Thema des Tages

28-05-2018 10:20

Sturzfluten


Bereits am 13. Mai sorgten in Mitteldeutschland schwere Gewitter, die
sich in einer Tiefdruckrinne bildeten, für zahlreiche vollgelaufene
Keller und überflutete Straßen. Am vergangenen Donnerstag sind in
Teilen des Vogtlands durch stationäre Gewitter über 150 l/qm Regen in
wenigen Stunden gefallen. Die Folge waren teils verheerende
Überschwemmungen. Am gestrigen Sonntag waren nun Teile des Hunsrücks
und einige Orte in Nord- und Mittelhessen von Überflutungen
betroffen. Auch dort waren die Ursache sich nur sehr langsam
verlagernde Gewitter, die über 100 l/qm in kurzer Zeit brachten.
Spitzenreiter war die Station Bruchweiler im Kreis Birkenfeld mit
über 147 l/qm in 3 Stunden.

In diesem Mai scheinen sich Sturzfluten zu häufen. Ursache dafür ist
eine bestimmte Wetterlage, die als ?Tief Mitteleuropa? bezeichnet
wird und seit Mitte Mai mit kurzen Unterbrechungen die vorherrschende
Wetterlage ist. Kennzeichen für diese Wetterlage ist zunächst ein
Hoch über dem Nordmeer und Skandinavien, das die West-Ost-Zugbahn der
Tiefdruckgebiete in diesem Bereich blockiert. Südlich dieses
Hochdruckblocks herrscht in der Regel zumeist schwacher
Tiefdruckeinfluss, der aber oft bis in höhere Schichten wirksam ist.
In der feuchten subtropischen Luft, die südlich des Hochdruckgebiets
liegt, bilden sich tagsüber immer wieder Gewitter, die durch den kaum
vorhandenen Höhenwind nur sehr langsam ziehen und somit lokal für eng
begrenzte sintflutartige Regenmengen sorgen können.
Häufig kommt bei solchen Lagen noch hinzu, dass die Gewitter entgegen
ihrer Zugbahn neue Gewitterzellen anbauen. Das heißt, das Gewitter
zieht beispielsweise nach Nordwesten, aber an seinem Südostende
bilden sich immer wieder neue Gewitterzellen, sodass wiederholt
Gewitter über ein und denselben Ort ziehen. Dies war auch am
Donnerstag im Vogtland und am Sonntag im Hunsrück der Fall.

Zuletzt gab es eine ähnlich lang andauernde Wetterlage mit einem Tief
über Mitteleuropa vor genau 2 Jahren von Ende Mai bis Mitte Juni, die
ebenfalls zu massiven Schäden geführt hat. Zu erwähnen sei hier
unter anderem die Flut von Braunsbach am 30.05.2016. Damals lag das
Tiefdruckzentrum genau über Deutschland. In diesem Jahr ist das
Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa nicht ganz so kräftig ausgeprägt
und ist über Frankreich zentriert. Die Folge davon ist, dass der
Nordosten Deutschlands schon längere Zeit von dem Hochdruckgebiet
über Skandinavien beeinflusst wird und dort über Wochen Trockenheit
vorherrscht. In Teilen Brandenburgs wurde daher die höchste
Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen.

Diese Wetterlage ist im Allgemeinen sehr stabil und so kommt es auch
in den nächsten Tagen gebietsweise wieder zu unwetterartigen
Gewittern. Begleiterscheinungen sind in erneut heftiger Starkregen
und Hagel, sodass wieder lokal mit Sturzfluten gerechnet werden muss.
Nach einem relativen Minimum am heutigen Montag, an dem
unwetterartige Gewitter nicht ganz so häufig wie am Sonntag
auftreten, nimmt die Gewitteraktivität am Dienstag, abgesehen vom
Nordosten, wieder deutlich zu. Am Mittwoch konzentrieren sich die
Gewitter dann wahrscheinlich vorwiegend auf die Mitte Deutschlands.
Ab Freitag gelangt von Nordosten allmählich etwas trockenere Luft in
weite Teile Deutschlands, sodass die Gewitteraktivität in die
Südwesthälfte verdrängt wird.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.05.2018

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