Thema des Tages

10-04-2018 08:20

Ein Gruß aus der Sahara


Manchmal kann man auf Autos und anderen Oberflächen eine besonders
dicke Staubschicht bewundern, sehr eindrücklich sind rot-braune
Ablagerungen auf Schneeflächen, und ein anderes Mal scheint die
Atmosphäre milchig und trüb, so dass die Sonne kaum "durchkommt". Die
Rede ist von Saharastaub, der von Zeit zu Zeit bis in unsere Breiten
transportiert wird. Dieser Transport findet meist in höheren
Luftschichten statt, teils wird der Staub aber auch als unerwünschte
Schicht am Boden abgelagert oder mit Niederschlägen aus der Luft
ausgewaschen und erreicht so ebenfalls den Boden.

Aktuell befindet sich eine recht umfangreiche und hochreichende
Tiefdruckzone über West- und Südwesteuropa, die sich bis nach
Nordafrika erstreckt. Dementsprechend herrscht eine süd- bis
südwestliche Höhenströmung, in der aktuell Saharastaub nach
Mitteleuropa geführt werden kann. Der Staub wird in der Sahara durch
lokale, kräftige Winde aufgewirbelt und kann dann mit der
Höhenströmung über große Entfernungen transportiert werden. Im Laufe
eines Jahres kommt es häufiger zu solchen "Saharastaubausbrüchen" bis
nach Mitteleuropa.

Mit Hilfe von sogenannten LIDARs (Light Detection And Ranging) können
solche Staubschichten oder auch andere Schwebeteilchen (Aerosole) in
der Atmosphäre nachgewiesen werden. Von einem LIDAR wird ein
gepulster Laserstrahl in die Atmosphäre entsandt, dieser wird an den
Staubpartikeln reflektiert und zum LIDAR zurückgesandt. Aus der
Laufzeit, der Zeit zwischen Lichtimpulsaussendung und Empfang des
Rückstreulichtes wird auf die Höhe der Staubschicht geschlossen. Aus
der "Menge" des zurückgestreuten Lichtes kann die optische Dicke und
damit die Menge des Staubes abgeleitet werden.

Wüstenstaub besteht überwiegend aus Sand (Quarz), der sowohl einen
direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die
Sonneneinstrahlung besitzt. Der direkte Einfluss besteht darin, dass
die Atmosphäre durch den Staub getrübt wird und damit die
Einstrahlung reduziert wird, da die eingestrahlte Energie zum Teil
unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der indirekte Einfluss
ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel auch als sogenannte
Kondensationskerne wirken und damit einen Einfluss auf die
Wolkenbildung haben. Und diese sozusagen "zusätzlich" gebildeten
Wolken führen ebenfalls zu einer geringeren Einstrahlung.

Saharastaub kann uns Meteorologen aber auch die Vorhersagen
vermasseln - wie z. B. am gestrigen Montag. So wurden am vergangenen
Sonntag für den Folgetag bei bis zu 11 oder gar 12 Sonnenstunden vor
allem in den mittleren Landesteilen recht verbreitet Höchstwerte um
23/24 Grad erwartet. Sehr wahrscheinlich aufgrund des Saharastaubes
bildete sich in einer Höhe von etwa 7 bis 9 km aber eine optische
sehr dicke Wolkenschicht über großen Teilen Deutschlands (siehe
Satellitenbild Mitteleuropa sowie Ceilometermessung nahe Kassel;
Ceilometer detektieren Wolkenschichten nach Lidarprinzip - siehe
Eintrag DWD-Lexikon), die die Sonneneinstrahlung und damit auch die
Höchsttemperaturen deutlich reduzierte. Tatsächlich wurden so die
Höchsttemperaturen um meist 2 bis 3 Grad zu hoch vorhergesagt und
auch die Ausbeute an Sonnenstunden betrug nur 3 bis 6 Stunden. Im
Osten Deutschlands sah es etwas besser aus, tatsächlich schien dort
die Sonne wie vorhergesagt teils den ganzen Tag und damit passten
auch die Temperaturprognosen gut.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.04.2018

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