Thema des Tages

24-02-2018 11:20

Der Spätwinter oder auch: Die "Russenpeitsche" hat Verspätung!

Eigentlich sollte das Thema des Tages vom heutigen Samstag von der im
Laufe der vergangenen Jahre laschen Russenpeitsche berichten. Die
derzeit vorhergesagten Dauerfrosttage und tiefen nächtlichen Minima
lassen aber die Singularität Spätwinter doch noch eintreten.
Über die Ursachen des Spätwinters und seine Folgen ist in den letzten
Tagen in den Medien viel berichtet worden.
Kurz gesagt: Die Wetterlage wird von einem nord-/osteuropäischen oder
gar sibirischen Hoch bestimmt, auf dessen Südseite arktische Kaltluft
über das teils schneebedeckte osteuropäische Festland nach
Deutschland geführt wird.
Während kalte Luft aus dem Nordwesten über dem Osttalantik vom Wasser
angewärmt wird, ist das bei der kontinentalen Kaltluft nicht der
Fall.
Die "kleine" Ostsee kann die eiskalten Temperaturen nicht signifikant
erwärmen, sondern bewirkt, solange sie nicht zugefroren ist, nur
Schneefälle im Nordosten.

In der Landwirtschaft kann es bei diesem Kahlfrost, bei dem die
schützende Schneedecke fehlt, Schäden bei aufgelaufenem
Wintergetreide geben. Ansonsten gehört das offensichtlich zu einem
normalen Winter, da weitere Schäden in der mit tausenden von Jahren
erfahrenen Natur nicht zu erwarten sind.

Das Phänomen Spätwinter war früher Mitte Februar eine Singularität,
ein Witterungsregelfall, auf den man sich "verlassen" konnte.
Das können wir an der angehängten Grafik (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/2/24.html) ersehen,
die wir in ähnlicher Form für den gesamten Winter hier schon häufiger
vorgestellt haben
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/1/20.html).
In der heutigen Darstellung der Mitteltemperaturen trennen wir aber
die Zeit vor und ab der deutlichen Klimaerwärmung in Mitteleuropa,
die zufällig genau zum Ende der Klimanormalperiode (1961-1990) in die
meteorologischen Messwerte einging.

Dass mit dem Spätwinter eine Änderung eingetreten ist, ist nicht zu
übersehen.
Während der letzten Klimanormalperiode war es Mitte Februar erheblich
kälter als im Rest des Monats und der (lineare) Temperaturtrend der
Mittelwerte verlief im Monat Februar sogar nach unten.
In den 27 Jahren seit 1991 wird Mitte Februar nur der einsetzende
Temperaturanstieg durch eine Temperaturkonstanz unterbrochen. Daher
geht der Trend, wie eigentlich durch den deutlich steigenden
Sonnenstand zu erwarten, nach oben
(Die gleichen Untersuchungen von Maxima und Minima unterscheiden sich
nur dadurch, dass auch die Maxima der Periode 1961-1990 trotz des
Einbruchs Mitte Februar einen geringen positiven linearen Trend
hatten).

Und nun erwarten wir den Spätwinter mit dem deutschlandweiten Minimum
der Temperaturen am Mittwoch, also knapp zwei Wochen verspätet
gegenüber der "alten" Singularität. Die aktuelle Kältewelle
entspricht als Singularität eher dem zweiten Spätwinter, die sich
aber erst ergibt, wenn man alle Werte seit 1881 zusammenfasst.*

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.02.2018

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