Thema des Tages

24-03-2018 09:50

Warum ist Ostern "ausgerechnet" am nächsten Wochenende?

Ostern gehört zu den "beweglichen Feiertagen", der genaue Zeitpunkt
des christlichen Osterfestes wurde ursprünglich auf dem Konzil zu
Nicäa im Jahre 325 n. Chr. festgelegt. Seitdem fällt Ostern
prinzipiell auf das Wochenende nach dem ersten Vollmond im
kalendarischen Frühling. Die Bestimmung des Osterdatums ist also
quasi an einen "Mondkalender" geknüpft, während unser gregorianischer
Kalender dem Sonnenlauf folgt.

Die exakte Berechnung des Osterdatums ist allerdings nicht immer so
trivial wie sie auf den ersten Blick scheint, denn es gehen noch
Anomalien beider Kalendersysteme sowie religiöse Regeln ein, deren
Erläuterung an dieser Stelle zu weit führen würde (sog.
Osterparadoxien). Jedenfalls sind alle weiteren beweglichen
christlichen Feiertage mit dem Ostersonntag als Ausgangspunkt
verknüpft.

Ein Algorithmus zur Berechnung des Osterdatums wurde im Jahre 1800
von dem deutschen Mathematiker Carl Friedrich Gauß angegeben
("Gaußsche Osterformel"). Er wird in ergänzter Form auch heute noch
benutzt. Bei paralleler Betrachtung beider Kalendersysteme innerhalb
eines Jahres ergibt sich eine theoretische zeitliche
Schwankungsbreite des Ostersonntags zwischen dem 22. März (frühester
Termin) und dem 25. April (spätester Termin).

Wider Erwarten sind die möglichen Daten des Ostersonntags nicht
gleich verteilt. Seit Einführung des Gregorianischen Kalenders (ab
Ende des 16. Jahrhunderts) fiel er nur viermal auf den 22. März, und
zwar in den Jahren 1598, 1693, 1761 und 1818, sowie viermal auf den
25. April, nämlich 1666, 1734, 1886 und 1943. Noch seltener,
lediglich zweimal, fiel der Feiertag auf den 24. März.

In diesem Jahr hatten wir die Tagundnachtgleiche am 20. März und am
Sonnabend, den 31. März 2018, ist der erste Vollmond im
kalendarischen Frühling. Damit fällt der Ostersonntag auf den 1.
April. Bei vielen Zeitgenossen weckt ein eher frühes Osterdatum
spätwinterliche Befürchtungen, die auch in diesem Jahr nicht ganz von
der Hand zu weisen sind. Denn nach jetzigem Kenntnisstand wird es
nach einer nass-kalten Karwoche erst im Verlaufe des Osterfestes
wieder deutlich milder.

Eine "Klimatologie des Osterfestes" wäre im Gegensatz zur
"Weiße-Weihnachten-Statistik" aufgrund der oben erwähnten
Schwankungsbreite des Osterdatums im wissenschaftlichen Sinne nicht
aussagekräftig. Eine persönliche "Osterklimatologie" dagegen kann in
Abhängigkeit von geplanten Freiluftaktivitäten durchaus sinnvoll
sein, indem man sich die möglichen Schwankungen des Frühjahrs
zwischen sonnigen Tagen mit 25 °C, leichten Nachtfrösten oder aber
durchziehenden Kaltfronten mit Sturmböen und Graupelschauern klar
macht.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.03.2018

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