Thema des Tages

12-05-2018 07:50

Nach den Gewittern ist vor den Gewittern - der Gewittersonntag

Nur vorübergehend vermochte Hoch ROLAND die Atmosphäre über
Deutschland zur Ruhe zu bringen. Schon am heutigen Samstag beginnt
sie über dem süd- und ostdeutschen Bergland in Form von Schauern und
Gewittern wieder zu "köcheln". Dies geschieht allerdings noch auf
"kleiner Flamme". Mit der Bildung eines Tiefdruckgebiets über dem
Südwesten Deutschlands in der Nacht zum Sonntag gewinnt die
Wetterlage aber an Brisanz. Dies zeigt sich schon daran, dass sich
trotz der nächtlichen Stunde und der damit fehlenden Einstrahlung der
Sonne (Energielieferant) Gewitter von Südwesten bis zu einer Linie
Eifel-Hochrhein ausbreiten. Diese können bereits die ersten
Regengüsse mit sich bringen.

Am Sonntag weitet sich dieses Tief, aufgrund seiner lang gestreckten
Form spricht man auch von einer Tiefdruckrinne, noch etwas nach
Nordosten aus. In dieser Tiefdruckrinne strömen feuchte und warme
Luftmassen aus Nordost und Südwest zusammen und werden so zum
Aufsteigen gezwungen. In der Folge bilden sich in ein einem breiten
Streifen von Nordwest nach Südost ab den Mittagsstunden kräftige
Gewitter, die lokal, wie schon am vergangenen Donnerstag, erneut
unwetterartige Ausmaße annehmen werden. Die Hauptgefahr geht dabei
erneut von Starkregen aus. Um 30 Liter pro Quadratmeter (l/qm) in
kurzer Zeit und bis zu 60 l/qm durch wiederholte Gewitter in mehreren
Stunden können dabei lokal herunterprasseln. Überflutungen wären die
Folge. Zum Vergleich: die durchschnittliche Niederschlagssumme für
den Mai im Rhein-Main-Gebiet liegt bei etwa 60 l/qm. Auch größerer
Hagel von bis zu 3 cm Durchmesser und Sturmböen um 80 Kilometer pro
Stunde können auftreten.

Die entscheidende Frage lautet nun, wo liegt dieser
"Gewitterstreifen"? Mehr als 24 Stunden vor den erwarteten Gewittern
gibt es naturgemäß noch Unsicherheiten, dennoch lässt sich ein
Bereich mit deutlich erhöhter Wahrscheinlichkeit für heftige Gewitter
ausmachen. Dieser erstreckt sich von der deutsch-niederländischen
Grenze südostwärts über große Teile Nordrhein-Westfalens, Hessens,
den Südwesten Thüringens und Teile Baden-Württembergs sowie Bayerns
bis zum Alpenrand. Dies bedeutet aber nicht, dass nicht auch etwas
weiter nordöstlich oder südwestlich kräftige Gewitter auftreten
können. Von dem Ganzen nicht viel mitbekommen wird man bei viel
Sonnenschein im Nordosten und bei vielen Wolken und etwas Regen im
äußersten Südwesten des Landes.

In der Nacht zum Montag verlagert sich die Wetteraktivität dann in
den Südwesten Deutschlands. Dann stehen weniger einzelne lokale
kräftige Gewitter im Fokus, sondern etwas großräumigere gewittrige
Regenfälle, die weiterhin aber durchaus kräftig ausfallen können. Am
Montag verlagert sich die Gewittertätigkeit dann in den Süden. Da die
Luftmasse ähnlich zu der am Sonntag ist, besteht auch dort Potenzial
für Unwetter.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.05.2018

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