Thema des Tages

19-09-2018 06:50

Was wirbelt denn dort übers Feld?

Aufgrund der große Dürre in diesem Sommer und Frühherbst und der
immer noch sehr hohen Temperaturen, sind auf den ausgetrockneten,
abgeernteten Feldern momentan häufig Staubteufel zu sehen. Dieser
engbegrenzte Wirbelwind, auch Staubwirbel, Sandwirbel oder im
Englischen dust devil genannt, gehört zu den sogenannten
"Kleintromben". Dies sind lokale, eng begrenzte und sehr heftige, um
eine vertikale Achse rotierende Luftwirbel mit einer kurzen
Lebensdauer und einer geringen vertikalen Ausdehnung. Nicht zu
verwechseln mit Großtromben, zu denen Tornados gehören.

Staubteufel entstehen meist an windschwachen Sommertagen, wenn mit
einsetzender Thermik (siehe Thema des Tages vom 09.09.2018) extrem
heiße Luft plötzlich aufsteigt. Untersuchungen haben gezeigt, dass
starke superadiabatische Bedingungen am Boden in Verbindung mit
Erdbodentemperaturen von bis zu 60 Grad die Bildung von Staubteufeln
fördern. Superadiabatisch heißt, dass sich die Luft vom Erdboden
ausgehend mit der Höhe extrem schnell abkühlt, bzw. andersherum, dass
die Lufttemperatur je näher man dem Boden kommt, ausgesprochen
schnell ansteigt. Ein typischer Temperaturgradient ist in diesem Fall
0,9 Grad pro Meter in einer Schicht zwischen 0,15 und 2,50 Meter über
Grund. Die aufsteigende Luft wird durch Turbulenzen und
Windgeschwindigkeitsunterschiede in den untersten Schichten der
Atmosphäre in Rotation versetzt. Die Drehrichtung des Wirbels ist
dabei zufällig und wird aufgrund der geringen horizontalen Ausdehnung
nicht von der Corioliskraft (siehe DWD-Lexikon) beeinflusst.
Staubteufel haben typischerweise einen Durchmesser von weniger als 20
Meter und eine Lebensdauer von einigen Minuten. Jedoch wurden auch
schon außerordentlich große Tromben dieser Art mit einem Durchmesser
von 100 Meter beobachtet. Sichtbar werden diese Kleintromben nur,
wenn Staub- oder Sandpartikel, Blätter oder andere leichte
Gegenstände durch die Luft gewirbelt werden. Daher auch der Name:
Staubteufel.

Heute abseits der Gewitter, vor allem aber morgen bietet sich noch
einmal die Südosthälfte Deutschlands für die Beobachtung von
möglichen Staubteufeln an. Dort scheint die Sonne und es weht meist
ein schwacher Wind, so dass sich die Luft über dem Erdboden stark
aufheizen kann. Gestern wurden bei strahlendem Sonnenschein und
schwachem Wind im Osten und Süden des Landes bspw. Belagstemperaturen
von 35 bis 45 Grad gemessen. Halten Sie doch mal Ausschau! Vielleicht
bekommen Sie eine Kleintrombe vor die Linse.

Ganz ungefährlich sind Staubteufel aber nicht. Sie können mitunter
Windgeschwindigkeiten erreichen, die Sie nicht mehr auf den Beinen
stehen lassen. Ganz zu schweigen von umhergewirbelten größeren,
leichten Gegenständen, die Sie verletzen könnten. Die Autorin hatte
bei Ihrer ersten Sichtung eines Staubteufels Glück, da sie sich
gerade in ihrem Auto befand und der Staubteufel dieses nur kurz zum
Wackeln brachte, als er ihren Weg kreuzte. Die angehängten Bilder
zeigen Staubteufel in Kalifornien/USA. Sie sind zwar nicht die ganz
großen Hingucker, aber waren es doch die ersten Staubteufel, die die
Autorin zu Gesicht bekam...

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.09.2018

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