Thema des Tages

11-04-2018 10:50

Ein Tag der Gegensätze ? Sommerhauch versus Winterfeeling

Das Wetter in Deutschland wird derzeit vom mächtigen Hoch MARTIN
über Skandinavien, dessen Einfluss von Island bis nach Russland
reicht, sowie JOI, dem Tiefdruckwirbel über der Iberischen Halbinsel
und Westfrankreich, geprägt. Deutschland lag und liegt dabei
"zwischen den Stühlen", wobei seit dem gestrigen Dienstag überwiegend
tiefer Luftdruck das Wetter bestimmt (vgl. Abb. 1).

In die östliche Grundströmung zwischen den beiden Luftdruckgebilden
ist dabei eine Luftmassengrenze eingebettet. Zudem sorgten
konvergente - also zusammenströmende - Winde für die Ausbildung einer
sogenannten Konvergenzlinie. Vor allem in deren Umfeld ging es
teilweise hoch her. Sommerlich anmutende Gewittergüsse verwandelten
die Frühlingspracht regional durch eine dicke Hagelschicht in eine
Winterlandschaft. Mit stündlichen Regenmengen, entsprechend den
angeeichten Radarprodukten, von über 25 l/qm sowie 6-stündigen Werten
von über 30 Litern öffnete der Himmel zudem lokal seine Schleusen und
produzierte ungewollte Seen. Von den kräftigen Gewittern war
besonders ein Streifen vom Bayerischen Wald und der Oberpfalz über
Franken und Mittelhessen hinweg nach Nordrhein-Westfalen betroffen.


Einen zweiten "Hingucker" lieferten die Höchsttemperaturen am
gestrigen Dienstag. Dort bildeten sich teilweise extreme regionale
Unterschiede heraus. Insgesamt lag die Temperaturdifferenz zwischen
tiefstem und höchstem Temperaturmaximum bei 21,3 Grad. Ein markanter
Unterschied, der oft auf kleinem Raum zu beobachten war. So führte
auflandiger nordöstlicher Wind von der noch sehr kühlen Ostsee her
dazu, dass die Temperaturen an der östlichen Ostsee zwischen Rügen
und Greifswald nur wenig über 4 Grad anstiegen. Gleichzeitig heizte
die Sonne die naheliegende Region zwischen Lübben (BB), Berlin und
Manschnow (BB) auf Werte teils über 25 Grad auf. Somit wurde die o.e.
Temperaturdifferenz von 21,3 Grad auf nur 250 km erreicht. Zwischen
den etwa 150 km voneinander entfernten Stationen Arkona (MV) und
Grambow (MV) waren es auch schon 18,2 Grad Unterschied (vgl. Abb 2.).
Aber nicht nur im Nordosten stiegen die Temperaturen auf kurzer
Distanz unterschiedlich stark an. Auch im Südwesten waren Differenzen
von 7,7 Grad auf knapp 75 km zwischen Tholey (SL) und Bad Kreuznach
(RP) zu verzeichnen. Ähnliche Werte wurden auch zwischen Basel und
Konstanz mit Temperaturunterschiede von 8,3 Grad auf 120 km erreicht
(vgl. Abb. 3.). Verantwortlich dort waren die Zufuhr von etwas
kühlerer und wolkenreicher Atlantikluft auf der Ostflanke von Tief
JOI sowie der Durchgang einer thermisch bedingten Druckwelle
(zeitliche Änderung des Luftdrucks). Vor allem dadurch war die
Temperaturdifferenz im Umfeld des Hochrheins von 8 Grad teilweise auf
einer Distanz von 10 bis 20 km zu beobachten. Temperaturen von über
20 Grad folgte hinter der Welle innerhalb von 2 Stunden ein
Temperatursturz um jene genannten 8 Grad (vgl. Abb. 4).

Bis zum Wochenende verbleibt Deutschland mehr oder weniger stark
unter Tiefdruckeinfluss. Damit verbunden sind neben längeren sonnigen
Abschnitten immer wieder auch teils kräftige Schauer und Gewitter.
Insgesamt scheint die Südosthälfte Deutschlands mit längerem
Sonnenschein und nur geringer Schauerneigung bevorteilt. Dagegen kann
die teils dichtere Bewölkung im Norden und Westen ihren Regen örtlich
abladen. Bei Temperaturen zwischen 13 und 23 Grad dominiert aber
weiter angenehm temperierte Frühlingsluft. Nur das Ostseeumfeld
bleibt weiterhin unterkühlt.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2018

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