Thema des Tages

28-07-2018 14:20

"Noche Tropical" in Hamburg-Neuwiedenthal

Die seit Dienstag andauernde Hitzewelle, welche am Donnerstag und am
gestrigen Freitag mit Tageshöchsttemperaturen von 37 °C ihren
vorläufigen Höhepunkt erreichte, sorgte dafür, dass vor allem in der
Westhälfte Deutschlands und dann - und das ist bemerkenswert - auch
im Norden die vergangenen Nächte als "warm und stickig" empfunden
wurden. Beispielsweise registrierte man in Hamburg-Neuwiedenthal
heute früh um 06:00 Uhr UTC ein Temperaturminimum von 21,0 °C! Man
schlief meistens schlecht und auch geöffnete Fenster bescherten in
den aufgeheizten Wohnungen kaum Abkühlung.

Die Temperatur sank insbesondere in den Innenstädten vielerorts nicht
unter die 20-°C-Marke, in solchen Fällen spricht man im
klimatologischen Sinne von einer "Tropennacht". Auf der unten
stehenden Karte finden Sie die Tiefsttemperaturen der vergangenen
Nacht und ihre Isothermen. Man beachte besonders die fette gelbe
20-°C-Isotherme, die große Teile des Nordens und Nordwestens umfasst.
Insgesamt war es in den beiden vergangenen Nächten im Ruhrgebiet,
aber auch im Osnabrücker Land und in Ostwestwalen am wärmsten.

Die für den heutigen Sonnabend und die Nacht zum Sonntag erwartete
und mit Blitz und Donner einhergehende Passage eines atlantischen
Frontensystems bringt nur vorübergehend etwas Abkühlung, denn das
steuernde und für hochsommerliche Verhältnisse durchaus mächtige
Tiefdruckgebiet JULI zieht nicht über Europa hinweg sondern verharrt
bis zu seiner Auffüllung über dem Nordostatlantik. Daher macht sich
bereits am morgigen Sonntag rasch wieder Hochdruckeinfluss breit, die
Sonne kann erneut kräftig einheizen und die Temperaturen wieder auf
Werte um 30 °C treiben.

Spätestens am Montag werden gebietsweise wieder Temperaturen um 35 °C
erreicht und die Schwüle macht sich erneut unangenehm bemerkbar. Wann
aber ist es schwül? Schwüle ist ein subjektives Empfinden, es gibt
keine eindeutige, meteorologisch fundierte Definition. Man kann aber
eine "Schwülegrenze" anhand einer Kombination von Werten im
Temperatur-Feuchte-Milieu festlegen. Ausgangspunkt einer
vereinfachten Betrachtung ohne die Berücksichtigung von
Wärmestrahlung, Luftbewegung sowie körperlicher Aktivität ist ein
absoluter Wert, und zwar ein Dampfdruck von 18,8 hPa, der einem
Taupunkt von 17 °C entspricht.

Je höher die Lufttemperatur ist, desto geringer wird die zur
Realisierung eines Dampfdruckes von 18,8 hPa notwendige relative
Feuchte. Bei einer aktuellen Temperatur von ca. 17 °C beträgt der
Sättigungsdampfdruck gerade 18,8 hPa, d.h. es müssen etwa 100 %
relative Feuchte herrschen, um Schwüle zu erreichen. Bei 20 °C werden
immerhin 80 %, bei 30 °C noch 44 % und bei 40 °C nur ca. 25 %
relative Luftfeuchte benötigt, um das Milieu als schwül zu empfinden.



Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.07.2018

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