Thema des Tages

06-06-2018 10:50

Gewitterreiche Tage

Nachdem sich am vergangenen Montag und Dienstag unter leichtem
Hochdruckeinfluss lediglich im südlichen Bergland, also über dem
Schwarzwald, der Alb, dem Bayerischen Wald sowie am Alpenrand örtlich
Gewitter bildeten, muss am heutigen Mittwoch wieder etwas
verbreiteter damit gerechnet werden, denn es stellt sich in nächsten
Tagen erneut eine Wetterlage ein, wie wir sie auch in den letzten
Wochen erlebt haben. Vor allem in der Südwesthälfte Deutschlands
sinkt der Luftdruck und es bildet sich eine Tiefdruckrinne aus, in
der am Boden die Luft aus gegensätzlichen Richtungen zusammenströmt
(Konvergenz) und zum Aufsteigen gezwungen wird. In der dort
zusätzlich vorherrschenden schwül-warmen und energiereichen Luftmasse
bilden sich im Bereich der Konvergenz bevorzugt kräftige Gewitter.
Auch in bergigen Regionen wird die Luft zum Aufsteigen gezwungen,
sodass bei der aktuellen Wetterlage dort ebenfalls häufiger Gewitter
entstehen können.

Da über Deutschland zurzeit nur sehr geringe Luftdruckgegensätze
vorherrschen und auch die Höhenwinde gering sind, werden sich die
Gewitter kaum verlagern. Dadurch ist es möglich, dass sie längere
Zeit an Ort und Stelle für sintflutartige Regenfälle und somit lokal
eng begrenzt für Überschwemmungen an kleinen Bächen und Flüssen sowie
für vollgelaufene Keller und überflutete Straßen sorgen. Umliegende
Regionen sehen dagegen mitunter keinen Tropfen an Regen.

Eine weitere Gefahr stellt der Hagel dar. Zwar fehlt es in der
Atmosphäre zurzeit meist an hochreichender Scherung (Änderung der
Windgeschwindigkeit und ?richtung mit der Höhe), die die Entstehung
von großem Hagel (mehrere Zentimeter im Durchmesser) begünstigt.
Trotzdem kann aufgrund der energiegeladenen Luft punktuell Hagel mit
Korngrößen um 3 cm auftreten. Allerdings ist es wahrscheinlicher,
dass bei stehenden oder langsam ziehenden Gewitterzellen größere
Mengen an kleinkörnigem Hagel (circa 0,5 bis 1,5 cm im Durchmesser)
ausgeworfen werden, die sich am Boden dann zentimeterhoch
akkumulieren und unter Umständen für größere Verkehrsbehinderungen
sorgen können.

Anders sieht es in der Nordosthälfte aus. Diese verbleibt weitgehend
unter Hochdruckeinfluss, der für absinkende Luftbewegungen sorgt,
wodurch dort die Wolkenbildung unterdrückt wird und sich die Sonne an
einem meist strahlend blauen Himmel zeigen kann. Die beiden
verantwortlichen Hochdruckgebiete haben auch einen Namen: Hoch
"Youenn" verlagert seinen Schwerpunkt über die Ostsee nach Polen und
Hoch "Wilfried", das über dem Europäischen Nordmeer verbleibt.

Somit muss am heutigen Mittwoch besonders südlich einer Linie von der
Eifel über die Rhön bis zum Erzgebirge mit einzelnen kräftigen
Gewittern gerechnet werden. Je weiter man dabei nach Süden geht,
desto größer wird die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines
Gewitters. Im Bereich des Schwarzwaldes und der Alb ist die
Unwettergefahr besonders hoch. Und überall dort, wo ein Gewitter
entsteht, muss in der Folge lokal eng begrenzt mit heftigem
Starkregen bis 40 l/qm in kurzer Zeit gerechnet werden. Bei stehenden
Gewittern sind sogar um 60 l/qm in wenigen Stunden möglich. Außerdem
können sich Hagel oder Hagelansammlungen bilden sowie einzelne
Sturmböen auftreten.

Am Donnerstag und am Freitag steigt dann die Gewittergefahr in der
gesamten Südwesthälfte an. Erneut bilden sich örtlich nur langsam
ziehende Gewitterzellen, die eng begrenzt mit sintflutartigen
Regenfällen einhergehen. Allerdings wird es dabei bei Weitem nicht
jeden treffen. So kann an einem Ort sprichwörtlich "die Welt
untergehen", während es nur wenige Kilometer weiter trocken bleibt.
Und auch am Wochenende muss gebietsweise mit weiteren teils kräftigen
Gewittern bis in den Unwetterbereich gerechnet werden. Nur im
Nordosten bleibt es weiterhin trocken.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.06.2018

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