Thema des Tages

08-09-2018 07:50

Rushhour auf Atlantik und Pazifik

Die potenziell größte Gefahr im Atlantik stellt aktuell (08.09.2018)
der Tropische Sturm FLORENCE dar. Zwar befindet sich FLORENCE noch
mitten auf dem Atlantik und damit weit weg von Landmassen, doch in
den kommenden Tagen bewegt sich der Sturm immer weiter nach Westen.
Mitte kommender Woche, wahrscheinlich aber nicht vor Donnerstag,
könnte er dann auf die amerikanische Ostküste treffen. Die
Wahrscheinlichkeit für einen "Landfall" hat sich in den vergangenen
Tagen kontinuierlich erhöht, ein rechtzeitiges Abdrehen nach Norden
vor der Küste ist zwar weiterhin möglich, aber deutlich
unwahrscheinlicher geworden. FLORENCE ist aktuell "nur" ein
tropischer Sturm, in den kommenden Tagen werden die meteorologischen
Bedingungen aber günstiger (höhere Wassertemperatur und keine große
Windänderung innerhalb der verschiedenen Schichten der Troposphäre
mehr) für eine Verstärkung und Anfang kommender Woche ist eine
Intensivierung zum starken Hurrikan (Kategorie 3 oder höher)
wahrscheinlich. Aktuelle Informationen zu FLORENCE finden Sie bei den
US-amerikanischen Kollegen vom National Hurricane Center, kurz NHC:
https://www.nhc.noaa.gov/.

Dort sehen Sie derzeit auch, dass FLORENCE nicht der einzige Sturm
auf dem Atlantik ist. Direkt vor dem afrikanischen Kontinent, nahe
der Küste Senegals, hat sich am gestrigen Freitag der Tropische Sturm
HELENE gebildet und dieser könnte den südlichen Kapverdischen Inseln
in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag (09.09.2018) stürmisches und
sehr nasses Wetter bringen. Auf ihrem weiteren Weg nach Nordwesten
liegt dann für absehbare Zeit keine weitere Landmasse auf der Zugbahn
von HELENE, die sich wahrscheinlich allmählich zum Hurrikan
verstärken wird.

Weiter westlich auf dem Atlantik befindet sich derzeit eine Tropische
Depression (Vorstufe zum Tropischen Sturm). Dieses Tief findet
ebenfalls gute Entwicklungsbedingungen vor und wird sich auf dem Weg
nach Westen wahrscheinlich zum Hurrikan (nächster Name wäre ISAAC)
entwickeln. Mitte kommender Woche könnten dann die Kleinen Antillen
in der östlichen Karibik vom potenziellen Hurrikan ISAAC getroffen
werden. Noch ist allerdings viel Zeit bis dahin, aktuelle
Informationen finden Sie auch zu diesem möglichen Wirbelsturm auf der
Webseite des NHC.

Doch nicht nur auf dem Atlantik tummeln sich (potenzielle)
Wirbelstürme, auch auf dem Pazifik treiben Hurrikane/Taifune ihr
Unwesen. Im Zentralpazifik liegt das Augenmerk auf OLIVIA, die sich
als Hurrikan mit westlichem Kurs Hawaii nähert. Aktuellen
Modellprognosen nach wird OLIVIA zum Mittwoch hin die Inselgruppe als
dann abgeschwächter Tropischer Sturm erreichen. Die Hauptgefahr liegt
dann weniger in hohen Windgeschwindigkeiten als in großen
Regenmengen, die OLIVIA auf Hawaii abladen könnte. Ende August sorgte
der Tropische Sturm LANE bereits für Schäden durch seine großen
Regenmengen. Informationen zu OLIVIA gibt es ebenfalls bei den
Amerikanern: http://www.prh.noaa.gov/cphc/

Im Westpazifik entwickelt sich derzeit zudem der Taifun MANGKHUT.
Dieser findet von allen genannten Stürmen die besten Bedingungen
(sehr hohe Wassertemperaturen um 30 Grad) vor und soll sich
dementsprechend rasch und markant verstärken. Wie bereits die anderen
angesprochenen Wirbelstürme bedroht auch MANGKHUT in einigen Tagen
Land, genauer gesagt Guam, die südlichste und größte Insel des
Marianen-Archipels. Guam gehört zu den Außengebieten der USA.
Informationen zu Wirbelstürmen im Westpazifik finden Sie unter
folgender Adresse: http://www.metoc.navy.mil/jtwc/jtwc.html

Zusammenfassung: Mehrere zum Teil sehr entwicklungsgünstig gelegene
und damit potenziell starke Wirbelstürme könnten in der kommenden
Woche über Inselgruppen hinweg- oder auf den amerikanischen Kontinent
ziehen. HELENE bringt zudem den Kapverdischen Inseln wahrscheinlich
bereits an diesem Wochenende stürmisches Wetter. Dass so viele
verschiedene Regionen beinahe gleichzeitig von Wirbelstürmen bedroht
sind, ist außergewöhnlich.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.09.2018

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