Thema des Tages

06-06-2018 08:20

Gewitterreiche Tage

Nachdem sich am vergangenen Montag und Dienstag lediglich im
südlichen Bergland, also über dem Schwarzwald, der Alb, dem
Bayerischen Wald sowie am Alpenrand örtlich Gewitter bildeten, muss
am heutigen Mittwoch wieder etwas verbreiteter damit gerechnet
werden.

Denn es stellt sich erneut eine Wetterlage ein, wie wir sie auch in
den letzten Wochen erlebt haben. In der Südwesthälfte breiten sich
tiefer Luftdruck und eine schwüle und energiereiche Luftmasse aus.
Dabei bilden sich in Bodennähe sogenannte Tiefdruckrinnen aus, in
denen Luftmassen aus unterschiedlichen Richtungen zusammenströmen und
so zum Aufsteigen gezwungen werden, wodurch sich kräftige Gewitter
bilden können. Auch in bergigen Regionen wird die Luft zum Aufsteigen
gezwungen, weshalb sich bei der aktuellen Wetterlage dort häufiger
Gewitter bilden können.

Allerdings herrschen über Deutschland zurzeit nur sehr geringe
Luftdruckgegensätze, die Höhenwinde sind gering. Entsprechend
verlagern sich die Gewitter nicht oder nur kaum. Dadurch ist es
möglich, dass sie längere Zeit an Ort und Stelle für sintflutartige
Regenfälle und somit lokal eng begrenzt für Überschwemmungen an
kleinen Bächen und Flüssen sowie für vollgelaufene Keller und
überflutete Straßen sorgen. Umliegende Regionen sehen dagegen
mitunter keinen Tropfen an Regen.

Eine weitere Gefahr stellt der Hagel dar. Zwar fehlt es in der
Atmosphäre zurzeit meist an hochreichender Scherung, d.h. der
Änderung der Windgeschwindigkeit und ?richtung mit der Höhe, die
großen Hagel (mehrere Zentimeter im Durchmesser) begünstigt. Trotzdem
kann aufgrund der energiegeladenen Luft punktuell Hagel mit
Korngrößen um 3 cm auftreten. Allerdings ist es wahrscheinlicher,
dass bei stehenden oder langsam ziehenden Gewitterzellen größere
Mengen an kleinkörnigem Hagel (circa 0,5 bis 1,5 cm im Durchmesser)
ausgeworfen werden, die sich am Boden dann zentimeterhoch
akkumulieren und unter Umständen für größere Verkehrsbehinderungen
sorgen. Ein paar wenige kreative Köpfe nutzen hingegen die nur
langsam abschmelzenden Hagelkörner zur Kühlung ihrer
Erfrischungsgetränke.

Anders sieht es in der Nordosthälfte aus. Diese verbleibt weitgehend
unter Hochdruckeinfluss, der für absinkende Luftbewegungen sorgt,
wodurch dort die Wolkenbildung unterdrückt wird und sich die Sonne an
einem meist strahlend blauen Himmel zeigen kann. Die beiden
verantwortlichen Hochdruckgebiete haben auch einen Namen: Hoch
"Youenn" verlagert seinen Schwerpunkt über die Ostsee nach Polen.
Außerdem befindet sich über dem Europäischen Nordmeer ein weiteres
Hoch namens "Wilfried". Mit vereinten Kräften blockt dieses
Hochdruckbollwerk damit alle auflaufenden atlantischen Tiefausläufer,
die für einen Luftmassenwechsel und somit für ein Ende der Gewitter
in Deutschland sorgen könnten.

Somit muss am heutigen Mittwoch besonders südlich einer Linie von der
Eifel über die Rhön bis zum Erzgebirge mit einzelnen kräftigen
Gewittern gerechnet werden. Je weiter man dabei nach Süden geht,
desto größer wird die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines
Gewitters. Besonders im Bereich des Schwarzwalds und der Alb ist die
Unwettergefahr hoch. Und überall dort, wo ein Gewitter entsteht, muss
in der Folge lokal eng begrenzt mit heftigem Starkregen bis 40 l/qm
in kurzer Zeit gerechnet werden. Bei stehenden Gewittern sind sogar
um 60 l/qm in wenigen Stunden möglich. Außerdem können sich Hagel
oder Hagelansammlungen bilden sowie einzelne Sturmböen auftreten.

Am Donnerstag und am Freitag steigt dann die Gewittergefahr in der
gesamten Südwesthälfte an. Erneut bilden sich örtlich nur langsam
ziehende Gewitterzellen, die eng begrenzt mit sintflutartigen
Regenfällen einhergehen. Allerdings wird es dabei bei Weitem nicht
jeden treffen. So kann an einem Ort sprichwörtlich "die Welt
untergehen", während es 20 km weiter trocken bleibt. Und auch am
Wochenende muss gebietsweise mit weiteren teils kräftigen Gewittern
bis in den Unwetterbereich gerechnet werden.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.06.2018

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