Thema des Tages

23-02-2018 09:50

Gefühlte Temperatur


Die gefühlte Temperatur ist die von einem Menschen wahrgenommene
Temperatur, die sich aufgrund der Luftfeuchtigkeit und der
Windgeschwindigkeit häufig von der realen Temperatur unterscheidet.
Liegt die Hauttemperatur über der Umgebungstemperatur, so wird die
wärmere hautnahe Luft vom Wind weg geblasen. Zusätzlich wird dadurch
die Verdunstungsrate, die für eine weitere Abkühlung sorgt, an der
Hautoberfläche erhöht. Dadurch kühlt der Körper bei Wind deutlich
schneller aus. Man nennt diesen Effekt Windchill- oder auch
Windabkühlungseffekt. Die Windchill-Temperatur ist diejenige
Lufttemperatur, die ohne Wind den gleichen Abkühlungseffekt hätte.
Weht bei einer Temperatur von 0 °C ein mäßiger Wind um 25 km/h, so
kommt einem die Temperatur wie -6 °C vor. Bei -10 °C sind es schon
-19 °C.

Bei höheren Temperaturen spielt die Feuchtigkeit eine große Rolle.
Bei schwülem Wetter herrscht hohe Luftfeuchtigkeit bei hohen
Temperaturen vor. Durch die hohe Feuchtigkeit kann Schweiß, der durch
seine Verdunstung den Körper kühlt und den Wärmehaushalt reguliert,
schlechter verdunsten. Deshalb empfindet man die Temperatur als
höher. Das Maß für die empfundene Temperatur ist der Hitzeindex. 33
°C fühlen sich bei einer Luftfeuchtigkeit von 60 % beispielsweise wie
40 °C an.

Für die gefühlte Temperatur verwendet der DWD ein komplexes Modell,
den sogenannten ?Klima Michel?. Für den Durchschnittsmenschen
(Michel) wird ein 35 Jahre alter, 1,75 m großer und 75 kg schwerer
Mensch angenommen. Für diesen wird ein Energiebilanzmodell gerechnet
um die Temperaturempfindung in Abhängigkeit von der Lufttemperatur
und Feuchtigkeit, der Windgeschwindigkeit, der Sonnenstrahlung und
der Bekleidung festzustellen.

Bei der ab dem Wochenende prognostizierten Kältewelle lässt arktische
Kontinentalluft die Temperaturen tagsüber nur auf ?1 bis -7 °C
steigen. Diese fließt mit einem kräftigen und stark böigem
Nordostwind ein. Die gefühlte Temperatur ist mit -10 bis -20 °C
deutlich kälter. Richtig ungemütlich kann es auf exponierten
Berggipfeln werden. Dort sorgen Sturmböen sogar für ein
Temperaturempfinden von -25°C bis - 30 °C. Dort können bereits nach
einigen Minuten Erfrierungen von ungeschützter Haut auftreten.
Nachts werden -8 bis -16 °C in einigen Mittelgebirgstälern bis -20 °C
erwartet. Gefühlt sind es dann -15 bis -25 °C.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2018

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