Thema des Tages

09-04-2018 07:50

Ermüdende Frühlingsgefühle

Jedes Jahr freut man sich aufs Neue auf den Frühling, wenn die Natur
aus ihrem Winterschlaf erwacht und wieder zu Hochleistungen aufläuft.
Bis Ende April kehren Abermillionen Zugvögel zurück in unsere
Breiten, die balzenden Herren der Schöpfung stimmen ein herrliches
Konzert im heimischen Garten oder im öffentlichen Park an und die
Winterschläfer ?kriechen ebenfalls aus ihren Federn?. Vielleicht
nicht alle: Der Siebenschläfer wird aktuell nur müde lächeln und
dreht sich bis in den Mai, teilweise sogar bis Juni lieber noch
einmal in seiner Erdhöhle um.

Auch wenn die Natur im Frühling bunter wird und sich unser
Gemütszustand mit jedem weiteren wärmenden Sonnenstrahl bessert, so
spüren viele statt eines Energieschubs eher die große
Frühjahrsmüdigkeit. Dann würde man sich lieber wieder zurück auf die
Couch kuscheln, ist etwas wetterfühliger als sonst oder leidet unter
Stimmungsschwankungen. Bei anderen wiederum sorgen Kopfschmerzen,
Konzentrationsschwächen oder sogar Kreislaufprobleme für Unmut.

Die Frühjahrsmüdigkeit ist weit verbreitet. Häufig trifft es
besonders Wetterfühlige, Ältere oder Menschen mit einem niedrigeren
Blutdruck. Auch Frauen spüren das Phänomen in der Regel häufiger als
Männer. Es gibt jedoch nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen
dazu, weshalb die genauen Ursachen noch nicht bekannt sind.

Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine Krankheit, sondern
vielmehr um eine durch Jahreszeiten- bzw. Klimawechsel hervorgerufene
Erscheinung. Evolutionsbedingt läuft unser Körper im Winter auf
Sparmodus, aufgrund der kürzeren Tage schlafen viele im Durchschnitt
etwas länger und unser Hormonhaushalt stellt sich quasi auf
?Winterschlaf? ein. Wenn sich im Frühjahr dann die Temperatur erhöht,
weiten sich unsere Blutgefäße und der Blutdruck fällt ab, was zu
Müdigkeit oder Kreislaufproblemen führen kann. Zudem stellt auch
unser Hormonhaushalt auf ?Aufwachen? um. Aufgrund der zunehmenden
Lichtintensität und der längeren Tage wird verstärkt das
stimmungsaufhellende Hormon Serotonin ausgeschüttet, gleichzeitig
wird die Produktion des ?Schlafhormons? Melatonin gedrosselt. Unser
Hormonhaushalt gerät also kurzzeitig durcheinander, was ebenfalls
ermüdend auf unseren Körper wirkt.

Wenngleich die genauen Ursachen nicht bekannt sind, so kann man doch
die Symptome der Frühjahrsmüdigkeit bekämpfen. Bewegung an der
frischen Luft und Sport kurbeln den Kreislauf an. Wem das nicht
reicht, der bringt das eigene Blut zusätzlich mit Wechselduschen oder
einem Saunabesuch ins Wallen. Allen ?Bürostuhlwarmhaltern? und
?Bleistiftgewichthebern? seien die Treppe statt des Aufzugs und das
gelegentliche Lüften der stickigen vier Bürowände empfohlen. Außerdem
empfehlen Experten eine frische, nährstoffreiche Kost mit viel Obst,
Gemüse, Getreideprodukten sowie Hülsenfrüchten. Vielleicht lassen Sie
also lieber den Schokoosterhasen etwas länger stehen und gönnen sich
etwas frisches Obst und ein paar Nüsse.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.04.2018

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