Thema des Tages

23-08-2018 07:50

LANE bedroht Hawaii

Grundsätzlich entstehen tropische Wirbelstürme nur in Regionen der
Erde, wo hohe Wassertemperaturen und feucht-warme Luftmassen
vorherrschen. Dies sind ideale Ausgangsbedingungen für die Entstehung
von Gewitterclustern. Ist die ablenkende Kraft der Erdrotation
(Corioliskraft, siehe www.dwd.de/lexikon) ausreichend groß und die
Scherung des Windes in verschiedenen Höhen genügend klein, so kann
aus diesen Gewitterclustern ein riesiger Wirbel entstehen und sich
verstärken. Entsprechend bilden sich tropische Wirbelstürme meist nur
in den Tropen oder Subtropen, aber nicht direkt am Äquator aus.

Um tropische Wirbelstürme besser beschreiben zu können, werden diese
anhand der über 10 Minuten gemittelten Windgeschwindigkeiten in
verschiedene Intensitätsstufen eingeteilt: Bei der "tropischen
Depression" oder einem "tropischen Tief" handelt es sich um die
schwächste Stufe mit Windgeschwindigkeiten bis 63 km/h. Der
"tropische Sturm" bezeichnet die mittlere Stufe mit
Windgeschwindigkeiten bis 118 km/h und ab 119 km/h spricht man von
einem "tropischen Wirbelsturm mit Orkanstärke". Anhand der
Saffir-Simpson-Skala lassen sich diese tropischen Wirbelstürme dann
nochmals in Stärkekategorien 1 (schwacher Wirbelsturm,
Windgeschwindigkeiten bis 153 km/h) bis zur Kategorie 5 (verwüstend,
Windgeschwindigkeiten über 251 km/h) unterteilen. Die auftretenden
Spitzenböen können dabei jedoch weitaus höher ausfallen. Die
Saffir-Simpson-Skala für Hurrikane im Atlantik sollte jedoch nicht
mit anderen Skalen zur Charakterisierung tropischer Wirbelstürme
verwechselt werden, da diese sich in der Einteilung der Intensität
etwas unterscheiden können. Aber nicht nur durch die hohen
Windgeschwindigkeiten besteht bei einem Wirbelsturm große Gefahr für
die betroffenen Gebiete. Häufig kommt es auch zu sehr hohen
Niederschlägen, die Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge haben
und immense Schäden verursachen können.

Bereits am 15. August wurde LANE im nordöstlichen Pazifik als
tropische Depression geboren und erreichte am 17. August
Hurrikanstärke. Auf seinem Weg in nordwestlicher Richtung in den
Zentralpazifik intensivierte sich LANE weiter und wurde am gestrigen
Mittwoch unserer Zeit südöstlich von Hawaii sogar als Hurrikan der
höchsten Kategorie 5 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 257 km/h
eingestuft. Die Spitzenböen können dabei noch deutlich höher liegen.


Am heutigen Donnerstag hat sich LANE wieder leicht abgeschwächt und
wird "nur noch" als Kategorie 4 Hurrikan eingestuft. Außerdem wird
LANE neusten Vorhersagen zu Folge wohl nicht direkt auf Hawaii
treffen, wobei noch Unsicherheiten bestehen. In der von der NOAA
veröffentlichten Grafik kann man an der weiß eingefärbten Fläche die
Unsicherheit der Zugbahn sehen (siehe linke Grafik zum Thema des
Tages). Allerdings dreht LANE sehr knapp westlich von Hawaii unter
weiterer Abschwächung eine Schleife und kommt den Inseln somit
gefährlich nah. Dort muss man sich wohl in den kommenden Tagen auf
seine enormen Auswirkungen einstellen. Denn die weiterhin sehr hohen
Windgeschwindigkeiten sind sehr schadensträchtig und sintflutartige
Regenfälle (lokal im Stau auch über 500 Liter pro Quadratmeter)
können Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen (siehe dazu die
akkumulierten Niederschläge in der rechten Grafik zum Thema des
Tages). Außerdem muss unmittelbar an den Küsten auch mit Sturmfluten
gerechnet werden.

Dass ein Wirbelsturm direkt auf Hawaii trifft, ist übrigens sehr
selten. Lediglich zwei Wirbelstürme haben die Insel Kaua'i im Jahr
1959 (Dot) und 1992 (Iniki) direkt getroffen. Außerdem hat sich in
der Geschichte der Aufzeichnungen noch nie ein Wirbelsturm der
Kategorie 5 so nah einer hawaiianischen Insel genähert.

Aber nicht nur auf Hawaii geht es wirbelsturmtechnisch zurzeit die
Post ab. Auch im Nordwestpazifik herrscht aktuell rege Aktivität.
Allerdings kennt man den Wirbelsturm dort nicht als Hurrikan. Denn
die faszinierenden Stürme besitzen verschiedene Bezeichnungen, je
nachdem in welcher Region der Erde sie auftreten. Als Taifun
bezeichnet man Wirbelstürme, die über dem Nordwestpazifik und den
angrenzenden Randmeeren und Anrainerstaaten auftreten. Östlich der
Datumsgrenze sowie über dem Nordatlantik spricht man dagegen von
Hurrikans, also auch in Hawaii. Über dem Südwestpazifik und dem
Indischen Ozean nennt man sie dagegen Zyklonen.

Taifun SOULIK zog gestern bereits knapp südlich der japanischen
Hauptinsel Kyushu vorbei und schlägt heute eine nordöstliche Zugbahn
ein. Somit nimmt SOULIK Kurs auf Südkorea, wo zum Abend auf Land
treffen soll. Aber auch Japan wird nicht verschont bleiben. Denn es
macht sich bereits der nächste Taifun in diese Richtung auf. Taifun
CIMARON wird bereits im heutigen Tagesverlauf mit Hurrikanstärke auf
die Hauptinseln Honshu sowie Shikoku treffen (weitere Infos in Links
zum Thema des Tages).

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.08.2018

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