Thema des Tages

01-05-2018 08:50

?Gelber Staub?


Gelbliche Wolken werden dieser Tage immer wieder von Windböen wie
Nebelschwaden aus den Wäldern geweht. Überall legt sich gelber Staub
nieder, der Autos und Terrassen beschmutzt. Doch diesmal ist es kein
Saharastaub, sondern es ist Pollenzeit.

Dieses Jahr ist die Pollenbelastung besonders hoch. Dies hat mehrere
Gründe: Durch das Sommerwetter im April gab es eine regelrechte
Explosion der Vegetation. Hatte der Vegetationsstand Ende März noch
etwa 2 Wochen Rückstand, ist er nun dank des rekordwarmen Aprils dem
normalen Stand etwa 2 Wochen voraus. Somit blühen nun viele Pflanzen
gleichzeitig, die normalerweise sonst nacheinander blühen. Doch der
Hauptanteil der Pollen stammt von Fichten, dem häufigsten Baum in
Deutschland. Denn in diesem Jahr ist die Fichtenblüte besonders
intensiv. Normalerweise blüht die Fichte alle 4 bis 7 Jahre. Doch
die Abstände sind in den letzten Jahrzenten immer kürzer geworden,
sodass das Autowaschen also auch in den nächsten Tagen zwecklos
bleibt, zumal die Fichtenblüte voraussichtlich noch ein paar Wochen
andauern wird.

Über 15 % der Deutschen reagieren allergisch auf Pollen und die Zahl
steigt stetig an, was sich dadurch erklären lässt, dass bei
Pollenallergikern der Körper die eigentlich harmlosen Pollen als
?Angreifer? interpretiert, wodurch das Immunsystem ihnen gegenüber
sensibilisiert wird. Bei Kontakt mit den Pollen trifft das
Immunsystem dann Abwehrmechanismen und es werden Botenstoffe
ausgeschüttet, die für die schnupfen- und erkältungsähnlichen
Symptome sorgen. Es handelt sich dabei um eine Überreaktion des
Immunsystems.
Die Pollenkonzentration in der Luft hängt nicht nur vom Blütestand
der entsprechenden Pflanzen ab, sondern auch von den
Wetterbedingungen. Zum Beispiel ist bei längerer Trockenheit die
Pollenkonzentration höher, während die Pollen bei Regen aus der Luft
?ausgewaschen? werden. Der Deutsche Wetterdienst erstellt in
Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst
(PDI) Vorhersagen zum Pollenflug-Gefahrenindex für viele
Blütenpollen. Der Pollenflug-Gefahrenindex beschreibt die Stärke der
Symptomatik bei Pollenallergikern, die von dem bestimmten Pollentyp
und dessen Konzentration abhängt. Dazu werden nicht nur die
Wettervorhersagen betrachtet, sondern auch die vom PID gemessenen
Pollenkonzentrationen. Die phänologischen Daten zum Blütestand, die
von der Abteilung Agrarmeteorologie vom DWD ermittelt werden, spielen
dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Pollen-Gefahrenindex lässt
sich unter www.dwd.de/pollenflug abrufen.

Aktuell sind es nicht die zahlreichen Fichtenpollen, die den
Allergikern am meisten zu schaffen machen. Denn Fichtenpollen wirken
wenig aggressiv auf das Immensestem, sodass Allergiker kaum darauf
reagieren. Anders sieht das bei den wesentlich kleineren Birkenpollen
aus, die derzeit die Hauptbelastung für Allergiker darstellen. Auch
wenn die Birkenblüte langsam wieder am Abklingen ist. Daher findet
man mittlere bis hohe Belastungen nur noch im Nordosten und im
Mittelgebirgsraum findet. Als Nächstes müssen sich Allergiker auf
die Blüte der Gräser einstellen.
Weitere Informationen zu Pollenallergien und Blütezeiten finden sie
auf der Seite des PDI unter http://www.pollenstiftung.de


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.05.2018

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