Thema des Tages

07-06-2016 14:40

Von Starkregen und Fußball

Korrektur: Statt EM-Finale 1974: WM-Finale 1974

Tief ELVIRA und Tief FRIEDERIKE waren in den zehn Tagen die
Verantwortlichen für die tägliche Portion Gewitter, die vor allem in
den Nachmittags- und Abendstunden mit unwetterartigen
Begleiterscheinungen auftraten. Neben teils extrem heftigem
Starkregen, der sich durch das wiederholte Aufziehen mehrerer
Gewitterzellen zu hohen Regenmengen aufsummierte, brachten einige
Gewitter größeren Hagel und führten dabei teilweise zur Ausbildung
einer kniehohen Hagelschicht am Boden. Aber auch einige Tornados und
Trichterwolken ließen sich beobachten.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft bekam ebenfalls die
Auswirkungen dieser Gewitterlage beim Testspiel gegen die Slowakei am
Sonntag, den 29.05., in Augsburg zu spüren. Pünktlich zur Halbzeit
brachen unwetterartige Gewitter mit Hagel und Starkregen über sie
ein, sodass die Partie kurz vor dem Abbruch stand. Nach einer
zwangsweise verlängerten Halbzeitpause ging es jedoch für die DFB-Elf
weiter, auch wenn die zweite Halbzeit eher einer Wasserschlacht
glich.

Nun steht die Fußballeuropameisterschaft in Frankreich bevor und für
Fußballer und Fans bleibt nur zu hoffen, dass sich die
Wetterkapriolen von Augsburg nicht wiederholen. Immerhin gab es bei
vergangenen Europameisterschaften bereits ähnliche Szenen. Bei der
letzten EM im Jahr 2012 musste das Vorrundenspiel des französischen
Teams gegen den Co-Gastgeber Ukraine in der Donbass Arena in Donezk
bereits in der 5. Minute wegen eines Gewitters mit heftigem
Starkregen für fast eine Stunde unterbrochen werden.

Auch 2008 traten bei der EM in Österreich und der Schweiz in Wien
Unwetter auf. Bereits das erste Halbfinale zwischen Deutschland und
der Türkei wurde davon beeinflusst. Aufgrund von Stromschwankungen
kam es bei der weltweiten Fernsehübertragung zu zwei Unterbrechungen,
das ZDF sendete für kurze Zeit lediglich einen Livekommentar per
Telefon ins Studio. Zudem musste die dortige Fanmeile mit rund 25000
Fans wegen heftigen Starkregens und Böen bis in den Orkanbereich
geräumt werden. Selbst das Wiener Pressezentrum musste in der
Unwetternacht evakuiert werden. Auch das zweite Halbfinale am
darauffolgenden Tag zwischen Russland und Spanien begann bei
Gewittern und strömendem Regen sowie schlechten Platzverhältnissen.

Unvergessen bleibt aber die "Wasserschlacht von Frankfurt" bei der
Weltmeisterschaft in Deutschland aus dem Jahr 1974, als das WM-Finale
für die polnische Mannschaft zum Greifen nahe schien. Bereits vor dem
Spiel gegen das deutsche Team setzte ein Wolkenbruch das Spielfeld im
Frankfurter Waldstadion unter Wasser und sorgte für eigentlich
unbespielbare Platzverhältnisse. Mit Walzen und Pumpen versuchte die
Feuerwehr vergebens, das Feld von den riesigen Pfützen zu befreien.
Das Spiel fand trotzdem statt, Deutschland gewann am Ende mit 1:0
durch ein Tor von Gerd Müller und konnte durch einen Sieg über die
Niederlande im Finale den zweiten Weltmeistertitel feiern.

Und wie schaut es in diesem Jahr wettertechnisch für den Start der EM
aus? Nachdem auch Frankreich zurzeit von teils kräftigen Gewittern
heimgesucht wird, sorgt ein schwacher Zwischenhocheinfluss zum
Eröffnungsspiel der Equipe Tricolore am kommenden Freitag
(10.06.2016) gegen Rumänien im Stade de France in St. Denis, einem
nördlichen Vorort von Paris, für trockene Platzverhältnisse und
Spielbedingungen. Die Eröffnungszeremonie sowie das erste EM-Spiel
können Fußballfreunde bei abendlichen Temperaturen um 22 Grad
genießen.

Am darauffolgenden Sonntag, den 12.06., müssen sich dann "Jogis
Jungs" zum ersten Mal bei diesem Turnier gegen die Ukraine beweisen.
Allerdings sieht die Wetterprognose nach den aktuellen
Modellrechnungen keinen sonnigen Tag vor. Ein Tief über dem Atlantik
sorgt im Tagesverlauf mit wolkenreicher Meeresluft für etwas Regen.
Die Niederschlagssummen liegen jedoch weit unter den Mengen, die wir
zurzeit bei den kräftigen Gewittern erleben.

Für alle Fußball- und Wetterinteressierten bieten die Kollegen vom
französischen Wetterdienst eine 4-Tages-Prognose für die einzelnen
Standorte der Stadien während der Europameisterschaft an. Schauen Sie
doch einfach mal unter
http://www.meteofrance.com/weather-uefa-euro-2016 vorbei.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.06.2016

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