Thema des Tages

07-09-2018 07:50

Tipps, um beim Bergwandern keine Überraschung zu erleben

Schien am Morgen noch die Sonne von einem strahlend blauen Himmel und
ließ der Wetterbericht zudem verlauten "Heute 25 bis 30 Grad, viel
Sonnenschein, nur selten Schauer,...", wurde der Zusatz "...in den
Bergen auch Gewitter." wegen der Vorfreude auf den Apfelstrudel mit
Vanillesoße auf der Almhütte schon überhört. Die Sonnenmilch wurde
sicherlich noch eingepackt, ist sie in den Bergen doch extrem
wichtig. Aber die kurze Hose sowie die leichte Jacke im Rucksack
können bei diesen Aussichten schon deutlich zu wenig Kleidung für
Wanderungen in luftiger Höhe sein.

Der Wetterbericht übermittelt Ihnen nicht nur das Wetter im Tal, auch
weist er Sie auf das Temperaturniveau auf den Berggipfeln hin. Gibt
es am Morgen viel Sonne und werden am Nachmittag Schauer und einzelne
Gewitter vorhergesagt, deutet dies auf eine labil-geschichtete
Atmosphäre hin. Das heißt, die Temperatur nimmt - wie üblich - mit
zunehmender Höhe ab, dies aber spürbar! Sie können die Temperatur auf
den Bergen sogar selbst abschätzen. Befinden Sie sich an einem
heiteren Tag am Fuße des Berges oder an der Seilbahnstation in 1500
Meter Höhe und wollen bis auf 2500 Meter hinauf, können Sie davon
ausgehen, dass die Temperatur alle 100 Meter um ca. 1 Grad abnimmt.
Bei einer Höhendifferenz von 1000 Metern sind dies also 10 Grad. Sind
im Tal noch sommerliche 25 Grad Celsius, so ist es auf dem Berg mit
15 Grad Celsius recht frisch. Verdecken die Wolken am Nachmittag die
Sonne, wird es auf dem Gipfel kühl. Gern weht dort auch noch ein
stärkerer Wind als am Fuße des Berges. So ist es immer ratsam eine
lange Hose, einen Pullover oder eine Jacke und für die Kleinen ein
zusätzliches Paar Socken sowie eine Mütze im Rucksack dabei zu haben.


Die Schauer und Gewitter, die lokal erwartet werden, sollten
ebenfalls ernst genommen werden! Solch ein Wetterumschwung kann sich
im Gebirge recht schnell ereignen. So schnell sind Sie nicht wieder
vom Gipfel herunter. Niederschlag entsteht, wenn Feuchte aufsteigt
und der Wasserdampf in kühleren Schichten kondensiert. So bildet sich
zunächst eine Wolke. Kann diese den kondensierten Wasserdampf nicht
mehr halten, fällt Niederschlag. In den Bergen wird das Aufsteigen
durch die vorhandene Orografie (das Gelände) verstärkt. Dort
entwickeln sich bevorzugt Schauer und Gewitter. Die Chance von einem
kräftigen Schauer oder gar Gewitter erwischt zu werden, ist in den
Bergen häufig höher als im Flachland. Einen Schauer können Wanderer
ja noch halbwegs verkraften. Man ist ja "nicht aus Zucker". Bei einem
Gewitter sollten Wanderer allerdings rasch Schutz aufsuchen. Weder
eine Buche, noch eine Eiche bieten Schutz! Am ehesten sind Wanderer
in einer festen Hütte, vorzugsweise mit Blitzableiter, vor einem
Blitzeinschlag sicher. Ist kein Gebäude in Sicht, suchen Sie eine
Senke auf, in der Sie sich mit geschlossenen Füßen auf dem Boden in
die Hocke begeben!

Ebenfalls verblüffend kann zu dieser Jahreszeit ein Wintereinbruch in
großen Höhen sein. Gerade für Bergwanderer, die von Hütte zu Hütte
ziehen, kann es schnell eine weiße Überraschung am Morgen geben,
obwohl man am Vortag noch bei Sonnenschein und 25 Grad im Tal
gestartet war. Nach einem Kaltfrontdurchgang kann es durchaus üblich
sein, dass sich die Berggipfel am nächsten Morgen in einem weißen
Kleid zeigen und die Temperatur deutlich abgesackt ist.

Seien Sie immer wachsam und behalten Sie das Wetter beim Wandern im
Auge! In den Bergen sollte man für alle Eventualitäten gewappnet
sein! Dann können Sie die ungestörte Natur mit wundervollen
Wolkenstrukturen und mit Glück die Fernsicht bis in 100, 200 oder gar
300 Kilometer Entfernung genießen.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.09.2018

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