Thema des Tages

29-06-2018 09:50

Ostseitenklima

Im Süden Chinas, in Südkorea und auf den südlichen Inseln Japans
herrscht "subtropisches Ostseitenklima". Ostseitenklimate sind, nomen
est omen, an den Ost- und Südostseiten der Kontinente anzutreffen,
neben Ostasien findet man sie hauptsächlich in Nord- und Südamerika
sowie in Australien. Die Winter in den küstennahen Gebieten Ostasiens
sind mild bis kühl und trocken, im Sommer wird es feucht und heiß.

Wetter und Klima werden dort vom Monsun bestimmt, also von der
Süd-Nord-Süd-Verlagerung der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ) im
Verlaufe eines halben Jahres. Unter der ITCZ versteht man einen in
West-Ost-Richtung verlaufenden, wenige hundert Kilometer breiten, mit
Verzögerung von etwa einem Monat den Sonnenhöchstständen folgenden
weltumspannenden Tiefdruckgürtel.

Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung erwärmt sich im Bereich
der ITCZ die untere Atmosphäre stark. Die feucht-warme Luft steigt
auf, expandiert und kühlt sich unter den Taupunkt ab, wobei der in
der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert. So entstehen mächtige,
hochreichende Quellwolkenkomplexe, aus denen gewittrige
Starkniederschläge fallen können.

Der Großteil des Jahresniederschlages der Region fällt folglich in
den Sommermonaten. Dabei organisieren sich die Niederschläge als
monsunartige Regenfront, die in Japan als "Baiu Zensen" bekannt und
im Mittel im späten Juni und frühen Juli zu beobachten ist.

Im Anschluss finden Sie oben eine vom koreanischen meteorologischen
Dienst (Korea Meteorological Administration - KMA) für den
26.06.2018, 00:00 Uhr UTC, herausgegebene Wetterkarte Ostasiens.
Dargestellt sind die Isobaren des Bodenluftdruckes im Abstand von
zwei Hektopascal sowie die üblichen Hoch- und Tiefdruckgebiete (engl.
H - High-Pressure Area, L - Low-Pressure Area). Warm- und Kaltfronten
wurden weggelassen, stattdessen ist die Ausdehnung der von der
"Monsunfront" beeinflussten Gebiete durch die grün schraffierte Linie
gekennzeichnet.

In der unteren Karte sind die in Ostasien innerhalb von
vierundzwanzig Stunden bis Dienstag, den 26.06.2018, 00:00 Uhr UTC
gefallenen und auf ganze mm (=L/m²) gerundeten Niederschlagsmengen
eingetragen. Besonders interessant ist das kleine Tiefdruckgebiet
über der Halbinsel Shandong im Zentrum der obigen Abbildung, das der
Region am Unterlauf des "Gelben Flusses" verbreitet sintflutartige
Regenfälle von mehr als 100 mm brachte (siehe untere Abbildung), die
sich einen Tag später auf der koreanischen Halbinsel fortsetzten.

Spitzenreiter in der ostasiatischen Regenstatistik ist allerdings die
südchinesische Station Qinzhou am Golf von Tonkin (Provinz Guangxi,
21°57'N, 108°37'E, 12 m Höhe ü.d.M.), wo 201,1 mm registriert wurden.
Auf den Plätzen folgen dann aber die in der eben betrachteten Provinz
Shandong gelegenen Stationen Yiyuan (36°11'N, 118°10'E, 302 m) mit
198,6 mm und Jinan 36°40'N, 117°00'E, 58 m) mit 136,9 mm.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.06.2018

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