Thema des Tages

06-08-2018 08:50

Hitzewelle Sommer 2018 ? Einordnung und Ausblick

Die zurückliegenden Monate waren meteorologisch gesehen in großen
Teilen Deutschlands in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Nicht nur,
dass die Sonne außergewöhnlich viel und lang geschienen hat (siehe
Thema des Tages von gestern:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/8/5.html). Auch das
Niederschlagsdefizit weist im Rückblick der vergangenen vier Monate
regional neue Negativrekorde auf (siehe: https://www.dwd.de/DE/Home/_functions/aktuelles/2018/20180803_sommer2
018.html) Bemerkbar macht sich die Trockenheit nicht nur durch das
Austrocknen von Teichen und Flüssen (z.B. http://www.wn.de/Muenster/3416534-Historisch-niedriger-Wasserstand-im
-Aasee-Muensters-Gewaesser-trocknen-aus), sondern auch bei Bäumen
durch Blattabwurf
(https://www.helmholtz.de/erde_und_umwelt/wie_baeume_wasser_sparen/)
oder das Abbrechen ganzer Äste (Sommerbruch, z.B. https://www.wa.de/hamm/herringen-ort370529/trockene-aeste-fallen-bode
n-sommerbruch-auch-hamm-eine-gefahr-10090069.html).

Auch bei der Temperatur zeichnet sich in mancherorts mittlerweile ab,
dass die Hitzewelle 2018 aufgrund ihrer Andauer in die
Geschichtsbücher eingehen könnte oder schon eingegangen ist. Für die
nachfolgenden Betrachtungen werden die Temperaturmesswerte der Jahre
1961 bis 2018 verwendet. Für alle Jahre wurde für ausgewählte
Stationen die Anzahl der Sommertage sowie der heißen Tage errechnet.
Um die Andauer von sommerlichen Wetter bzw. Hitzewellen zu bestimmen,
wurde geschaut, an wie vielen Tagen am Stück (also ohne
Unterbrechung) Sommertage (>25 Grad) bzw. Hitzetage (>30 Grad)
aufgetreten sind.

Die Ergebnisse lassen sich den Grafiken entnehmen, die dem Tagesthema
angehängt wurden (zu finden unter www.dwd.de/tagesthema). Zunächst
einmal lässt sich zweifelsohne festhalten, dass man sich in großen
Landesteilen oberhalb eines durchschnittlich temperierten Sommers
bewegt. Das gilt sowohl für die Anzahl der Sommertage, wie auch der
Hitzetage. So wurden in Lingen und Hamburg bereits die Rekorde für
die meisten Sommertage überschritten. Im Vergleich: In Hamburg wurden
im vergangenen Jahr 2017 nur 18 Sommertage und kein einziger Hitzetag
registriert. Für einige andere Stationen ist ein neuer Rekord bei der
Anzahl der Sommer- und Hitzetage möglich, zum Teil auch
wahrscheinlich.
In den südlichen Landesteilen bewegt man sich zwar auch auf einem
überdurchschnittlichen Niveau, Rekorde sind dort aber nicht zu
erwarten.

Um die Qualität der aktuellen Sommer bzw. Hitzewelle zu beurteilen,
muss zudem ein Blick auf die Serie an Sommer- und Hitzetagen geworfen
werden. Bei den Sommertagen zeigt sich, dass sich gerade die
nördliche Mitte auf Rekordkurs bewegt, in Lingen, Köln, Hannover und
Chemnitz sind bereits neue Rekorde bezüglich der Andauer erreicht.
Bei der Andauer der Hitzewelle wurde der alte Rekord in Görlitz und
Nürnberg übertroffen und in Chemnitz eingestellt. In Frankfurt ist
absehbar, dass dieser im Laufe der Woche fällt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während die warme Jahreszeit in der
Nordhälfte außergewöhnlich und teils rekordverdächtig verläuft,
handelt es sich im Süden um einen überdurchschnittlichen aber nicht
außergewöhnlichen Sommer. Die Andauer der aktuellen Sommer-und
Hitzewelle ist vor allem in Teilen der Mitte beachtlich und teils
auch rekordverdächtig.

Und wie geht es nun weiter mit dem Sommer 2018. Nachdem am gestrigen
Sonntag vor allem die Nordhälfte einmal kurz durchatmen konnte, läuft
der Sommer in der ersten Wochenhälfte erneut zur Hochform auf.
Verbreitet werden heiße Tage erwartet, wobei Dienstag und Mittwoch
wohl den Höhepunkt darstellen. Den Prognosen nach wird ganz
vereinzelt sogar die 40 Grad Marke ins Visier genommen, ein
Überschreiten ist aber nach derzeitigem Stand wenig wahrscheinlich.

Am Donnerstag setzen sich zunächst im Nordwesten, zum Freitag dann
auch im Rest des Landes deutlich kühlere Luftmassen durch. Dabei wird
es weiterhin nicht unsommerlich sein, die Spitzenwerte werden aber
unterhalb der 30 Grad Marke zu finden sein. Vor allem nachts kann man
dann wieder richtig durchlüften. Ob die große Hitze damit endgültig
vorbei ist, steht noch in den Sternen. Rein statistisch sind
schließlich bis Anfang Oktober noch Hitzetage möglich (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2018/7/31.html)

Und eine Sache sei am Ende auch noch erwähnt. Trotz der nachlassenden
Hitze, eine durchgreifende Entspannung in Sachen Trockenheit ist
vielerorts zunächst nicht in Sicht.


Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.08.2018

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