Thema des Tages

21-05-2016 14:40

Globale Erwärmung: Rekorde am laufenden Band

Die neulich veröffentlichte Presseinformation der nationalen Ozean-
und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) über die globale
Temperaturentwicklung ist das erwartete "Sequel": Auch der April 2016
ist hinsichtlich der Lufttemperatur über Land und der Ozeantemperatur
auf globaler Ebene der wärmste seiner Art seit Beginn regelmäßiger
Aufzeichnungen im Jahre 1880. Damit konnte der nunmehr zwölfte Monat
in Folge einen neuen Rekord aufstellen.

Das Temperaturmittel des diesjährigen Aprils war 1,1 Grad höher als
das April-Temperaturmittel des 20. Jahrhunderts. Das mag sich für
einige nach keiner nennenswerten Abweichung anhören, auf der
global-klimatologischen Skala ist dieser Wert allerdings gewaltig. So
wurde der bestehende Rekord aus dem Jahre 2010 um 0,28 Grad
übertroffen. Typischerweise werden die Rekorde nur um wenige
Hundertstel Grad überboten.

Die Ursachen für diese bemerkenswerte Entwicklung sind, wie häufig in
der Klimaforschung, vielfältig und vielschichtig und oft auch nicht
ganz eindeutig definierbar. Dennoch kann man die Rekordjagd im
Kontext mit kurz- und langfristigen im Ozean und in der Atmosphäre
stattfindenden Prozessen sehen, die das globale Klima wesentlich
beeinflussen.

Zu den eher episodisch und relativ kurzfristig klimabeeinflussenden
Faktoren zählt das kürzlich stattgefundene El Nino-Phänomen. Dieses
führte zum Beispiel zu einer starken Erwärmung des Oberflächenwassers
in Teilen des Pazifiks. Dabei wurden die größten
Temperaturabweichungen im Dezember 2015 registriert. Ein großer Teil
dieser Wärmeenergie wird auch an die darüber liegende Luft, also die
Atmosphäre abgegeben. Da es sich dabei um einen länger andauernden
Prozess handelt, liegen zwischen dem "Wärmepeak" des Ozeans und der
Luft in der Regel einige Monate. Es ist daher kein Zufall, dass
gerade die erste Hälfte des Jahres 2016 im "Nachgang" des El
Nino-Höhepunkts Ende 2015 besonders große positive Abweichungen
hinsichtlich der Lufttemperatur aufweist.

Darüber hinaus lässt sich die aktuelle Entwicklung als konsequente
Fortführung der seit der Industrialisierung stattfindenden globalen
Klimaerwärmung sehen, die durch ansteigende
Treibhausgaskonzentrationen (Kohlenstoffdioxid, Distickstoffmonoxid
(Lachgas), Methan) weiter forciert wird.

Zumindest der Einfluss von El Nino wird im Jahresverlauf aber
abebben, dennoch scheint das Jahr 2016 nach diesem "furiosen" Start
gute Chancen zu haben, nach 2015 wieder ein rekordwarmes zu werden.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2016