Thema des Tages

09-06-2016 14:40

Hoch Nordmeer-Island, überwiegend zyklonal

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer
Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese
ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus
resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe, sowie auch in den
darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die
Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der
Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des
betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine
Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Am heutigen Donnerstag befindet sich Mitteleuropa an der Ostflanke
einer Hochdruckzone, die sich von Westeuropa über Island bis nach
Grönland erstreckt. Die derzeitige Großwetterlage kann man als "Hoch
Nordmeer-Island" klassifizieren.

Allerdings schwindet der Zwischenhocheinfluss in Mitteleuropa und am
morgigen Freitag überquert uns eine weitere Kaltfront des
Tiefdruckgebietes GISELA II über Finnland und dem Baltikum. Daher
wird noch das Attribut "zyklonal" hinzufügt, das für
"tiefdruckbeeinflusst" steht. Die korrekte Bezeichnung lautet also
"Hoch Nordmeer-Island, überwiegend zyklonal" (wiss. Abkürzung HNz).

HNz zählt zu den gemischten Zirkulationsformen, d.h. die zonale, also
in West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente und der in
Nord-Süd-Richtung orientierte, meridionale Anteil, sind etwa in
derselben Größenordnung. Zur visuellen Unterstützung des eben
Erläuterten sei auf die im Internetangebot des Deutschen
Wetterdienstes angebotenen Boden- und Höhenwetterkarten verwiesen.

Im Zusammenspiel zwischen dem Hochdruckgebiet über dem Nordmeer und
tiefem Luftdruck über dem Ostseeraum wird seit gestrigem Mittwoch mit
nördlicher Strömung polare Meeresluft nach Deutschland geführt. Dabei
wurde die zuvor wetterwirksame feucht-warme "Gewitterluft" bereits
weitgehend nach Süden abgedrängt.

In diesem Zusammenhang kam es am Mittwoch und in der vergangenen
Nacht erneut verbreitet zu teils gewittrigen und gebietsweise
unwetterartigen Niederschlägen, die sich am Alpenrand in Form von
Dauerregen noch bis heute Abend fortsetzen.

Unten finden Sie eine Karte Süddeutschlands mit den auf ganze mm (=
L/m²) gerundeten, innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis heute
früh, 09.06.2016, 06:00 Uhr UTC, gefallenen Niederschlagsmengen.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.06.2016