Thema des Tages

29-04-2018 08:20

Spannender Sonntag durch Gewittertief QUITTA

Nach ein paar Tagen Ruhe bahnt sich in Teilen des Landes ein
Wochenausklang mit Pauken und Trompeten an. Im Fokus steht dabei ganz
klar der äußerste Westen des Landes. Dort kommt es, in Nähe zu Tief
QUITTA, zu einer perfekten Überlagerung von dynamischen Faktoren
(Scherung [deutliche Windzunahme und Windrichtungsänderung mit der
Höhe] sowie Hebung [der Luftmasse]) und einer labilen (starke
Temperaturabnahme mit der Höhe) und energiereichen Luftmasse. Zu
dieser Situation kommt es am heutigen Sonntagabend. Dann bilden sich
voraussichtlich in den grenznahen Gebieten von Frankreich, Luxemburg
und Belgien kräftige Gewitter, die in weiterer Folge in den Westen
Deutschlands ziehen. Mit den Gewittern kann es zu heftigem Starkregen
mit Mengen um 30 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit sowie Hagel
mit Korndurchmessern um 3 cm und schweren Sturmböen bis 100 Kilometer
pro Stunde kommen.

Der weitere "Fahrplan" für den späten Sonntagabend und die Nacht zum
Montag sieht dann eine Nordverlagerung dieser Gewitter vor, wobei die
Gewitter immer mehr zu einem gewittrigen Regengebiet zusammenwachsen.
Betroffen wären dann die Gebiete vom Niederrhein bis zu den
Ostfriesischen Inseln. Durch den Wandel von Einzelzellen hin zu einem
größeren Gewitterkomplex würde die Gefahr von schweren Sturmböen und
größerem Hagel zurückgehen, die Starkregengefahr aber erhalten
bleiben.

In den bisherigen Absätzen war immer nur die Rede vom Westen, doch
passiert im Rest des Landes denn nichts? "Jein", in weiten Teilen
passiert tatsächlich nichts, zumindest, wenn diese Frage unter dem
Gesichtspunkt von Gewittern/Unwettern betrachtet wird. Viel
Sonnenschein, ein paar Wolkenfelder oder Quellwolken und teils
sommerliche Temperaturen (bis zu 29 Grad im Südosten Bayerns) dürften
jedoch den Geschmack vieler für den heutigen Tag treffen. Doch, kaum
eine Vorhersage ohne Ausnahme und auch in diesem Fall gibt es sie,
die Ausnahmen. Über den Mittelgebirgen, allen voran über Thüringer
Wald, Erzgebirge sowie der Schwäbischen und Fränkischen Alb können
die Quellwolken zu einzelnen kräftigen "Wärmegewittern" heranwachsen
und lokal mit ähnlichen Begleiterscheinungen (Starkregen, größerer
Hagel, Sturmböen) wie im Westen einhergehen. Diese Wärmegewitter
können zwar auch etwas aus den Mittelgebirgen nach Norden
herausziehen, eine so lange Lebensdauer wie im Westen besitzen sie
wahrscheinlich aber nicht. Zudem sollten die Gewitter bis zum späten
Abend wieder in sich zusammenfallen.

Apropos später Abend bzw. Nacht. In der Nacht zum Montag überquert
die Kaltfront von QUITTA bereits den Südwesten Deutschlands und kommt
rasch nach Osten voran. Mit der Kaltfront frischt der Südwestwind
deutlich auf. Somit muss verbreitet mit Windböen, gebietsweise auch
mit stürmischen Böen gerechnet werden. Da QUITTA auch am Montag die
Puste noch nicht ausgeht, bleibt das Thema Wind/Sturm im Westen
weiterhin auf der Agenda. Das Thema Gewitter ist dann zwar noch nicht
erledigt, aber durch die deutlich kühlere Luft, die von Westen
einströmt, fehlt ihnen meist die Energie. Nur im Nordosten hält sich
noch bis zum Nachmittag die warme und feuchte Luft, dort können sich
somit durchaus noch kräftige Entwicklungen ergeben.

Zum Schluss noch ein Blick über den Tellerrand auf die Westseite von
QUITTA. Dort fällt im Südosten Großbritanniens und im Norden
Frankreich länger anhaltender und kräftiger Regen. Bis morgen Mittag
kommen gebietsweise 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter zusammen und das
ganze bei einstelligen Temperaturen. Die Kontraste zum sommerlichen
Südosten Deutschlands sind heute somit enorm, übrigens auch ein Grund
für die kräftige Tiefdruckentwicklung.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.04.2018

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