Thema des Tages

15-08-2018 08:50

Regenzeit

Von kräftigem Regen können weite Teile Deutschlands aktuell nur
träumen. Vielerorts fehlt es schon seit Wochen an ausreichendem
Regen. Und auch wenn sich die Wettersituation aktuell in vielen
Regionen etwas wechselhafter gestaltet als dies in den
zurückliegenden Wochen oft der Fall war, so sind die Regenmengen, die
in den kommenden Tagen erwartet werden, doch bei weitem nicht
ausreichend, um das momentane Niederschlagsdefizit auszugleichen.

Während in Mitteleuropa allerdings auch ein verregneter Herbst oder
ein nasser Winter zum Auffüllen der Wasserspeicher beitragen können,
gibt es Regionen auf der Erde, in der eine einzige
Niederschlagsperiode, die Regenzeit, den Wasserbedarf auch für den
Rest des Jahres decken muss.

Eine solche Region ist die Sahelzone, die sich südlich an die
nordafrikanische Sahara anschließt (siehe Grafik). Dort fungiert der
August als Hauptwasserlieferant, Juli und September bringen dagegen
schon deutlich geringere Regenfälle, und der Rest des Jahres ist
oftmals "knochentrocken". Der Grund dafür liegt in der Verlagerung
der tropischen, äquatornahen Niederschläge im Laufe des Jahres. Sie
folgen nämlich mit einiger Verzögerung dem Sonnenstand, wandern also
im Sommer der Nordhalbkugel nach Norden, um sich im Nordherbst und
Nordwinter wieder nach Süden bis auf die Südhalbkugel zu verlagern
(in der Grafik sind auch beispielhaft vier Orte in der Sahelzone mit
ihren mittleren jährlichen und den Augustniederschlägen gezeigt).

Die Verlagerung der Niederschläge im Jahresverlauf bedeutet aber
auch, dass das Niederschlagsdefizit einer schwach ausgeprägten oder
"ausgefallenen" Regenzeit im restlichen Verlauf des Jahres nicht mehr
ausgeglichen werden kann - mit teils fatalen Folgen für die
Landwirtschaft und in der Folge für die Ernährungssituation der
Bevölkerung. Seit Jahrzehnten kämpft die Sahelzone daher immer wieder
mit Hungersnöten.

Immerhin: Die aktuelle Regenzeit zeigt sich von einer eher spendablen
Seite. Schon in den vergangenen Tagen wurden teilweise Regensummen
gemessen, die dem mittleren Augustniederschlag schon sehr nahe
kommen. Exemplarisch sind in der Grafik die 24-stündigen Regensummen
(jeweils bis morgens 08 MESZ) für die Stationen Nioro du Sahel,
Quahigouya und Biltine angegeben.

Und in den kommenden Tagen soll es feucht weitergehen. Die
grün-bläulichen Flächen in der Abbildung zeigen die von unserem
global rechnenden Wettervorhersagemodell ICON simulierten
48-stündigen Niederschlagsmengen bis Freitagmorgen. Verbreitet soll
es zu weiteren Regenfällen kommen, lokal und in der Spitze können bis
zu 60 mm zusammenkommen.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.08.2018

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