Thema des Tages

12-03-2018 09:20

Der Winter gibt noch nicht auf

Ein kräftiges Tief mit Namen YULIYA über der Biskaya schaufelte am
Wochenende sehr milde Luftmassen subtropischen Ursprungs nach
Mitteleuropa und ließ die Temperaturen verbreitet in den
zweistelligen Bereich klettern, oft wurden sogar Höchstwerte von über
15 Grad gemessen. Am mildesten, man kann sogar schon sagen am
wärmsten, wurde es dabei am gestrigen Sonntag, und zwar in
Olbersleben, etwa 20 km nördlich von Weimar in Thüringen mit 20,3
Grad. Aber auch weit im Norden wurde es sehr mild, wie beispielsweise
die 15,8 Grad am Hamburger Flughafen belegen.

Nun ist es ein Teiltief von YULIYA, welches rasch weiter nordostwärts
bis nach Nordrussland zieht und uns im Zusammenspiel mit einem Hoch
bei Spitzbergen, das sich nach Skandinavien ausweitet, wahrscheinlich
einen Nachschlag in Sachen Winterwetter bringt. Zwischen den
angesprochenen beiden Druckgebilden etabliert sich eine kräftige
Nordströmung über Schweden und Finnland, die Polarluft südwärts
führt. So erreicht diese bereits am Donnerstag das Baltikum und den
Raum Stockholm.

Waren es in den vergangenen Tagen zunächst nur einzelne Modelle und
innerhalb der Modelle nur einzelne Rechenläufe, die die Kaltluft bis
zu uns vorstoßen ließen, so ist mit Stand von heute Vormittag
(12.03.2018) doch eine relative Einigkeit für Winterwetter
entstanden. Auf ihrem weiteren Weg nach Süden und Westen,
antizyklonal (im Uhrzeigersinn) um das Hoch über Skandinavien herum,
soll die Polarluft am Freitag bereits den äußersten Nordosten
Deutschlands erreichen und am Samstag weiteren Boden nach Süden und
Westen "gut machen". Wie gut ihr das letztlich gelingt, darüber
bestehen dann aber doch noch größere Unsicherheiten. Tiefdruckgebiete
über dem Ostatlantik und dem nördlichen Mittelmeerraum "stemmen" sich
ihr nämlich mit deutlich milderer Luft entgegen. Süddeutschland
könnte somit zumindest vorerst von der Kaltluft verschont bleiben.

Richtig eisig wird es am Wochenende wahrscheinlich in
Norddeutschland, denn die polare Luftmasse fließt nicht langsam ein,
sondern wird mit einem Oststurm rasch westwärts getrieben. Die
Temperatur, die rund 10 Grad unter den für die Jahreszeit üblichen
Werten läge, würde sich somit bei Böen bis zu Sturmstärke noch kälter
anfühlen. Aber auch ohne den Hinweis auf die gefühlte Temperatur sind
Höchstwerte, die gebietsweise nicht über 0 Grad hinaus kämen, eine
"Hausnummer". An der Ostseeküste kann sich zudem wieder der
Lake-Effekt einstellen, der dort erst Ende Februar teilweise für
chaotische Verhältnisse durch kräftigen Schneefall mit
Schneeverwehungen sorgte. Für Details ist es aber in dieser Stelle
noch zu früh, auf das Potenzial sei aber hingewiesen. Auch an der
Grenze zur milderen Luft im Süden, wo auch immer diese dann liegen
mag, kann es zu Schneefällen kommen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Winter will noch nicht locker
lassen und könnte gerade im Norden und der Mitte Deutschlands für
Wetterbedingungen sorgen, die auch einem Januartag gut ins Gesicht
stehen würden. Wer also nach den vergangenen milden Tagen die
Winterutensilien schon in die Schränke verstaut hat, sollte diese
lieber wieder hervorkramen.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.03.2018

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