Thema des Tages

01-03-2018 09:50

Die Meteorologie stellt auf Frühling - was macht die Atmosphäre?

Am heutigen Donnerstag ist es soweit, der meteorologische Frühling
wird eingeläutet. Mit dem 1. März eines jeden Jahres beginnt für die
Wetterkundler eine neue Jahreszeit. Mit dem Frühling suggeriert man
normalerweise steigende Temperaturen, Sonne und sprießende Knospen.
In den letzten Tagen zeigte sich Deutschland durch die eisigen
Temperaturen aber wenig frühlingshaft.


Während man in den letzten meteorologischen Wintertagen im Norden
Deutschlandes bei Schneeschauern und kräftigem Ostwind ein hoch
winterliches Szenario erleben konnte, sorgte im Rest des Landes
verbreitet längere Zeit Sonnenschein zumindest für einen
frühlingshaften Eindruck. Verließ man jedoch warme Räumlichkeiten,
bemerkte man, dass die Sonne es nicht schaffte die gefühlte
Temperatur spürbar steigen zu lassen. Leichter Dauerfrost mit mäßigen
bis strengen Nachfrösten beherrschte das ganze Land. Dafür
verantwortlich war das beständige Hoch ?Hartmut? über Nordeuropa, das
auf seiner Ostflanke kalte arktische Luft von Nordwestrussland und
Finnland nach Deutschland transportierte.


Unter diesen aktuellen Begebenheiten ist es schwer vorstellbar, warum
ab dem 1. März der meteorologische Frühling beginnen soll. Der Grund
dafür liegt in der Statistik: Für die Auswertung von Wetter- oder
Klimadaten und die Erstellung von Statistiken ist es, insbesondere im
Computerzeitalter, angenehmer und auch einfacher, volle Monate zu
betrachten. So besteht der meteorologische Frühling aus den Monaten
März, April und Mai und beginnt mit dem ersten Tag dieses Quartals.


Neben dem meteorologischen Frühling gibt es auch noch den
kalendarischen bzw. astronomischen Frühling. Er beginnt, wenn die
Sonne senkrecht über dem Äquator steht und damit eine Tag- und
Nachtgleichheit stattfindet. Dies ist dieses Jahr am 20. März um
17:15 Uhr MEZ der Fall. Die Sonne befindet dann im sogenannten
Frühlingspunkt der Erdbahn.


Auch über die Pflanzenwelt lässt sich der Frühling bestimmen. Die
phänologischen Jahreszeiten orientieren sich dabei am Blütenstand der
Pflanzen. Der phänologische Frühling gliedert sich in drei
Unterschiedliche Abschnitte. Der sogenannte Vorfrühling wird durch
den Blühbeginn der Schneeglöckchen und der Haselnuss eingeläutet und
endet, wenn die Sal-Weidenkätzchen pollengelb sind. Es folgt der
Erstfrühling mit dem Blühbeginn der Forsythie und dem Laubaustrieb
der Stachelbeere. Den Abschluss macht der Vollfrühling mit dem
Blühbeginn der Apfelbäume. Er endet mit dem Ausschlagen der
Ebereschen und des Wiesenfuchsschwanzes.


In diesem Jahr wurde der Vorfrühling jedoch von der vergangenen und
derzeit auch noch anhaltenden Kälteperiode jäh gestoppt. Selbst die
zum Teil schon aufgeblühten und eigentlich kälteresistenten
Schneeglöckchen ließen beim strengen Frost ihre Köpfe hängen. Dennoch
kann man die derzeitige Vegetation in den Vorfrühling einsortieren,
da die Natur mit blühenden Schneeglöckchen und Haselnüssen die
Merkmale des Vorfrühlings zeigt. Die Anzeichen des Erstfrühlings sind
jedoch wegen des fehlenden Blühbeginns der Forsythie sowie anhand
mangelnden Laubaustriebs der Stachelbeere noch nicht zu beobachten.


Neben der Pflanzenwelt können sich auch wärmeliebhabende Menschen nun
langsam auf den Frühling freuen. Denn es kommt wieder mehr Schwung in
die Wetterküche. Zwar bläst Hoch "Hartmut" auf seiner Ostseite
weiterhin kalte und trockene Luft aus dem Osten Europas ins Land,
aber über der Iberischen Halbinsel hat sich ein starker Gegenpart
ausgebildet. Dort zieht Tief " Ulrike" ihre Kreise. Auf der Ostflanke
führt sie dabei milder Luft aus dem Mittelmeerraum nach Norden. Zwar
hat es diese Luft zunächst sehr schwer auch im deutschen Raum Fuß zu
fassen und die schwere und träge kalte Luft auszuräumen. Dennoch
steigen die Temperaturen nun allmählich wieder an. Schon am heutigen
ersten Tag des meteorologischen Frühlings taut Deutschland zumindest
regional etwas auf und kann so vor allem entlang des Rheins und der
Mosel sowie an Teilen von Main und Neckar dem Dauerfrost entfliehen.
In den nächsten Tagen werden sich die Gebiete mit positiven
Höchstwerten weiter ausdehnen, am Oberrhein und an den Alpen stehen
lokal sogar wieder zweistellige Werte in Aussicht. Nachts bleibt es
aber mit Ausnahme einiger Regionen im Südwesten noch einige Tage bei
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt frostig.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.03.2018

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst