Thema des Tages

11-07-2018 08:50

Taifun trifft auf China

Es ist gerade mal eine Woche her, seit der Taifun PRAPIROON im Süden
Japans und in Teilen Koreas mit hohen Windgeschwindigkeiten und
enormen Regenmengen für große Verwüstungen sorgte. Nun ist mit MARIA
bereits der nächste Taifun über das Ostchinesische Meer hinweggezogen
und bedroht derzeit den Osten Chinas.

Ihren Ursprung hatte MARIA am 2. Juli als Tropisches Tief südöstlich
der Insel Guam im westpazifischen Ozean. Zu diesem Zeitpunkt wies das
Tief etwa einen Kerndruck von 1004 hPa auf. Rasch entwickelte es sich
zu einem Tropensturm und zog als solcher über die Insel Guam hinweg.
Von dort setzte MARIA ihren Kurs nordwestwärts über den Westpazifik
fort und wurde bereits am 5. Juli bei einem Kerndruck von 940 hPa und
Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h zu einem Taifun
heraufgestuft. Den Höhepunkt seiner Entwicklung erreichte der
Wirbelsturm am 8. Juli über dem offenen Ozean als Taifun der höchsten
Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten bis zu 280 km/h bei einem
Kerndruck von 915 hPa. Ab Windgeschwindigkeiten von 240 km/h werden
Taifune vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) als Super-Taifun
bezeichnet. Das JTWC mit Hauptsitz auf Hawaii hat die Aufgabe,
Warnungen vor tropischen Wirbelstürmen für den westlichen und
südlichen Pazifik sowie den Indischen Ozean herauszugeben.

Am gestrigen Dienstag traf MARIA unter leichter Abschwächung als
Taifun der Kategorie 3 zunächst auf die zu Japan gehörende
Ryukyu-Inselkette und zog dort mit seinem Auge über die Insel
Miyakojima hinweg. Im Bereich des Taifuns wurden Böen bis 163 km/h
registriert. Nachfolgend erreichte MARIA in der Nacht zum Mittwoch
bei weiter abnehmender Intensität mit ihren Ausläufern den Nordteil
Taiwans. Laut örtlichem Wetterdienst brachte MARIA neben schweren
Sturmböen auch heftigen Regen. So fielen auf der Insel Peng-Chia Yu
nördlich von Taiwan 174 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 12
Stunden, in Taipeh waren es immerhin noch 92 Liter pro Quadratmeter,
wobei der Regen derzeit immer noch anhält.

Am heutigen Mittwochmorgen (Ortszeit) traf MARIA schließlich als
Taifun der Kategorie 2 südlich der Metropole Shanghai auf das
chinesische Festland. Am stärksten betroffen sind aktuell die
Provinzen Fujian, Zhejiang und Jiangxi. Dort meldeten die Städte
Fuzhou und Fuding Orkanböen. Hinzu kommt weiterhin kräftiger Regen.
In den küstennahen Regionen fielen bis zum frühen Mittwochnachmittag
allein innerhalb von sechs Stunden bereits um 60 Liter pro
Quadratmeter.

In den nächsten Stunden wird sich der Tropische Wirbelsturm auf
seinem weiteren Weg in Richtung Zentralchina zwar deutlich
abschwächen, mit starken Regenfällen (gebietsweise um 100 Liter pro
Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden) muss aber weiterhin gerechnet
werden.

Während die diesjährige Wirbelsturmsaison im Westpazifik schon einige
Taifune hervorgerufen hat, steht sie auf dem Westatlantik noch am
Anfang. Dort erreichte am Dienstagnachmittag (Ortszeit) der Tropische
Sturm CHRIS Hurrikanstärke und ist somit der zweite Hurrikan der
Saison. Der erste offizielle Hurrikan mit dem Namen BERYL hatte sich
Ende der vergangenen Woche weit östlich der Kleinen Antillen
gebildet. Er war nur sehr kurzlebig und ist in den letzten Tagen als
Tropisches Tief nordwestwärts über Puerto Rico und Teile Hispaniolas
hinweggezogen. Allerdings könnte er sich laut aktuellen Vorhersagen
im Laufe der Woche im Bereich der Bahamas erneut zu einem Hurrikan
verstärken.

CHRIS befindet sich derzeit vor der Küste North Carolinas und hat
bereits die Kategorie 2 erreicht. Nach jetzigem Stand wird er einen
Kurs Richtung Nordosten entlang der US-Küste einschlagen, sodass die
Gefahr eines sogenannten Landfalls nach jetzigem Stand nicht besteht.
Am 13. Juli erreicht CHRIS voraussichtlich das Seegebiet östlich von
Neufundland, wo er schließlich in die Nordatlantische Westwinddrift
aufgenommen und als außertropisches Tief ostwärts Richtung Europa
geführt wird. Ob und in welcher Form er dann Einfluss auf das
Wettergeschehen in Europa hat, ist aber derzeit noch nicht exakt
vorhersagbar.


Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.07.2018

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