Thema des Tages

29-03-2018 08:20

"Wartet die Krähe zu Weihnacht im Klee, sitzt sie zu Ostern sicher im
Schnee"...

"Heilig Dreikönig sonnig und still, Winter vor Ostern nicht weichen
will.", "Wanns im Februar ned friad und schneid, na kimmd da Frost
zua Osterzeid" oder "Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer
sicher heiß." Das sind nur drei Beispiele zahlreicher Bauernregeln,
die es zur Osterzeit gibt. Doch kann man sich auf diese Wetterregeln
verlassen oder haben sie womöglich nicht viel mit der Realität zu
tun?



Bauernregeln stammen aus Zeiten, zu denen es noch keinen
Wetterbericht im Radio oder ortsgenaue Wettervorhersagen im Internet
für jeden Wunschort gab. Allerdings war seinerzeit - und ist auch
heute noch - ein Wissen über Wetter und Witterungsverläufe für die
Landwirtschaft sehr wichtig und beeinflusst maßgeblich die
Ernteerträge. Deshalb beobachteten früher die Bauern akribisch das
Wetter und versuchten daraus Regelmäßigkeiten abzuleiten. Allerdings
ist zu beachten, dass die meisten Bauernregeln regionale Erfahrungen
wiedergeben und nicht für ganz Deutschland oder gar Europa gültig
sind.



Für Ostern kommt noch ein entscheidendes Problem hinzu: Anders als
viele Feier- oder Namenstage, an denen sich die meisten Bauernregeln
orientieren, wird Ostern in jedem Jahr zu einem anderen Datum
gefeiert. Ostern fällt nämlich prinzipiell auf das Wochenende nach
dem ersten Vollmond im kalendarischen Frühling; das kann bereits am
22. März und spätestens am 25. April der Fall sein (siehe Thema des
Tages vom 24.3.:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/3/24.html). Für die
durchschnittliche Witterung macht es jedoch einen großen Unterschied,
ob die Christen Ostern schon Ende März oder erst Ende April feiern.



Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass man nicht lange suchen muss,
um sich widersprechende Bauernregeln zu finden. So verheißt zum
Beispiel "Am Gründonnerstag und Karfreitag Regen
gibt selten Erntesegen." nach einem verregneten Osterfest große
Ernteausfälle, während "Wenn an Karfreitag Regen war, folgt trocknes,
aber fruchtbares Jahr" eine ertragreiche Ernte verspricht.



Auch gibt es zahlreiche Bauernregeln, wie beispielsweise "Weihnachten
im Schnee, Ostern im Klee.", die uns nach einem schneereichen
Weihnachten grüne Ostern und umgekehrt vorgaukeln wollen. Tatsächlich
gibt es immer wieder Jahre, in denen genau dies der Fall ist. Man
erinnere sich nur an letztes Jahr. Nach milden und grünen
Weihnachtstagen 2016, bescherten teils kräftige Schneefälle bis ins
Flachland regional einen weißen Ostermontag (17.4.2017) und
anschließend führten verbreitet frostige Nächte zu teils verheerenden
Folgen für die Obstbauern. Die Regel wurde aber schon ein Jahr zuvor
widerlegt. Zu Weihnachten 2015 war es sogar noch milder mit bis zu
16°C in Teilen Baden-Württembergs, aber auch zum darauf folgenden
Osterfest 2016 (27.3.2016) war es wenig winterlich mit Temperaturen
zwischen 9 und 17°C.



Doch haben die Bauern seinerzeit das Wetter völlig falsch beobachtet
und steckt hinter allen Bauernregeln nur heiße Luft? Nein! Es gibt
durchaus Bauernregeln, die eine gewisse Aussagekraft haben, wenn man
sie richtig interpretiert. Eines der bekanntesten Beispiele ist die
Siebenschläferregel. Nimmt man es mit dem Siebenschläfertag (27.
Juni) nicht ganz so genau und betrachtet anstelle dessen den
Wetterverlauf von Ende Juni bis Anfang Juli, so zeigt sich immerhin
in etwa 2 von 3 Fällen, dass sich auch das Wetter in den
darauffolgenden Wochen ähnlich präsentiert. Die Ehre der Bauern ist
somit also gerettet. Frohe Ostertage und viel Freude beim Wetter
beobachten wünscht...


Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.03.2018

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