Thema des Tages

19-08-2018 08:20

Trockenheit - keine Entspannung

Rund 10 Tage liegt das Ende der lang anhaltenden und intensiven
Hitzewelle mittlerweile zurück. Während sich das Temperaturniveau
seitdem den Normalwerten angenähert hat, hat sich an der Trockenheit
in weiten Teilen des Landes jedoch nichts Grundlegendes geändert.
Schauer und Gewitter konnten nur kleinräumig für eine Linderung der
Dürre sorgen, großflächiger und lang anhaltender Regen blieb bis auf
den Süden und Südostens Bayerns aus. Häufig summieren sich die
Niederschläge in den vergangenen 30 Tagen nur auf rund 30 l/m², lokal
durch Gewitter und am Alpenrand teils auf 100 l/m². In
durchschnittlichen Jahren fällt in diesem Zeitraum etwa das Doppelte
an Niederschlag.

Doch nicht nur in den vergangenen Wochen, schon seit April, regional
sogar bereits seit Februar, ist die Witterung in großen Teilen
Deutschlands anhaltend trocken. Im Norden und Osten Deutschlands sind
häufig noch nicht einmal 300 l/m², östlich des Harzes gebietsweise
sogar weniger als 200 l/m² gefallen. Verbreitet müssten noch 300 bis
400 l/m² fallen um das Niederschlagsdefizit bis zum Jahresende
auszugleichen. Im Süden und im Bergland ist zwar bislang mehr
Niederschlag in den Messtöpfen registriert worden, dort sind aber
auch die mittleren Jahresmengen höher.

Das Niederschlagsdefizit macht sich in den Flüssen, Talsperren und
Seen durch immer niedrigere Pegelstände bemerkbar. Am Bodensee
beispielsweise liegen die Pegelstände um 60 (Obersee) bis 85 cm
(Untersee) unter den langjährigen Mittelwerten für den aktuellen
Zeitpunkt. Der Unterschied zwischen Ober- und Untersee kommt durch
die aufstauende Wirkung von Wasserpflanzen zustande, die einen
Ausgleich des Wasserspiegels behindern. Noch niedriger war der Pegel
seit 1981 nur im August der Jahre 2003 und 2006. Der Hochrhein wird
also derzeit mit wenig Wasser aus dem Bodensee gespeist. Da auch in
der Schweiz die vergangenen Monate recht trocken waren, liefert die
Aare weniger Wasser als üblich in den Rhein. So liegen die
Pegelstände entlang des gesamten Rheins auf einem sehr niedrigen
Niveau. Auf http://hochwasserzentralen.de/ finden Sie die Links für
die Hochwasserzentralen der verschiedenen Bundesländer mit
hydrologischen Berichten und aktuellen Pegelständen.

Kaum anders sieht es in den Talsperren Deutschlands aus, wobei es
hier regional noch größere Unterschiede des Füllstandes gibt. Der
Wasserstand im Edersee in Hessen beispielsweise, des volumenmäßig
drittgrößten Stausees Deutschlands, ist mittlerweile so weit
abgesunken, dass am 21.08.2018 voraussichtlich die Stützung der
Oberweser für die Schifffahrt eingestellt werden muss
(http://www.edersee.de/wasserstand/default.aspx). Durch den niedrigen
Wasserstand werden im Edersee versunkene Bauwerke freigelegt.

In den kommenden 7 bis 10 Tagen zeigen die verschiedenen
Wettermodelle kein durchgreifendes Ende der Trockenheit. Am Alpenrand
und an den Küsten von Nord- und Ostsee könnte es zwar zu
nennenswerten Niederschlägen kommen, in weiten Teilen des Landes
bleibt der mittlerweile von vielen herbeigesehnte Landregen aber nur
eine Erinnerung an vergangene Zeiten.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.08.2018

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst