Thema des Tages

24-05-2016 14:40

Starkregen und Verkehrsbehinderungen

Starkregenfälle kommen in den Tropen, Subtropen sowie in den
gemäßigten Breiten vor und haben regional bedingt und konkret vor Ort
unterschiedliche Auswirkungen. Eine Starkregendefinition sollte daher
eine geeignete Relation zwischen Regenmenge und Andauer des
Niederschlagsereignisses beinhalten, die in Abhängigkeit vom
klimatischen Hintergrund variabel sein kann und ggf. aus praktischen
Gründen die möglichen Folgen von Starkregenereignissen
berücksichtigt.

Im deutschen Sprachraum wird bisweilen ab einer Menge von 5 Litern
auf den Quadratmeter in 5 Minuten, mehr als 10 Liter auf den
Quadratmeter in 10 Minuten oder mehr als 17 Liter pro Quadratmeter
und Stunde von Starkregen gesprochen. Dagegen sind die Warnkriterien
des Deutschen Wetterdienstes sensitiver: Hier stellen
Niederschlagsintensitäten von 15 mm (= 15 L/m²) pro Stunde oder 20 mm
innerhalb von sechs Stunden markante Warnschwellen dar (Warnfarbe
"Ocker" auf der Warnkarte), 25 mm pro Stunde oder 35 mm in sechs
Stunden sind Warnschwellen für Unwetter (Warnfarbe "Rot") und 40 mm
pro Stunde oder 60 mm in sechs Stunden signalisieren extreme Unwetter
(Warnfarbe "Violett").

Starkniederschlagsereignisse sind meist lokal begrenzt. Kurze
Starkregen fließen zwar schnell ab, können aber ein plötzliches
Anschwellen von Flüssen und Kanälen, vollgelaufene Keller sowie
Bodenerosionen verursachen. Angaben über maximale
Niederschlagsintensitäten sind außerdem von bautechnischem Interesse,
z.B. für die Dimensionierung wasserbaulicher Anlagen. Vor allem aber
stellen plötzlich auftretende "Wolkenbrüche" ein
Verkehrssicherheitsproblem dar und so mancher Autofahrer hat bereits
unangenehme Bekanntschaft mit "Aquaplaning" gemacht.

Seltener wird der Eisenbahnverkehr in Mitteleuropa durch
Starkregenfälle gestört. Jedoch am gestrigen Montagabend gegen 20:00
Uhr ereignete sich nahe des Ortsteils Schmilka der sächsischen
Kleinstadt Bad Schandau am Elbsandsteingebirge ein mächtiger
Erdrutsch. Auf ca. 150 m Breite sackte Geröll hangabwärts auf die
Schienen der Bahnstrecke zwischen Dresden und Prag. Ein Güterzug
rollte in die Geröllmassen, woraufhin die Lokomotive entgleiste. Gott
sei Dank gab es keine Verletzten, allerdings ist die
Fernverkehrsstrecke Dresden - Prag vorerst gesperrt.

Wie kam es dazu? Am Montagabend gab es im Zusammenhang mit einer
Luftmassengrenze, die kühle Meeresluft im größten Teil Deutschlands
von feuchter und deutlich wärmerer Luft im Nordosten und Osten des
Landes trennte, unwetterartige Gewitter mit heftigem Starkregen und
Hagel. Dabei fielen beispielsweise im unweit von Schmilka gelegenen
Lichtenhain-Mittelndorf innerhalb von zwei Stunden von 19:00 bis
21:00 Uhr 42,1 Liter Regen pro Quadratmeter.

Erdrutsche verortet man gewöhnlich eher als Folge von intensivem
Dauerregen. Offensichtlich war in diesem Falle aber die Regenmenge
trotz der relativ kurzen Andauer des Ereignisses groß genug, um den
Hang aufzuweichen und abrutschen zu lassen. Unten finden Sie eine
Karte der einstündigen Niederschlagsmengen in Sachsen und Umgebung
vom Montag, den 23.05.2016, um 19:00 Uhr UTC (entspricht 21:00 Uhr
Sommerzeit), die mit einem Radarbild inkl.
Niederschlagsmengendetektion unterlegt ist. Die kräftigsten Gewitter
sind zu diesem Zeitpunkt bereits nordwärts über das obere Elbtal
hinweg gezogen.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.05.2016

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