Thema des Tages

26-08-2018 07:50

Was trübt unseren Himmel?

In der Nähe von Treuenbrietzen in Brandenburg brennt es seit
Donnerstagabend. Der Brandgeruch und die Rauchwolken zogen bis ins
gut 50 km entfernte Berlin. Aber es geht auch über größere
Entfernungen: Am frühen Samstagmorgen, 25.08.2018, zeigten sich im
sichtbaren Satellitenbild sehr deutlich dünne gelb-grüne bis ins
Braune gehende Schlieren. Schnell war klar, dass es sich um "Wolken"
in hoher Höhe handeln muss, über die Ursache konnten wir aber anfangs
nur spekulieren.

Ein gut sichtbarer Bogen von etwa 80 km Breite erstreckte sich von
der Mitte Deutschlands über Frankreich bis nach Großbritannien. Von
dort aus konnte man den Weg weiter verfolgen bis nach Island und
Grönland. Anschließend verschwammen die Signale zu stark um einen
weiteren Weg auszumachen. In den europäischen Webcams unter dem
Wolkenband konnte man milchigen Sonnenschein und eine gelblich-braune
Trübung des Himmels erkennen. Dieses Bild gab es schon häufiger in
den letzten Tagen. Nun könnte man meinen es sei Saharastaub,
schließlich sorgt der ja immer mal wieder für eine Trübung unserer
Luft, aber die Strömung passt nicht ganz ins Bild und auch die
Ausbreitungsrechnung der Universität von Athen entkräftete diese
Theorie ganz schnell.

Die Berechnung der Rückwärtstrajektorie, also die Berechnung des
zurückgelegten Weges eines Luftteilchens über uns, ergab als Ursprung
der in West- und Mitteleuropa vorherrschenden Luftmasse Nordamerika.
Die Aerosolverteilung in der Luft, die sich in den von der NASA
publizierten Satellitenbildern darstellen lässt, hat dann die
ausgedehnten Waldbrände in Kanada als Verursacher der Schlieren und
Himmelstrübungen über Europa ausmachen lassen. Von Nordamerika aus
machte sich seit Anfang der Woche Staub und Ruß mit westlicher
Windrichtung auf in Richtung Atlantik und Grönland. Mit dem relativ
schmalen Band des Jetstreams (siehe Thema des Tages vom Samstag,
25.08.2018) breiteten sich diese mit geringer horizontaler Ausdehnung
bis nach Europa aus und wurden um den durchschwenkenden Trog herum am
gestrigen Samstag allmählich bis zu uns gelenkt.

Im Laufe des Samstagvormittags lösten sich die Schlieren am Himmel im
sichtbaren Satellitenbild allmählich auf. Dies lässt sich mit der
höher stehenden Sonne erklären, die die Wolken nun anders anstrahlte.
Am Samstagabend und auch am Sonntagmorgen waren wieder dünne
gelb-grünliche Schlieren im Satellitenbild zu finden. In der
kommenden Woche verschiebt sich der Polarjet wieder etwas nach
Norden, so dass Ruß- und Staubpartikel zumindest am
mitteleuropäischen Himmel seltener zu Trübungen führen werden.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.08.2018

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