Thema des Tages

18-03-2018 09:20

Winterlicher Nachschlag

Der Winter gibt aktuell ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Dieser
kehrte mit all seinen verschiedenen Facetten nach Deutschland zurück.
Sowohl der gestrige Samstag, als auch der heutige Sonntag sind
gekennzeichnet durch Schnee, Glätte, Frost und gebietsweise auch
durch Schneeverwehungen. Ein besonderes Augenmerk gilt aber nun den
Temperaturen, denn es erwarten uns mäßige bis strenge Nachtfröste.

Wie bereits seit einigen Tagen an dieser Stelle sowie in unseren
Wetterberichten angekündigt, wurden viele Regionen Deutschlands
nochmal in winterliches Weiß gehüllt. In der Nacht zum und am Samstag
schneite es vor allem vom Harz bis in die Lausitz sowie an der
Ostseeküste, in der Nacht auf Sonntag auch im Süden sowie von der
Eifel bis zum Thüringer Wald. Die aktuellen Schneehöhen (Sonntag,
18.03.2018, 07:00 MEZ) zeigen die Schwerpunkte zum einen im Harz und
seinem Vorfeld (Brocken 136 cm, Oberharz 38 cm, Stapelburg 18 cm,
Harzgerode und Quedlinburg 16 cm, selbst am Flughafen Leipzig-Halle
werden 11 cm gemeldet), zum anderen in Teilen Mittelfrankens mit
Werten um 10 cm. Allerdings führen auch geringere Schneehöhen zu
einem tiefwinterlichen Eindruck, da der Schnee gebietsweise durch den
starken bis stürmischen Nordostwind verweht wird.

Die aktuellen Schneefälle schwächen sich im Verlauf des Sonntags
deutlich ab, nur südlich der Donau ist in der Nacht noch die eine
oder andere Flocke möglich. Verantwortlich dafür ist ein kräftiges
Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über dem südlichen Skandinavien, das
vor einiger Zeit auf den Namen IRENÄUS getauft wurde. An dessen
Flanke strömt nun zunehmend auch trockenere Luft heran, die vor allem
im Norden für viel Sonne sorgen wird. Allerdings fehlt damit in den
Nächten die "isolierende" Wolkenschicht, die Wärme kann daher
ungehindert in den Weltraum entweichen.

Zudem muss noch ein weiterer Effekt beachtet werden, der unmittelbar
mit der frischen Schneedecke zusammenhängt. Für gewöhnlich sinkt die
Temperatur über Neuschnee bei klarem Himmel in den Nachtstunden
kräftig ab. Dieser Effekt kann mit dem Stefan-Boltzmann-Gesetz
erklärt werden, das die abgestrahlte Energie eines Körpers
beschreibt. Diese ist zum einen direkt von der vierten Potenz der
absoluten Temperatur und zum anderen vom Emissionsvermögen abhängig.
Interessant dabei ist der zweite Parameter, denn das
Emissionsvermögen liegt bei frisch gefallenem Schnee bei 0,99
(dimensionslos), bei Sand zum Beispiel nur bei 0,90. Die maximale
Ausstrahlung hätte theoretisch ein sogenannter "schwarzer Körper",
der ein Emissionsvermögen von 1,00 aufweist. Frischer Schnee kann
daher annähernd als schwarzer Körper bezeichnet werden.

Bei der vorliegenden Kombination aus polarer Luftmasse, klarem Himmel
und frischer Schneedecke ist es daher nicht verwunderlich, dass die
Temperaturen in den kommenden Nächten auf -5 bis -10 Grad sinken
(mäßiger Frost), über Schnee und im Bergland sind Temperaturen unter
-10 Grad wahrscheinlich. Ab diesem Wert spricht man von strengem
Frost. Eine solche Warnung steht deshalb im Warnkatalog des Deutschen
Wetterdienstes, weil bei länger anhaltenden tiefen Temperaturen
Gefahr für Menschen (z.B. Obdachlose in den Städten) und
Infrastruktur ausgehen kann (z.B. Vereisung auf den Wasserstraßen,
Gefrieren von Wasserleitungen).

Der Schwerpunkt der mäßigen bis strengen Nachtfröste zieht sich zwar
im Verlauf der Woche in die Südhälfte zurück, jedoch haben
empfindliche Pflanzen auch im Norden bei leichten Frösten weiterhin
nichts im Freien zu suchen.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.03.2018

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