Thema des Tages

13-08-2018 07:50

Eine heiße Mission

Mit zwei Tagen Verspätung hat es im zweiten Anlauf schließlich
geklappt: Am gestrigen Sonntag, dem 12.08.2018, startete von Cape
Canaveral in Florida die "Parker Solar Probe", die neueste
Weltraumsonde der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde (NASA). Diese
hat die Aufgabe, die Atmosphäre der Sonne (die sogenannte "Korona")
näher zu untersuchen. Dafür muss die Sonde bei der Mission extremer
Hitze und enormer solarer Strahlung standhalten. Die auf das
wissenschaftliche Gerät einwirkende Temperatur wird immerhin mit mehr
als 1300 Grad Celsius abgeschätzt.

Obwohl die Sonne unser wichtigster Himmelskörper ist, ist diese noch
relativ wenig mit Weltraumsonden erforscht. Durch die enorme Hitze in
der Nähe der Sonne war es bisher technisch nicht möglich, Sonden nahe
genug an die Sonne heranzuführen. Allerdings ist die aktuelle Mission
nicht die erste, die sich mit der Sonne beschäftigt. Bereits im Jahre
1974 startete die Bundesrepublik Deutschland gemeinsam mit den
Vereinigten Staaten die Sonde Helios 1. Zwei Jahre später folgte
schließlich wie geplant deren Zwilling Helios 2. Beide Sonden
untersuchten den Raum zwischen der Erde und unserem Zentralgestirn.
Helios 1 näherte sich dabei der Sonne auf etwas über 46 Millionen
Kilometern an, Helios 2 kam etwas näher an die Sonne heran. Die
technischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte machen es nun
aber möglich, dass sich die Parker Solar Probe der Sonne auf
voraussichtlich 6 Millionen Kilometer nähern wird.

Wie fast jede Weltraummission hat auch die aktuell gestartete
Untersuchung zum Ziel, mehr über die Entwicklung des Lebens auf der
Erde zu erfahren. Immerhin ist die Sonne der Lieferant von Licht und
Wärme für unseren Planeten. Außerordentlich wichtig ist aber auch,
dass die sogenannten "Sonnenwinde" besser verstanden werden. Solche
"Winde", die den Ausgang auf der Sonne haben, bestehen aus
ionisierten Gasen (hauptsächlich Wasserstoff) als Teilchenstrom. Der
"langsame" Sonnenwind erreicht dabei in Erdnähe eine Geschwindigkeit
von 300 bis 500 km/s, der "schnelle" Sonnenwind kann sogar bis zu 750
km/s schnell sein und braucht daher von der Sonne bis zur Erde nur 2
bis 4 Tage. Starke Sonnenwinde können vor allem die Kommunikation mit
Satelliten stören. Selbst auf der Erde sind bei vergangenen starken
Ereignissen elektronische Geräte in Mitleidenschaft gezogen worden.
Damit besteht ein erhöhtes Gefahrenpotential für unsere
Stromversorgung und die elektronische Kommunikation.

In Kenntnis der Gefährlichkeit von solchen solaren Winden gibt es mit
dem "Weltraumwetter" sogar eine eigene wissenschaftliche
Teildisziplin. Diese hat unter anderem zur Aufgabe, Sonnenwinde und
deren Stärke möglichst exakt zu prognostizieren. Mit solchen
Vorhersagen können zum einen die für unsere Gesellschaft mittlerweile
so wichtig gewordenen Satelliten, zum anderen die terrestrische
elektronische Infrastruktur besser geschützt werden. Immerhin hängen
auch die Wetterprognosen zu einem großen Teil von Messungen
entsprechender Satelliten ab. Würden einige davon zur gleichen Zeit
ausfallen, hätte das massive Folgen für die Wettervorhersagen. Diese
Gefahren wurden auch in Europa erkannt, daher wird die ESA
(Europäische Weltraumorganisation) im Jahre 2020 ebenfalls eine Sonde
zur Sonne schicken.

Doch kommen wir vom Weltraumwetter zurück zum aktuellen Wetter in
Deutschland. Am heutigen Montag wird es vor allem im Osten und
Südosten des Landes erneut heiß mit Temperaturen über 30 Grad.
Allerdings erreicht den Westen bereits die Kaltfront eines Tiefs mit
Kern über der Nordsee, am Abend wird diese auch in den östlichen
Landesteilen ankommen. Im Vorfeld dieser Front kommt es vor allem im
Südosten zu kräftigen Gewitterentwicklungen, die örtlich auch
unwetterartig mit heftigem Starkregen, Hagel und schweren Sturmböen
ausfallen können. Allerdings werden auch in den übrigen Regionen, das
heißt vor allem im Westen und Nordwesten, Schauer und Gewitter
entstehen, die mit Sturmböen einhergehen können.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.08.2018

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