Thema des Tages

07-03-2018 09:50

Ein Höhentief sorgt für eine "weiße Überraschung"

Was für uns Meteorologen nun wahrlich keine "weiße Überraschung" mehr
war, wird in den Morgenstunden des heutigen Mittwochs in Teilen
Ostdeutschlands sicherlich den einen oder anderen ohne Kenntnis von
der aktuellen Wettervorhersage verblüfft haben: Schnee! So fielen
zwischen der Ostsee und dem Erzgebirge gebietsweise zwischen 1 und 10
cm der weißen Pracht (siehe dazu die Grafik unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/3/7.html). In einer
Region von Sachsen, Sachsen-Anhalt bis nach Thüringen etwa zwischen
Leipzig, Querfurt und Gera kamen sogar verbreitet 10 bis 16 cm
zusammen. Möglich wurde dies durch ein sogenanntes Höhentief.

Als ein Höhentief bezeichnet man ein Tiefdruckgebiet in der mittleren
und höheren Troposphäre, das unabhängig vom Bodendruck sein kann. Um
solche Höhentiefs zu erkennen, betrachten Meteorologen das sogenannte
Geopotenzial auf einer konstanten Druckfläche, meist in 500 hPa
(manchmal auch in 300 hPa). Das Geopotenzial ist dann ein Maß für die
Höhe der jeweiligen Druckfläche. Pi mal Daumen lässt sich sagen, dass
die 500 hPa-Druckfläche bei ca. 5500 m Höhe liegt. Die meteorologisch
korrekte Einheit für das Geopotenzial ist jedoch der geopotenzielle
Meter (gpm) oder geopotenzielle Dekameter (gpdam), die ungefähr der
geometrischen Höhe entsprechen. Die Fläche mit einem Luftdruck von
500 hPa befindet sich daher bei etwa 5500 gpm bzw. 550 gpdam. Bei
einem Höhentief ist diese Fläche nach unten gewölbt, sie hat also ein
geringeres Geopotenzial und damit geringere Höhe als ihre Umgebung
(siehe Grafik).

Genau ein solches Höhentief ist im Laufe des Dienstags vom Löwengolf
(französisches Mittelmeer) unter Intensivierung nach Bayern gezogen
und hat sich dann nordöstlich in Richtung Polen verlagert. Da es vor
allem auf der Vorderseite des Höhentiefs zu Hebungsprozessen kam,
wurde die Wolken- und Niederschlagsbildung begünstigt, die im
aktuellen Fall dann die Schneefälle ausgelöst hat.

Warum aber gab es häufig Schnee- und nicht Regenfälle, lagen die
Temperaturen tagsüber doch noch meist im positiven Bereich zwischen 2
und 7 Grad? Die in den hochreichenden Wolken sich bildenden Eiskeime
und Schneekristalle (und später dann auch Schneeflocken) fielen durch
ausreichend kalte Luftschichten, sodass diese zunächst nicht
schmolzen. In Bodennähe war es aber zunächst noch so warm, dass die
Schneeflocken meist zu Regentropfen wurden. Das Höhentief jedoch
unterstützte die Entwicklung des Bodentiefs "Wiebke" nordöstlich des
Alpenhauptkammes. Mit "Wiebke" gelangte auch bodennah etwas kältere
Luft in den Osten Deutschlands und die Temperaturen gingen zurück. So
ging der Regen mit Absinken der Temperaturen zum Abend hin (der
übliche Tagesgang der Temperatur half zusätzlich) immer öfter in
Schnee über. Je intensiver die Niederschläge mit Übergreifen des
Tiefs nun wurden, umso mehr Verdunstungskälte kam als entscheidender
Faktor für ein weiteres Absinken der Temperatur und damit das
Liegenbleiben des Schnees ins Spiel. So konnten sich letztlich die
zum Teil ganz erklecklichen Schneedecken bilden.

Das Höhentief zieht nun in Richtung Ostsee weiter, wo es sich bald
auffüllt. Die Schneefälle im Osten und Nordosten lassen somit nach.
Dabei verabschiedet sich aber auch die kalte Luft und die
Temperaturen steigen im Tagesverlauf meist wieder in den positiven
Bereich. Tauwetter ist also vielerorts angesagt, wieder einmal können
sich die Winterfans nur über "Stundenschnee", der eben nur wenige
Stunden liegt, freuen. Aber vielleicht schlägt ja der "Märzwinter"
noch einmal zurück.

Dipl.-Met. Simon Trippler und Meteorologie-Student Philipp Joppe
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.03.2018

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