). Die Marke von 9 Metern wurde in diesem Jahrtausend erst zweimal
überschritten, im Januar 2003 und im März 2001. Der höchste
Wasserstand wurde in Köln mit 10,69 Metern im Januar 1995 sowie auch
im Januar 1926 registriert.

Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage beruhigt sich das Wetter nun
zunehmend, sodass sich die Hochwasserlage an den Flüssen entspannen
wird. Verantwortlich dafür ist Hoch "Adam", das sich zwischen Island
und den Britischen Inseln breit macht und seinen Einfluss teilweise
bis nach Deutschland ausweitet. Damit kann er die Vorherrschaft der
ausgeprägten Tiefdruckgebiete "Christine" und "Burglind" über
Skandinavien bzw. Westrussland sowie Dora über der Iberischen
Halbinsel zumindest zeitweise unterbinden. Besonders bevorzugt sind
in den nächsten Tagen der Norden und Nordosten des Landes, wo längere
Zeit die Sonne scheint. Aber auch sonst sind zumindest ab dem
morgigen Sonntag vorübergehend kaum Niederschläge zu erwarten.

Zuvor macht bis zum Sonntag aber noch eine Luftmassengrenze
(Warmfront) etwas Probleme. Ausgehend von Tief "Christine" über
Finnland erstreckt sich diese über Deutschland und Frankreich hinweg
bis zum Tief "Dora" an der Mittelmeerküste Spaniens. Dabei trennt die
Luftmassengrenze warme Luft subtropischen Ursprungs aus dem Süden von
kühlen Luftmassen polaren Ursprungs im Norden. Im Umfeld dieser
Grenze sind am heutigen Samstag weitere leichte Regenfälle zu
erwarten, die sich in der Nacht und am Sonntag unter Abschwächung in
die östlichen Landesteile und dort bevorzugt in den Mittelgebirgsraum
zurückziehen.

Am Montag liegt die Luftmassengrenze mit der Verlagerung von Hoch
"Adam" Richtung Polen quer über Deutschland etwa vom Niederrhein bis
zum Fichtelgebirge. Bei Zufuhr von kalter Festlandsluft bleibt es im
Norden und Osten bei Höchstwerten zwischen 0 und 5 Grad und
nächtlichem, teils mäßigem Frost unter -5 Grad relativ "winterlich".
Dagegen steigen nach Süden und Südwesten die Tageshöchsttemperaturen
gebietsweise, im südlichen Alpenvorland mit föhniger Unterstützung
auf zweistellige Werte an.
Da "Adam" aber nicht in seiner Lage verharrt und stattdessen seinen
Weg gen Südosten fortsetzt und sich am Dienstag schließlich über der
Ukraine einfindet, wird der Weg im Westen wieder für Tiefs frei.
Zwischen dem Hoch im Osten und tiefem Luftdruck im Westen kann sich
dann eine südliche Grundströmung mit erneuter Zufuhr milder Luft
ausbilden, die die kühle Luft allmählich auch im Nordosten wieder
verdrängt. Damit wird das Wetter abermals unbeständig, derzeit sind
jedoch keine weiteren Dauerniederschläge in Sicht sind. Bevorzugt
bleibt der Alpenraum, wo zumindest bis Wochenmitte die föhnige
Situation mit viel Sonnenschein und recht "hohen" Temperaturen
erhalten bleibt.

Aus heutiger Sicht schafft es der Winter also weiterhin nicht, in
Deutschland richtig Fuß zu fassen. Stattdessen überwiegen oftmals
milde Luftmassen aus südlicheren Gefilden. Aber die Hoffnung stirbt
ja bekanntlich zuletzt, schließlich sind winterliche Bedingungen
trotz der milden Vorgeschichte bis in den April hinein gut möglich.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.01.2018

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