Thema des Tages

19-03-2018 08:50

Der März kann Winter!

Wenn man an den März denkt, dann kommt einem schnell der
Frühlingsanfang in den Sinn, sei es der statistisch-meteorologische
oder der astronomische. Die spürbar kräftiger werdende Sonne taucht
die in allmählich zartem grün erscheinende Natur in ein helles,
warmes Licht. Ein Besuch im Eiscafe, ein Sonnenbad in leichter
Bekleidung - keine Frage, das Wetter kann im März schon richtig
frühlingshaft sein und Lust auf den Sommer machen. Es ist nur
verständlich, dass man sich nach der langen dunklen, mitunter kalten
Jahreszeit nach Licht und Wärme sehnt und entsprechende Erwartungen
an den März stellt. Doch nüchtern-wissenschaftlich betrachtet, tut
man dem März damit Unrecht. Der März ist ein Monat der recht
verlässlichen Ambivalenz. Denn nicht selten tritt er aus
meteorologischer Sicht als Frühlingsmonat und Wintermonat zugleich
auf. Kaltlufteinbrüche mit Schneefällen sind im März nämlich keine
"Laune der Natur", sondern ein Regelfall. Deswegen wird der
"Märzwinter" auch zu den meteorologischen Singularitäten gezählt wie
beispielsweise das Weihnachtstauwetter oder die Siebenschläferregel.

Den Fakten zum Trotz wird es sie trotzdem immer geben, die hohen
Erwartungen an den März als Frühlingsmonat, teilweise geschürt durch
prachtvolle Bilder in Film und Fernsehen. Aber zugegeben, die Wucht
des vergangenen Kaltlufteinbruchs mit Dauerfrost, mäßigen bis
strengen Nachtfrösten und mitunter einer ordentlichen Portion Schnee,
inklusive Verwehungen, war bemerkenswert und kommt so sicher nicht
jedes Jahr vor. Eine ähnliche Situation gab es zuletzt im März 2013,
also immerhin vor 5 Jahren. Es geht aber noch heftiger: 1987 fiel im
März quasi deutschlandweit immer wieder Schnee, in den Mittelgebirgen
türmten sich die Schneemassen teilweise über einen Meter hoch. Die
Monatsmitteltemperatur lag bei -0,4 Grad und damit 2,5 Grad niedriger
als bisher im März 2018 (2,1 Grad Celsius) und 0,6 Grad niedriger als
im März 2013 (0,2 Grad Celsius). Weitere erwähnenswerte Vertreter
ihrer Zunft in der jüngeren Vergangenheit sind die Märzwinter 2006
(Mittel: 1,5 Grad Celsius) und 1996 (Mittel: 1,0 Grad Celsius).

Die wesentliche Ursache für die Kaltlufteinbrüche im März ist leicht
zu umschreiben. Vor allem in den hohen Breiten, in Skandinavien und
Sibirien im Speziellen, lagert zu dieser Zeit noch reichlich
Kaltluft, die bei richtiger "Anströmung" bis nach Mitteleuropa
"ausbrechen" kann. Besonders effektiv passiert dies, wenn sich
beispielsweise am Südrand einer nordeuropäischen Hochdruckzone eine
östliche Strömung über Deutschland einstellen kann. Die arktische
Kaltluft gelangt dabei über die noch kalten und oft schneebedeckten
Kontinentalflächen Osteuropas unwesentlich erwärmt zu uns. Gegen
diese eisige Luftmasse kann auch die zunehmend an Kraft gewinnende,
wärmende Märzsonne dann nicht mehr viel ausrichten, vor allem, wenn
ein böiger Wind die gefühlte Temperatur nochmal ein Stück nach unten
treibt. So geschehen in den vergangenen Tagen. Erst im April und Mai
wird das Kältereservoir im "hohen Norden" sowie über Osteuropa und
Asien rasch kleiner, womit späte Kaltlufteinbrüche immer
unwahrscheinlicher werden und tendenziell weitaus schwächer ausfallen
als noch im März.

Sie sehen, Kaltlufteinbrüche im März sollte man als so
selbstverständlich ansehen wie Spekulatius zur Vorweihnachtszeit in
den Supermarktregalen - oder das Thema des Tages des Deutschen
Wetterdienstes.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.03.2018

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